Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
Vom Netzwerk:
Gurkhisische Truppen in Reih und Glied strömten auf Adua zu und breiteten sich dann aus, um die Stadt mit einem breiten Ring aus Menschen, Holz und Stahl einzuschließen. Hohe Standarten reckten sich über das brodelnde Gedränge, goldene Symbole, die in der wässrigen Herbstsonne schimmerten. Die Standarten der Legionen des Imperators. Jezal zählte schon beim ersten oberflächlichen Blick zehn davon.
    »Ein recht ordentliches Aufgebot an Männern«, sagte Bayaz mit bemerkenswerter Untertreibung.
    Glokta grinste. »Die Gurkhisen reisen nicht gern allein.«
    Die Palisade, von der Marschall Varuz zuvor gesprochen hatte, nahm bereits Gestalt an; eine dunkle Linie, die sich etwa hundert Schritt vor der Stadtmauer durch die matschigen Felder zog. Davor war ein seichter Graben ausgehoben worden. Diese Barriere war mehr als ausreichend, um zu verhindern, dass Nachschub von außen in die Stadt gelangte. Weiter entfernt wurden mehrere Lager errichtet: große Gruppen weißer Zelte erhoben sich in ordentlichem Geviert, und zwischendrin stiegen bereits die hohen, dunklen Rauchfahnen der Feuer von Küchen und Schmieden in den hellen Himmel. Das alles vermittelte den beunruhigenden Eindruck, als sei es nicht nur für kurze Zeit, sondern auf Dauer errichtet worden. Adua mochte noch in den Händen der Union sein, aber selbst der patriotischste Lügner hätte nicht mehr abstreiten können, dass das Hinterland bereits voll und ganz vom Imperator von Gurkhul beherrscht wurde.
    »Für ihre Organisation muss man sie ja bewundern«, sagte Varuz grimmig.
    »Ja ... ihre Organisation ...« Jezals Stimme klang plötzlich so ächzend wie ein altes Dielenbrett. Angesichts dieses Anblicks ein tapferes Gesicht zu machen, erschien ihm eher irrsinnig als mutig.
    Ein Dutzend Reiter hatte sich von den gurkhisischen Linien gelöst und ritt nun in gemächlichem Trab auf die Stadt zu. Zwei lange Wimpel wehten im Wind über ihren Köpfen, rote und gelbe Seide, mit kantesischen Schriftzeichen aus goldenem Faden bestickt. Auch eine weiße Flagge war dabei, allerdings so klein, dass sie kaum auffiel.
    »Unterhändler«, knurrte der Erste der Magi und schüttelte den Kopf. »Sie sind doch nichts weiter als eine Entschuldigung für alte Narren, die gern den Klang ihrer eigenen Stimme hören und von gerechter Behandlung schwatzen wollen, bevor sie mit dem Gemetzel beginnen.«
    »Was alte Narren angeht, die gern den Klang ihrer eigenen Stimme hören, sind Sie ganz sicher der absolute Fachmann.« Das war es, was Jezal dachte, aber er behielt es für sich, während er die gurkhisischen Reiter in düsterem Schweigen näher kommen sah. Ein hochgewachsener Mann war an ihrer Spitze, Gold schimmerte an seinem spitz zulaufenden Helm und auf seiner polierten Rüstung, und er ritt in jener aufrechten, hochmütigen Haltung, die schon aus der Ferne verriet, dass er es gewohnt war, Befehle zu erteilen.
    Marschall Varuz machte ein finsteres Gesicht. »General Malzagurt.«
    »Sie kennen ihn?«
    »Er befehligte die Truppen des Imperators während des letzten Krieges. Wir haben einander monatelang beharkt. Mehr als einmal haben wir mit ihm verhandelt. Ein höchst verschlagener Gegner.«
    »Sie haben aber schließlich die Oberhand behalten, nicht wahr?«
    »Letztlich ja, Euer Majestät.« Varuz sah wenig glücklich aus. »Aber damals hatte ich auch ein Heer zur Verfügung.«
    Der gurkhisische Befehlshaber trabte die Straße hinauf und an den kleinen Grüppchen verlassener Häuser vorbei, die sich vor dem Kasamirwall aneinanderdrängten. Vor dem Tor zügelte er sein Pferd und sah mit stolzem Blick auf, eine Hand lässig auf die Hüfte gestützt.
    »Ich bin General Malzagurt«, rief er mit starkem kantesischem Akzent, »der auserwählte Vertreter des glorreichen Uthman-ul-Dosht, Imperator von Gurkhul.«
    »Ich bin König Jezal der Erste.«
    »Natürlich. Der Bastard.«
    Es war sinnlos, das zu leugnen. »Ganz genau. Der Bastard. Wieso kommen Sie nicht herein, Herr General? Dann können wir von Angesicht zu Angesicht miteinander sprechen, wie zivilisierte Männer.«
    Malzagurts Augen glitten zu Glokta hinüber. »Entschuldigen Sie, aber die Reaktion Ihrer Regierung auf unbewaffnete Gesandte des Imperators war nicht immer ... von zivilisiertem Umgang. Ich denke, ich werde außerhalb Ihrer Mauern bleiben. Jedenfalls für den Augenblick.«
    »Wie Sie wünschen. Wie ich annehme, kennen Sie Lord Marschall Varuz bereits?«
    »Natürlich. Es scheint eine Ewigkeit her zu sein, seit wir in

Weitere Kostenlose Bücher