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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Zeit. Deine Antwort kenne ich bereits, aber der Prophet hat es mir aufgetragen, dir diese Frage zu stellen. Wirst du nach Sarkant kommen und für deine großen Verbrechen geradestehen? Wirst du Khalul über dich richten lassen?«
    »Richten?«, fauchte Bayaz. »
Er
will über
mich
richten, dieser eingebildete alte Mörder?« Sein hartes, bellendes Lachen schallte von der Stadtmauer herab. »Komm und hole mich, wenn du es wagst, Mamun, ich werde auf dich warten!«
    »Dann werden wir kommen«, murmelte Khaluls erster Zauberlehrling und blickte finster unter seinen schön geschwungenen Brauen herauf. »Wir haben uns lange Jahre darauf vorbereitet.«
    Die zwei Männer starrten einander finster an, und Jezal verzog ebenfalls das Gesicht. Ihm gefiel es nicht, dass er plötzlich das Gefühl bekam, die ganze Sache sei eigentlich nur ein Streit zwischen Bayaz und diesem Priester, und er habe, obgleich er doch König war, wie ein Kind rein zufällig das Gespräch der Eltern belauscht, mit kaum einer Möglichkeit, den weiteren Fortgang der Dinge zu beeinflussen.
    »Nennen Sie Ihre Bedingungen, Herr General!«, rief er nach unten.
    Malzagurt räusperte sich. »Erstens: Wenn Sie die Stadt Adua dem Imperator übergeben, dann ist er bereit, Ihnen zu gestatten, weiterhin auf dem Thron zu bleiben – natürlich als sein Untertan, der ihm tributpflichtig ist.«
    »Wie großzügig von ihm. Was ist mit dem Verräter, Lord Brock? Wir waren der Meinung, dass Sie ihm bereits den Thron der Union versprochen hätten.«
    »Wir sind Lord Brock gegenüber zu nichts verpflichtet. Schließlich ist nicht er es, der die Stadt hält, sondern Sie.«
    »Und wir haben wenig Respekt für jene, die sich gegen ihre alten Herren stellen«, fügte Mamun hinzu, der Bayaz dabei einen finsteren Blick zuwarf.
    »Zweitens: Den Bürgern der Union wird es erlaubt, weiterhin gemäß ihrer Gesetze und Traditionen zu leben. Sie werden weiterhin ihre Freiheit genießen. Oder jedenfalls in dem Maße, wie sie es bisher getan haben.«
    »Ihre Großzügigkeit versetzt mich in Erstaunen.« Jezal hatte Verachtung in seine Stimme legen wollen, aber letztlich klang es dann doch gar nicht so ironisch.
    »Drittens«, rief der General mit einem nervösen Seitenblick auf Mamun. »Der Mann, der als Bayaz, Erster der Magi, bekannt ist, wird uns übergeben, gebunden und in Ketten, damit er zum Tempel von Sarkant gebracht und vom Propheten Khalul gerichtet werden kann. Dies sind unsere Bedingungen. Sollten Sie ablehnen, dann hat der Imperator verfügt, dass Midderland wie jede andere eroberte Provinz behandelt werden soll. Viele Menschen werden getötet und viele weitere versklavt werden. Wir werden gurkhisische Statthalter einsetzen, Ihr Agriont wird in einen Tempel verwandelt und die jetzigen Regenten ... werden in die Gefängnisse unter dem Palast des Imperators verbracht werden.«
    Beinahe hatte Jezal schon den Mund geöffnet, um ganz spontan abzulehnen. Dann hielt er inne. Harod der Große hätte zweifelsohne auch in der größten Bedrängnis widersprochen und vermutlich sogar noch auf den Gesandten gepisst. Schon allein die Vorstellung, mit den Gurkhisen zu verhandeln, lief jeder seiner lang gehegten Überzeugungen zuwider.
    Aber wenn er ein wenig darüber nachdachte, dann waren die Bedingungen viel großzügiger, als er je erwartet hatte. Jezal hätte als Untertan Uthman-ul-Doshts möglicherweise sogar mehr Entscheidungsgewalt, als wenn Bayaz ihm den ganzen Tag lang über die Schulter blickte. Er konnte jetzt mit einem Wort etliche Leben retten. Echte Leben von echten Menschen. Er hob die Hand und strich sich mit der Fingerspitze über die vernarbte Lippe. Auf der endlosen Ebene des Alten Kaiserreichs hatte er genug Qualen erduldet, um nun lange und ausgiebig nachzudenken, bevor er so viele Menschen, sich selbst eingeschlossen, ähnlichen Schmerzen aussetzte. Vor allem die Erwähnung der Gefängnisse unterhalb des Palasts des Imperators ließen ihn zögern.
    Es war bizarr, dass ausgerechnet ihm eine so wichtige Entscheidung zufiel. Einem Mann, der noch vor einem Jahr stolz zugegeben hätte, von nichts eine Ahnung zu haben und das auch völlig in Ordnung zu finden. Aber inzwischen zweifelte Jezal daran, dass Menschen, denen solche Entscheidungen auferlegt waren, wirklich wussten, was sie taten. Man konnte bestenfalls versuchen, diesen Anschein aufrechtzuerhalten. Und sich vielleicht gelegentlich bemühen, dem wild dahinbrausenden Fluss der Ereignisse einen kleinen Schubs in die

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