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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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eine oder andere Richtung zu geben und verzweifelt zu hoffen, dass sie sich als die richtige erweisen würde.
    Aber was war die richtige?
    »Geben Sie mir Ihre Antwort!«, rief Malzagurt. »Ich muss meine Vorbereitungen treffen!«
    Jezal verzog das Gesicht. Er war es leid, dass Bayaz ihm ständig Vorschriften machte, aber zumindest hatte der alte Drecksack eine gewisse Rolle dabei gespielt, ihn auf den Thron zu bringen. Er war es leid, von Terez übersehen zu werden, aber sie war immerhin seine Frau. Von allem anderen einmal abgesehen, war sein Geduldsfaden allmählich sehr dünn geworden. Er wollte einfach nicht mehr mit vorgehaltener Waffe von einem aufgeblasenen gurkhischen General und seinem blöden Priester herumgeschubst werden.
    »Ich lehne Ihre Bedingungen ab!«, rief er leichtfertig von der Brüstung. »Ich lehne sie gänzlich und vollständig ab. Es ist nicht meine Angewohnheit, meine Ratgeber, meine Städte oder meine Regierungshoheit aufzugeben, nur weil ich dazu aufgefordert werde, noch dazu von einem Haufen gurkhisischer Hundesöhne ohne Manieren und mit noch weniger Verstand. Sie sind hier nicht in Gurkhul, und hier steht Ihnen Ihr hochfahrendes Gehabe noch weniger gut zu Gesicht als dieser lächerliche Helm. Ich vermute, Sie werden eine harte Lektion erteilt bekommen, bevor Sie diese Gestade wieder verlassen. Darf ich vielleicht noch hinzufügen, bevor Sie davonschleichen, dass ich es Ihnen und Ihrem Priester nahelege, sich gegenseitig zu ficken? Und wer weiß? Vielleicht könnten Sie ja den großen Uthman-ul-Dosht – und gern auch den allwissenden Propheten Khalul – dazu überreden, dabei mitzumachen!«
    General Malzagurt runzelte die Stirn. Schnell tauschte er sich mit einem Adjutanten aus, da er offenbar die Feinheiten der letzten Bemerkung nicht ganz verstanden hatte. Nachdem ihm die Bedeutung aber vollständig klar geworden war, machte er eine zornige, kurze Handbewegung und bellte einen Befehl auf Kantesisch. Jezal sah, dass Männer mit Fackeln in den Händen zwischen den vor den Toren verstreuten Gebäuden dahinliefen. Der gurkhisische General warf einen letzten Blick zum Torhaus hinauf. »Verdammte Rosigs!«, fauchte er. »Bestien!« Damit riss er an den Zügeln seines Pferdes und galoppierte davon, und seine Offiziere folgten ihm.
    Der Priester Mamun blieb noch einen Augenblick, und Trauer lag auf seinem vollkommenen Gesicht. »So sei es. Wir werden uns rüsten. Möge Gott dir vergeben, Bayaz.«
    »Du brauchst die Vergebung nötiger als ich, Mamun! Bete für dich selbst!«
    »Das tue ich. Jeden Tag. Aber in meinem ganzen langen Leben habe ich nie ein Zeichen dafür entdecken können, dass Gott vergebender Natur ist.« Mamun wandte sein Pferd und ritt vom Tor wieder auf die gurkhisischen Linien zu, durch die verlassenen Häuser, an deren Wänden bereits hungrig die Flammen leckten.
    Jezal holte tief und abgehackt Luft, als seine Augen zu den zahllosen Männern glitten, die sich auf den Feldern bewegten. Verdammt noch mal, dauernd brachte ihn seine große Klappe in Schwierigkeiten. Aber jetzt gab es kein Zurück mehr. Er fühlte Bayaz’ väterliche Hand auf seiner Schulter, jene richtungsbestimmende Bewegung, die ihn in den letzten Wochen so oft erzürnt hatte. Er musste die Zähne zusammenbeißen, um sie nicht abzuschütteln.
    »Sie sollten eine Rede vor Ihren Untertanen halten«, sagte der Magus.
    »Was?«
    »Die richtigen Worte könnten jetzt entscheidend sein. Harod der Große konnte spontan zu den Leuten sprechen. Habe ich Ihnen von dem Tag erzählt, an dem er ...«
    »Nun gut!«, schnitt ihm Jezal das Wort ab. »Dann tue ich das.«
    Mit der Begeisterung eines Verurteilten, der zum Schafott geht, trat er zur Brüstung auf der anderen Seite. Zu seinen Füßen hatte sich die Menge in ihrer ganzen verwirrenden Unterschiedlichkeit versammelt. Jezal musste sich zwingen, nicht mit den Händen an seiner Gürtelschnalle herumzuspielen. Aus irgendeinem Grund quälte ihn die Vorstellung, ihm könnten vor all diesen Menschen die Hosen herunterrutschen. Eine alberne Vorstellung. Er räusperte sich. Nun hatte ihn jemand gesehen und deutete zu ihm empor.
    »Der König!«
    »König Jezal!«
    »Der König spricht!«
    Die Menge wogte hin und her, floss vor dem Torhaus auseinander, ein Meer hoffnungsvoller, angsterfüllter, bedürftiger Gesichter. Nach und nach ließ der Lärm auf dem Platz nach, und atemlose Stille bereitete sich aus.
    »Liebe Freunde ... liebe Landsleute ... liebe Untertanen!« Seine

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