Königsklingen (First Law - Band 3)
Eisen.
»Niemand führt sich der Stadtwache gegenüber so auf. Wir werden Sie aufspüren, darauf können Sie sich verlassen ...«
»Mich zu finden, wird nicht weiter schwierig sein. Ich bin Hauptmann Luthar von den Königstreuen. Ich wohne im Agriont. Den können Sie nicht verfehlen, das ist die Festung, die diese Stadt überragt!« Er ließ die Klinge in die betreffende Richtung zucken, und einer der Wachmänner sprang angstvoll beiseite. »Ich werde Sie empfangen, wann immer es Ihnen passt, und dann können Sie meinem Gönner, Lord Marschall Varuz, Ihr beschämendes Verhalten gern erklären, wo doch diese Frau eine Bürgerin der Union ist, die sich keines anderen Verbrechens schuldig gemacht hat, als arm zu sein!«
Natürlich war das eine geradezu albern aufgeblasene Rede. Jezal wäre beinahe rot geworden, so peinlich war ihm der letzte Teil. Er hatte arme Menschen schon immer verabscheut, und er war sich keinesfalls sicher, dass sich seine Meinung über sie grundlegend geändert hatte, aber er war derart in Fahrt gekommen, dass ihm keine andere Wahl blieb, als zum Schluss noch einmal zu einer großen Geste auszuholen.
Dennoch verfehlten seine Worte keineswegs ihre Wirkung auf die Stadtwache. Die drei Männer zogen sich zurück und grinsten aus irgendeinem Grund, als sei die ganze Szene so verlaufen, wie sie es geplant hatten; dann überließen sie Jezal den peinlichen Gunstbezeigungen der Menge.
»Gut gemacht, Junge!«
»Großartig, dass doch noch so manch einer Mumm in den Knochen hat.«
»Was hat er gesagt, wie heißt er?«
»Hauptmann Luthar!«, brüllte Bayaz plötzlich, so dass Jezal, der gerade seine Eisen wieder in die Scheiden steckte, halb zu ihm herumfuhr. »Hauptmann Jezal dan Luthar, der Gewinner des Turniers im letzten Jahr, der gerade von seinen Abenteuern im Westen zurückgekehrt ist! Luthar heißt er!«
»Luthar, hat er gesagt?«
»Der, der das Turnier gewonnen hat?«
»Das ist er! Ich habe gesehen, wie er Gorst besiegt hat!«
Die Menge starrte ihn nun mit großen Augen und voller Respekt an. Einer streckte die Hand aus, als wolle er den Saum seines Mantels berühren, und Jezal stolperte rückwärts, wobei er um ein Haar über die Bettelfrau gefallen wäre, die der Auslöser dieser scheußlichen Szene gewesen war.
»Danke!«, stieß sie hervor, und ihr hässlicher, gewöhnlicher Akzent klang aus ihrem blutigen Mund nur noch abstoßender. »Oh, ich danke Ihnen so sehr, mein Herr.«
»Keine Ursache.« Jezal wich zurück und fühlte sich äußerst unbehaglich. Sie war, derart aus der Nähe betrachtet, schrecklich schmutzig, und er hatte nicht den Wunsch, sich bei ihr mit einer Krankheit anzustecken. Die Aufmerksamkeit der Leute war insgesamt alles andere als angenehm. Er ging weiter langsam rückwärts, während sie ihn beobachteten, lächelten und bewundernde Worte murmelten.
Ferro sah ihn finster an, als sie die Vier Ecken allmählich hinter sich ließen. »Ist was?«, blaffte er.
Sie zuckte die Achseln. »Du bist nicht mehr ganz so ein Feigling wie früher.«
»Herzlichen Dank für dieses großzügige Kompliment.« Er wandte sich an Bayaz. »Was, zur Hölle, sollte das?«
»Sie haben einen Akt der Nächstenliebe vollführt, mein Junge, und ich war stolz, das mit ansehen zu dürfen. Es scheint, dass die Lektionen, die ich Ihnen erteilt habe, doch ein wenig auf fruchtbaren Boden gefallen sind.«
»Ich meinte«, knurrte Jezal, der tatsächlich der Ansicht war, aus Bayaz’ ständigen Vorträgen überhaupt nichts gelernt zu haben, »was haben Sie sich dabei gedacht, meinen Namen vor der ganzen Welt herauszuposaunen? Die Geschichte wird sich in der ganzen Stadt wie ein Lauffeuer verbreiten!«
»Daran hatte ich nicht gedacht.« Der Magus lächelte fein. »Ich hatte lediglich das Gefühl, dass Sie auch den Ruhm für Ihre noble Tat einheimsen sollten. Sie, der Sie den weniger Glücklichen beispringen, einer Dame in Bedrängnis helfen, die Schwachen beschützen und so weiter. Wahrlich bewundernswert.«
»Aber ...«, begann Jezal, der sich nun nicht mehr sicher war, ob er vielleicht schlicht zum Besten gehalten wurde.
»Hier trennen sich unsere Wege, mein junger Freund.« »Oh. Tun sie das?«
»Wohin gehst du?«, fragte Ferro misstrauisch.
»Ich habe ein paar Angelegenheiten zu erledigen«, sagte der Magus, »und du wirst mich begleiten.«
»Wieso sollte ich?« Sie schien, seit sie das Schiff verlassen hatten, sogar noch schlechterer Laune zu sein als sonst, und das war immerhin eine
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