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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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ausgestreckten Finger mit den Augen.
    Hinter Bethods Lager, unten im Tal, stieg eine große Staubwolke auf, wie brauner Nebel. Darunter glitzerten in der Morgensonne die Rüstungen von Reitern. Seine Finger krallten sich hart um Grimms Handgelenk, und plötzlich flackerte wieder Hoffnung auf. »Die Scheiß-Union!«, keuchte er und mochte es kaum glauben.
     
    West spähte durch sein Fernrohr, senkte es und blickte das Tal entlang, dann kniff er das Auge wieder zusammen und setzte das Fernrohr erneut an. »Sind Sie sicher?«
    »Ja, Herr Marschall.« Auf Jalenhorms breitem, ehrlichem Gesicht lag der Schmutz des achttägigen harten Ritts. »Und es sieht so aus, als würden sie sich noch halten, jedenfalls noch so gerade eben.«
    »General Poulder!«, bellte West.
    »Jawohl, Herr Marschall?«, säuselte Poulder in dem speichelleckerischen Tonfall, den er sich jüngst angewöhnt hatte.
    »Ist die Reiterei zum Angriff bereit?«
    Der General blinzelte. »Sie ist noch nicht richtig aufgestellt, nachdem sie die letzten Tage ausgesprochen hart geritten ist, und sie müsste bergaufwärts auf unebenem Gelände einen starken und entschlossenen Gegner angreifen. Das wird sie natürlich tun, wenn Sie das befehlen, aber es wäre eventuell umsichtiger, darauf zu warten, dass unsere Fußtruppen ...«
    »Umsicht ist Luxus.« West sah mit gerunzelter Stirn zu der harmlosen Enge zwischen den beiden Bergrücken. Sofort angreifen, während Hundsmann und seine Nordmänner noch aushielten? So konnten sie den Überraschungsmoment nutzen und Bethod zwischen sich aufreiben, aber die Reiterei müsste bergaufwärts angreifen, und Menschen und Tiere waren ermüdet von dem harten Marsch. Oder sollten sie auf die Fußtruppen warten, die noch einige Stunden brauchen würden, und einen gut geplanten Angriff wagen? Aber würden Hundsmann und seine Freunde dann vielleicht schon bis auf den letzten Mann niedergemetzelt worden sein, so dass Bethod ihre Festung eingenommen und sich selbst dort verschanzt haben würde, um wiederum nur noch einen Gegner gegen sich zu haben?
    West kaute auf seiner Unterlippe und versuchte die Tatsache zu ignorieren, dass Tausende von Leben von seiner Entscheidung abhingen. Jetzt anzugreifen barg das größere Risiko, mochte aber auch den größeren Erfolg bringen. Es bestand die Möglichkeit, diesen Krieg binnen einer blutigen Stunde zu beenden. Noch nie zuvor hatten sie den König der Nordmänner überrascht, und es würde ihnen auch vielleicht nie wieder gelingen. Was hatte Burr zu ihm gesagt, in der Nacht, bevor er starb? Ohne eine gewisse ... Unbarmherzigkeit wurde niemand ein guter Anführer.
    »Bereiten Sie den Angriff vor und stellen Sie unsere Reiterei an der Mündung des Tals auf, sobald die Männer hier ankommen. Wir müssen verhindern, dass Bethod oder auch nur ein Teil seiner Truppen uns entwischt. Wenn Opfer gebracht werden müssen, dann will ich, dass sie zumindest etwas genützt haben.« Poulder sah alles andere als überzeugt aus. »Wollen Sie mich etwa zwingen, General Kroys Einschätzung Ihrer soldatischen Eigenschaften zuzustimmen, General Poulder? Oder beabsichtigen Sie, uns beiden zu beweisen, dass wir uns irren?«
    Der General nahm ruckartig Haltung an, und sein Schnurrbart vibrierte vor neu erwachter Dienstbeflissenheit. »Mit allem Respekt, Herr Marschall, ich werde Ihnen beweisen, dass Sie sich irren! Ich werde sofort den Angriff befehlen!«
    Er gab seinem schwarzen Streitross die Sporen und galoppierte ins Tal zu jener Stelle, an der sich die staubbedeckte Reiterei sammelte; einige Mitglieder seines Stabs folgten ihm. West rührte sich im Sattel und kaute besorgt an seiner Unterlippe. Er bekam wieder Kopfschmerzen. Ein Angriff, bergauf, gegen einen entschlossenen Feind.
    Oberst Glokta hätte angesichts eines derart tödlichen Wagnisses sicher gegrinst. Prinz Ladisla hätte so viel Heldenmut ohne Rücksicht auf Menschenleben zweifelsohne begrüßt. Lord Smund hätte ihm auf die Schulter geklopft, von Kraft und Schneid gesprochen und nach Wein verlangt.
    Man musste sich nur ansehen, was aus diesen dreien geworden war.
     
    Logen hörte großes Gebrüll, nur schwach und sehr weit weg. Licht drang in sein halb geschlossenes Auge, als ob der Kampf wie ein Vorhang aufgezogen würde. Schatten flackerten. Ein großer Stiefel trat in den Dreck vor seinem Gesicht. Weit über ihm bellten laute Stimmen. Er spürte, wie er am Hemd gepackt und aus dem Schlamm gezogen wurde, während um ihn herum Füße und Beine

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