Königsklingen (First Law - Band 3)
traten und schlugen. Er sah den Himmel, schmerzhaft hell, blinzelte und sabberte. Noch immer lag er still und schlaff wie ein Sack Lumpen da.
»Logen! Geht’s dir gut? Bist du verletzt?«
»Ich ...«, krächzte er, und dann musste er husten.
»Erkennst du mich?« Irgendwas schlug in Logens Gesicht und prügelte ihm einen zähen Gedanken in den Kopf. Eine zerzauste Gestalt sah auf ihn herab, dunkel gegen den hellen Himmel. Logen kniff die Augen zusammen. Tul Duru Donnerkopf, wenn er sich nicht sehr irrte. Was, zur Hölle, tat der denn hier? Denken tat weh. Je mehr Logen dachte, desto heftiger packte ihn der Schmerz. Sein Kiefer brannte und fühlte sich doppelt so groß an wie sonst. Jeder Atemzug war ein erschauerndes, sabberndes Keuchen.
Über ihm bewegte sich der Mund des großen Mannes, und die Worte dröhnten und klingelten gegen Logens Ohren, aber sie waren nichts als Geräusch. Sein Bein prickelte unangenehm, weit weg, sein eigener Herzschlag sprang und hüpfte und pochte in seinem Kopf. Er hörte Geräusche, Krachen und Rasseln, das von allen Seiten auf ihn eindrang, und die Geräusche selbst taten ihm weh, verstärkten sogar das Brennen in seinem Kiefer bis ins Unerträgliche.
»Hau ...« Die Luft zischte und rauschte, aber es kam kein Ton aus seiner Kehle. Es war nicht mehr seine Stimme. Er streckte mit letzter Kraft die Hand aus, legte eine Handfläche auf Tuls Brust und versuchte ihn wegzuschubsen, aber der große Mann hielt seine Hand nur fest und drückte sie mit seiner eigenen.
»Es ist alles gut«, brummte er, »jetzt hab ich dich ja.«
»Joh«, flüsterte Logen, und das Lächeln zog sich über seinen blutenden Mund. Er packte die große Hand mit plötzlicher, schrecklicher Stärke, und mit der anderen Faust fand er den Griff des Messers, das sich warm in seine Hand schmiegte. Die gute Klinge schoss nach vorn, schnell wie eine Schlange und genauso tödlich, und sie drang bis zum Heft in den Hals des großen Mannes. Er sah überrascht aus, als das heiße Blut aus seiner offenen Kehle strömte, seinen schweren Bart durchnässte, von seiner Nase und die Brust hinuntertropfte, aber er hätte nicht überrascht sein müssen.
Wer den Blutigen Neuner berührt, berührt den Tod, und der Tod kennt keine Günstlinge und macht keine Ausnahmen.
Der Blutige Neuner erhob sich, schob den großen Leichnam von sich weg, und seine rote Faust schloss sich um das Schwert des Riesen, eine schwere Länge sternfunkelnden Metalls, dunkel und wunderschön, das angemessene Werkzeug für die Arbeit, die auf ihn wartete. So viel Arbeit.
Aber gute Arbeit ist sich selbst der beste Lohn. Der Blutige Neuner öffnete den Mund und schrie seine bodenlose Liebe und seinen endlosen Hass in einem langgezogenen Geheul heraus. Der Boden eilte unter ihm dahin, und die wogende, bebende, wunderbare Schlacht streckte sich ihm entgegen und umschloss ihn in warmer Umarmung. Er war zu Hause.
Die Gesichter der Toten waberten um ihn herum, ganz verschwommen, brüllten ihre Flüche und bellten ihren Zorn heraus. Aber der Hass, den sie ihm entgegenschleuderten, machte ihn nur noch stärker. Das lange Schwert schleuderte die Männer aus seinem Weg und ließ sie verdreht und zerschmettert, zerfetzt und geifernd, heulend vor Glück liegen. Wer gegen wen kämpfte, interessierte ihn nicht länger. Die Lebenden waren auf einer Seite, und er war auf der anderen, und er schlug einen roten und gerechten Weg durch ihre Reihen.
Eine Axt blitzte in der Sonne auf, in heller Kurve wie der abnehmende Mond, und der Blutige Neuner tauchte darunter weg, trat dann mit schwerem Stiefel einen Mann aus dem Weg. Der hob einen Schild, aber das große Schwert spaltete den gemalten Baum und das Holz darunter und den Arm, und dann schlug es durch das Kettenhemd, als seien es nur Spinnweben, um dem Mann den Bauch wie einen Sack wütender Schlangen aufzuschlitzen.
Ein Junge duckte sich und rutschte auf dem Rücken liegend weg. Seine Hände umklammerten einen großen Schild und eine Axt, die so schwer war, dass er sie nicht selbst heben konnte. Der Blutige Neuner lachte angesichts seiner Angst, die Zähne lächelnd hell gebleckt. Eine winzige Stimme schien ihm zuflüstern zu wollen, er solle sich zurückhalten, aber der Blutige Neuner nahm sie kaum wahr. Sein kraftvoll geschwungenes Schwert zerschlug den großen Schild und den kleinen Körper mit einem Hieb und ließ Blut über den Dreck und den Stein und die entsetzten Gesichter der Männer spritzen, die
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