Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
Vom Netzwerk:
Kuppeldächern sich das Sonnenlicht spiegelte. Das Haus des Schöpfers ragte über der Stadt empor, aber selbst das abschreckende, massige Gebäude schien jetzt auf gewisse Weise Wärme und Sicherheit auszustrahlen.
    Er war zu Hause. Er hatte überlebt. Ihm war, als ob es hundert Jahre her sei, dass er am Bug eines nicht ganz unähnlichen Schiffes gestanden hatte, kläglich und verloren, und zugesehen hatte, wie Adua traurig aus seinem Blickfeld entschwand. Allmählich konnte er über dem Schmatzen der Wellen, dem schlagenden Segeltuch und den Schreien der Seevögel den noch entfernten Lärm der Stadt heraushören. Er klang wie die erhabenste Musik in seinen Ohren. Er schloss die Augen und zog scharf die Luft durch die Nase ein. Der faulige, salzige Geruch der Bucht lag süß wie Honig auf seiner Zunge.
    »Man möchte glauben, Sie hätten unsere Reise genossen, Herr Hauptmann?«, fragte Bayaz triefend vor Ironie.
    Jezal konnte nur grinsen. »Ich genieße vor allem ihr Ende.«
    »Zu Niedergeschlagenheit besteht kein Anlass«, warf Bruder Langfuß ein. »Oft erweist eine schwierige Fahrt ihren vollen Nutzen erst lange Zeit nach der Rückkehr. Die Entbehrungen sind kurz, aber die Weisheit, die man erwirbt, hält ein ganzes Leben!«
    »Hm.« Der Erste der Magi verzog den Mund. »Nur der Weise erlangt Weisheit auf seinen Reisen. Der Ungebildete kehrt unwissender denn je zurück. Meister Neunfinger! Seid Ihr entschlossen, in den Norden zurückzukehren?«
    Logen hörte kurz damit auf, schlecht gelaunt über das Wasser zu blicken. »Für mich gibt es keinen Grund zu bleiben.« Er warf Ferro einen schnellen Seitenblick zu, den sie böse erwiderte.
    »Was glotzt du mich so an?«
    Logen schüttelte langsam den Kopf. »Weißt du was? Ich habe verdammt noch mal keine Ahnung.« Wenn es je etwas zwischen den beiden gegeben hatte, das man auch nur entfernt als Romanze hätte bezeichnen können, dann schien es sich inzwischen unabänderlich in mürrische Abneigung verwandelt zu haben.
    »Nun«, sagte Bayaz und hob die Brauen, »wenn Ihr dazu entschlossen seid.« Er streckte dem Nordmann die Hand hin, und Jezal sah ihnen beim Händeschütteln zu. »Gebt Bethod einen Tritt von mir, wenn Ihr ihn unter Eurem Stiefel habt.«
    »Das werde ich, es sei denn, er erwischt mich mit seinem zuerst.«
    »Es ist niemals leicht, nach oben zu treten. Ich danke Euch für Eure Hilfe und für Euer höfliches Entgegenkommen. Vielleicht werdet Ihr eines Tages wieder einmal mein Gast sein, oben in der Bibliothek. Wir werden auf den See hinausblicken und über unsere Abenteuer im Westen der Welt lachen.«
    »Darauf werde ich hoffen.« Aber Logen sah nicht so aus, als ob viel Lachen oder Hoffnung in ihm steckten. Er wirkte wie ein Mann, dem nicht mehr besonders viele Möglichkeiten offen standen.
    Schweigend sah Jezal zu, wie die Taue zum Kai hinuntergeworfen und festgemacht wurden, wie sich die lange Planke dem Ufer entgegenschob und über die Steine schrammte. Bayaz rief seinen Lehrling. »Meister Quai! Zeit, an Land zu gehen!« Der bleiche junge Mann ging nach seinem Meister vom Schiff, ohne sich noch einmal umzusehen. Bruder Langfuß folgte ihnen.
    »Dann viel Glück«, sagte Jezal und bot Logen seine Hand.
    »Dir auch.« Der Nordmann grinste, übersah die Hand und zog ihn in eine feste, unangenehm riechende Umarmung. Sie verharrten für einen gleichermaßen berührenden und peinlichen Augenblick in dieser Haltung, dann klopfte ihm Neunfinger auf den Rücken und ließ ihn los.
    »Vielleicht treffe ich dich oben im Norden ja wieder.« Jezals Stimme war trotz all seiner Bemühungen ein klein wenig unsicher. »Wenn sie mich dorthin schicken ...«
    »Vielleicht ja, aber ... ich glaube, ich hoffe nicht. Wie ich schon gesagt habe: Wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich mir eine gute Frau suchen und das Töten denen überlassen, die weniger Verstand haben.«
    »Wie dir?«
    »Genau. Wie mir.« Logen sah zu Ferro hinüber. »Das war’s dann also, was, Ferro?«
    »Hm.« Sie zuckte die mageren Schultern und schritt die Planke hinunter.
    Logens Gesicht verzog sich bei diesem Anblick. »Na gut«, brummte er ihr nach. »Schön, dich kennengelernt zu haben.« Er wackelte mit dem Stumpf seines fehlenden Fingers in Jezals Richtung. »Eins kann man von Logen Neunfinger sagen – er hat ein Händchen für Frauen.«
    »Mmmm.«
    »Joh.«
    »Nun denn.« Jezal fand diesen Abschied seltsam schwierig. Die letzten sechs Monate hatten sie beinahe ständig in der Gesellschaft

Weitere Kostenlose Bücher