Königsklingen (First Law - Band 3)
stürmten nun hinauf, jedenfalls so weit man diese schmalen Stufen stürmen konnte. Hundsmann ließ den Bogen fallen und zog hastig sein Schwert aus der Scheide, ein Messer angriffsbereit in der anderen Hand. Ein paar Männer nahmen Speere zur Hand und sammelten sich am Ende der Treppe, während die Hörigen heraufkamen, und Hundsmann schluckte. Kämpfe wie dieser, Zeh an Zeh, nicht mehr als eine Axtlänge vom Feind entfernt, waren nie seine Sache gewesen. Er zog es vor, die Dinge in höflicher Entfernung zu regeln, aber offenbar hatten diese Drecksäcke etwas anderes im Kopf.
Ein seltsamer Kampf entbrannte am Rand der Treppe. Die Verteidiger stachen mit ihren Speeren zu und versuchten die Hörigen hinunterzuwerfen, die wiederum zurückstachen, mit Schilden schubsten und versuchten, sich bis auf die Plattform oben vorzukämpfen, wobei alle Beteiligten sich vorsahen, um nicht den Sturz in die Tiefe zu riskieren und gleich wieder zu Schlamm zu werden.
Ein großer Höriger mit wildem rotem Haar lehnte auf der Treppe, schwang eine gewaltige Axt und brüllte wie ein Verrückter. Er wich einem Speer aus und fällte einen Bogenschützen mit einem Schlag, der das Blut bis an die Felswand spritzen ließ, dann stürmte er nach vorn, und alle machten ihm erschrocken Platz.
Hundsmann zauderte und versuchte den Eindruck zu vermitteln, er sei leicht verblödet, aber als dann die Axt niederfuhr, sprang er gewandt nach links, so dass ihn die Klinge um Haaresbreite verfehlte. Der rothaarige Hörige stolperte, vermutlich vom Überwinden der Mauer und dem Aufstieg auf der Treppe ermüdet. Ein langer Aufstieg, vor allem, wenn nichts als der Tod an seinem Ende wartete. Hundsmann trat ihm seitlich hart gegen das Knie, und sein Bein knickte weg; er schrie, als er einen Satz zum Rand der Treppe machte. Hundsmann schlug mit dem Schwert nach ihm, versetzte ihm einen Streich über den Rücken, und der genügte, damit er abstürzte. Der Mann ließ die Axt fallen und brüllte, als er durch die leere Luft taumelte.
Dann spürte Hundsmann, dass sich etwas bewegte, und er wandte den Kopf gerade noch rechtzeitig, um einen weiteren Hörigen zu entdecken, der ihn von der Seite angriff. Hundsmann fuhr herum und konnte den ersten Schwertstreich abwehren, dann keuchte er, als der zweite kalt in seinen Arm fuhr, und er hörte, wie ihm das Schwert aus der schlaffen Hand fiel. Vor dem nächsten Schlag zuckte er zurück, stolperte und fiel auf den Hintern. Der Hörige setzte nach, hob sein Schwert, um ihm den Rest zu geben, aber er war noch nicht weit gekommen, als Grimm schnell von der Seite herantrat, seinen Schwertarm packte und festhielt. Hundsmann stand hastig auf, griff sein Messer fest mit der unverletzten Hand und stach den Hörigen in die Brust. Sie blieben so stehen, sie alle drei, eng beieinander, inmitten all dieses Irrsinns, solange wie es dauerte, bis der Mann endlich tot war. Dann zog Hundsmann sein Messer wieder heraus, und Grimm ließ ihn fallen.
Sie hatten auf dem Turm die Oberhand behalten, jedenfalls für den Augenblick. Es war nur noch ein Höriger auf den Beinen, und während Hundsmann zusah, trieben ihn ein paar seiner Jungs an die Brustwehr und stießen ihn mit ihren Speeren hinunter.
Überall lagen Leichen herum. Ein paar Dutzend Hörige; von Hundsmanns Jungs waren es vielleicht halb so viele. Einer von ihnen lag gegen die Felswand gestützt da, die Brust hob und senkte sich bei jedem Atemzug, und seine blutigen Hände umklammerten seine aufgeschlitzten Eingeweide.
Hundsmanns Hand war nicht mehr recht zu gebrauchen, die Finger hingen nutzlos herab. Er zog den Hemdsärmel hoch und entdeckte eine lange, klaffende Wunde, die vom Ellenbogen bis beinahe hinunter zum Handgelenk reichte. Ihm drehte sich der Magen um, und er hustete ein wenig brennendes Erbrochenes hoch und spuckte es aus. An Wunden bei anderen kann man sich gewöhnen. Schnitte ins eigene Fleisch lösen immer Entsetzen aus.
Unten vor der Mauer und in der Festung tobte der Kampf, ein wogendes, eng aneinander gedrängtes Knäuel von Leibern. Hundsmann konnte kaum sagen, wer auf welcher Seite kämpfte. Er stand wie erstarrt da, das blutige Messer in der blutigen Hand. Es gab jetzt keine Antworten, keine Pläne. Jeder Mann stand allein. Wenn sie den Tag überlebten, würden sie von Glück sagen können, und er begann allmählich zu bezweifeln, dass noch so viel Glück für ihn übrig war. Dann spürte er, wie jemand an seinem Ärmel zupfte. Grimm. Er folgte seinem
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