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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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seid, um mir Gesellschaft zu leisten.
    Er hörte gepanzerte Stiefel hinter sich die Straße entlangstampfen, schlurfte zu spät zur Seite, um einer dahineilenden Kolonne von Soldaten Platz zu machen, und wurde ruppig auf den Grasstreifen gedrängt, wobei sein linker Fuß auf dem rutschigen Boden ausglitt und einen schmerzhaften Stich sein Bein hinuntersandte. Die Kolonne marschierte achtlos weiter, und Glokta warf ihr einen grimmigen Blick zu.
Die Leute haben nicht mehr die nötige Angst vor der Inquisition. Dazu haben sie alle zu viel Angst vor den Gurkhisen.
Mit gequältem Gesicht und einem Fluch auf den Lippen entfernte er sich wieder von der Mauer, reckte den Hals und humpelte weiter.
     
    Kronrichter Marovia wurde vom größten Fenster seines hallenden Dienstzimmers eingerahmt, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Die Fenster gingen nach Westen hinaus.
Die Richtung, aus der die größte Wucht des gurkhisischen Angriffs zu erwarten ist.
Über den Dächern stiegen in einiger Entfernung Rauchsäulen in den blassen Himmel und verbanden sich zu einem dreckigen Wolkenvorhang, der das herbstliche Halblicht noch trüber wirken ließ. Marovia wandte sich um, als er Gloktas zehenlosen Fuß auf den dunklen Dielenbrettern knarren hörte, und sein zerfurchtes altes Gesicht verzog sich zu einem einladenden Lächeln.
    »Ah, Superior Glokta! Sie können sich nicht vorstellen, wie sehr ich mich freute, als man mir Ihren Besuch ankündigte! Seit Sie das letzte Mal hier waren, habe ich Sie sehr vermisst. Ich schätze Ihren ... offenherzigen Stil so sehr. Und ich bewundere ... die Hingabe, mit der Sie sich Ihrer Arbeit widmen.« Er vollführte eine lässige Handbewegung in Richtung Fenster. »Das Gesetz, so muss ich zugeben, pflegt in Zeiten des Krieges ein wenig schläfrig zu sein. Aber selbst während die Gurkhisen vor den Toren lagern, führt die Inquisition Seiner Majestät ihr edles Geschäft weiter, wie? Ich nehme an, Sie sind wieder einmal auf Geheiß Seiner Eminenz hier?«
    Glokta hielt inne.
Aber nur aus Gewohnheit. Ich muss der Inquisition meinen verdrehten Rücken zuwenden. Wie würde Sult mich nennen? Einen Verräter? Zweifelsohne, und noch Schlimmeres. Aber jeder Mann muss zunächst einmal sich selbst gegenüber treu sein. Ich habe meine Opfer gebracht.
»Nein, Euer Gnaden. Ich komme im Auftrag von Sand dan Glokta.« Er humpelte zu einem Stuhl, zog ihn unter dem Tisch hervor und ließ sich darauf fallen, ohne dazu aufgefordert worden zu sein.
Solche Nettigkeiten habe ich inzwischen weit hinter mir gelassen.
»Um ganz ehrlich zu sein, brauche ich Ihre Hilfe.«
Um ganz ehrlich zu sein, Sie sind meine letzte Hoffnung.
    »Meine Hilfe? Sie haben doch sicherlich selbst mächtige Freunde?«
    »Ich habe die bedauerliche Erfahrung gemacht, dass sich mächtige Männer keine Freunde leisten können.«
    »Das ist bedauerlicherweise nur allzu wahr. Man erreicht meine oder selbst Ihre Stellung nicht, ohne zu begreifen, dass jeder Mann letzten Endes für sich allein kämpft.« Marovia schenkte ihm von oben herab einen wohlmeinenden Blick, während er auf seinem hochlehnigen Stuhl Platz nahm.
Das beruhigt mich allerdings noch nicht im Geringsten. Seine freundliche Miene ist ebenso tödlich wie Sults grimmige, glaube ich.
»Unsere Freunde sind stets jene, die für uns nützlich sein können. Wenn Sie dies berücksichtigen, welche Hilfe kann ich Ihnen anbieten? Und vor allem, welches Angebot können Sie im Gegenzug mir machen?«
    »Dazu muss ich ein wenig weiter ausholen.« Glokta verzog das Gesicht, als ein Krampf sein Bein packte, und er versuchte, es unter dem Tisch gerade auszustrecken. »Darf ich offen mit Ihnen sprechen, Euer Gnaden?«
    Marovia strich sich nachdenklich über den Bart. »Die Wahrheit ist eine seltene und kostbare Ware. Es erstaunt mich, dass ein Mann Ihrer Erfahrung sie so einfach weggeben will. Und dann noch an jemanden von der anderen Seite des Zauns, sozusagen.«
    »Man hat mir einmal gesagt, dass ein Mann, der sich in der Wüste verirrt, das Wasser nehmen muss, das er angeboten bekommt, ganz gleich, woher es stammt.«
    »Dann haben Sie sich verirrt? Sprechen Sie ganz offen, Herr Superior, und wir wollen sehen, ob ich Ihnen etwas aus meiner Feldflasche anbieten kann.«
    Nicht gerade ein Beistandsversprechen, aber immerhin das Beste, was ich von einem Mann erwarten darf, der noch bis vor kurzem zu meinen bitteren Feinden zählte. Nun also ... mein Geständnis.
Glokta ließ die Erinnerungen an die letzten

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