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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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mein Leben in den letzten Jahren? Was gibt es schon, das mir wirklich fehlen würde? Treppen? Suppe? Schmerz? In der Dunkelheit zu liegen und mich von den Erinnerungen vergangener Taten quälen zu lassen? Morgens beim Aufwachen den Gestank meiner eigenen Kacke zu riechen? Werde ich meine Teestunde mit Ardee West vermissen? Vielleicht ein wenig. Aber die Teestunden mit dem Erzlektor? Wenn ich so darüber nachdenke, dann frage ich mich, wieso ich es nicht schon vor Jahren selbst getan habe.
Er starrte in die Augen seiner Mörderin, hart und hell wie gelbes Glas, und er lächelte. Ein Lächeln reiner Erleichterung. »Ich bin bereit.«
    »Wofür?« Sie drückte ihm etwas in die schlaffe Hand. »Wenn du noch mehr mit Bayaz zu regeln hast, dann lass mich dabei aus dem Spiel. Das nächste Mal werde ich nicht so freundlich sein.« Langsam zog sie sich zur Tür zurück, ein helles Rechteck vor der schattendunklen Wand. Dann wandte sie sich um, und die Tritte ihrer Stiefel auf dem Korridor wurden leiser. Abgesehen von dem leisen Tropfgeräusch des Wassers, das von seinem nassen Mantel rann, war schließlich alles still.
    Und so scheint es, habe ich überlebt. Wieder einmal.
Glokta hob die Augenbrauen.
Der Trick ist vielleicht, es nicht zu wollen.

DER VIERTE TAG
    Dieser Ostländer war ein hässlicher Drecksack. Ein riesiger, breiter Kerl, von Kopf bis Fuß in stinkende, halb gegerbte Felle und ein bisschen verrosteten Kettenpanzer gehüllt, der jedoch mehr als Schmuck diente, als dass er wirklich Schutz geboten hätte. Fettiges schwarzes Haar, hier und da mit roh geschmiedeten Silberringen zusammengehalten und durchfeuchtet vom dünnen Regen. Eine große Narbe lief über eine Wange, eine zweite über seine Stirn, und sie waren umgeben von den zahllosen Kerben und Kratern kleinerer Wunden und Furunkel, die er als Junge gehabt hatte. Die Nase war platt und zur Seite geknickt wie ein verbogener Löffel. Seine Augen kniff er vor Anstrengung zusammen, die gelben Zähne, von denen vorn zwei fehlten, waren gebleckt. In die Lücke hatte er seine graue Zunge gepresst. Es war ein Gesicht, das nichts anderes kannte als den Krieg. Ein Gesicht, das durch das Schwert und die Axt und den Speer lebte und jeden Tag, den es am Leben blieb, als unerwartetes Geschenk betrachtete.
    Für Logen war es beinahe, als ob er in einen Spiegel blickte.
    Sie hielten sich umfasst wie zwei ungeschickte Liebende, die nichts von dem wahrnahmen, was sich um sie herum abspielte. Sie schwankten vor und zurück und torkelten dabei wie zwei ringende Betrunkene. Sie zupften und zerrten, bissen und stachen, packten und schubsten, in wilder Wut angespannt, und bliesen sich sauren Atem ins Gesicht. Ein hässlicher, ermüdender und tödlicher Tanz, und währenddessen fiel unablässig der Regen.
    Logen bekam einen schmerzhaften Tritt in den Bauch und musste sich drehen und winden, um einen zweiten abzuschwächen. Im Gegenzug versuchte er es mit einer halbherzigen Kopfnuss, aber es gelang ihm lediglich, Drecksacks Gesicht mit seiner Stirn zu streicheln. Dann wurde er beinahe umgeworfen und kam ins Stolpern, und er fühlte, wie der Ostländer sein Gewicht verlagerte und versuchte, einen guten Stand dafür zu finden, ihn richtig aufs Kreuz zu legen. Aber schließlich schaffte es Logen, ihm den Oberschenkel in die Nüsse zu rammen, bevor der andere dasselbe tun konnte, und das reichte, damit ganz kurz die Kraft aus dem Klammergriff wich und er seine Hand an Drecksacks Hals legen konnte.
    Mit Gewalt schob Logen die Hand weiter nach oben, einen schmerzvollen Zoll nach dem nächsten, und sein ausgestreckter Zeigefinger kroch über das narbige Gesicht des Ostländers, während der Mann mit schielendem Blick zusah und versuchte, den Kopf wegzudrehen. Schnell packte er nun schmerzhaft hart Logens Handgelenk und versuchte es wegzuziehen, aber Logen hatte die Schulter leicht geneigt und setzte sein Gewicht richtig ein. Der Finger schob sich an dem verzerrten Mund vorbei, an der Oberlippe und in Drecksacks gebogene Nase, und Logen fühlte, wie sein abgebrochener Fingernagel sich in das Fleisch an der Innenseite grub. Er bog den Finger, bleckte die Zähne und drehte seinem Gegner die Nase um, so gut es ging.
    Der Ostländer zischte und trat mit den Füßen, aber er saß fest. Ihm blieb keine andere Wahl, als Logens Handgelenk mit der anderen Hand zu packen und so den bohrenden Finger aus seiner Nase zu ziehen. Aber damit hatte Logen nun eine Hand frei.
    Schnell riss er das Messer

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