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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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All mein Hin-und-herWinden, Lügen, Schachern, mein Schmerz, all die Leichen auf diesem Weg ... nur dafür?
    Eine neue Welle von Gelächter erschütterte seinen Körper, der sich prompt verkrampfte und seinen schmerzenden Rücken zittern ließ.
Seine Eminenz und diese Bankiers haben einander verdient! Selbst während die Stadt um sie herum brennt, können sie keinen Augenblick in ihren Spielchen innehalten. Spielchen, die sich für den armen Superior Glokta als tödlich erweisen könnten, obwohl er nur versucht hat, sein verkrüppeltes Bestes zu tun.
Er musste sich ein wenig Rotz unter der Nase wegwischen, so sehr hatte er über diesen letzten Gedanken lachen müssen.
    Beinahe erscheint es eine Schande, ein derartig albernes Dokument zu verbrennen. Vielleicht sollte ich es lieber zum Erzlektor tragen? Ob er wohl den Witz an der Sache begreifen würde? Ob wir zusammen darüber lachen würden?
Er streckte die Hand aus, hielt eine Ecke des Schreibens an die zuckende Kerzenflamme und sah, wie das Feuer an einer Seite des Bogens leckte und über die Buchstaben kroch, während sich das weiße Papier zu schwarzer Asche zusammenringelte.
    Brenne, so wie meine Hoffnungen, so wie meine Träume, so wie meine glorreiche Zukunft unter dem Palast des Imperators in Rauch aufging! Brenne, wie dank des Zorns des Imperators Dagoska brannte und Adua sicherlich auch noch brennen wird! Brenne, so wie ich gern König Jezal den Bastard brennen sähe und den Ersten der Magi, und Erzlektor Sult, und Valint und Balk und die ganze verdammte ...
    »Auuu!« Glokta riss seine versengten Fingerkuppen in die Höhe, dann schob er sie in seinen zahnlosen Mund. Sein Gelächter war ruckartig verstummt.
Seltsam. Egal, wie viel Schmerz wir erleben, wir gewöhnen uns doch niemals daran. Immer sind wir bestrebt, dem Schmerz zu entkommen. Nie finden wir uns damit ab.
Eine Ecke des Briefes lag noch glimmend auf dem Fußboden. Er betrachtete das Papierstückchen finster und drückte das Feuer mit einem heftigen Stoß seines Stocks aus.
     
    Der scharfe Geruch nach verbranntem Holz hing schwer in der Luft. Wie hundert angebrannte Abendessen. Selbst hier im Agriont war ein leichter grauer Schleier zu erkennen, der die Gebäude am Ende einer jeden Straße leicht ineinander verschmelzen ließ. Schon seit mehreren Tagen wüteten Feuer in den äußeren Bezirken, und der Beschuss durch die Gurkhisen hatte weder am Tag noch in der Nacht auch nur im Geringsten nachgelassen. Auch jetzt, während Glokta dahinschritt und sein Atem durch die Lücken zwischen seinen Zähnen pfiff, weil es ihn anstrengte, einen Fuß vor den anderen zu setzen, war ein gedämpfter Knall zu hören, der anzeigte, dass wieder ein Feuergeschoss irgendwo in der Stadt eingeschlagen war, und er spürte das winzige Raunen einer Erschütterung durch die Sohlen seiner Stiefel.
    Die Menschen auf der Straße erstarrten und sahen erschrocken nach oben.
Diese wenigen Unglücklichen, die keine Entschuldigung fanden, um aus der Stadt zu fliehen, bevor die Gurkhisen kamen. Diese Unglücklichen, die zu wichtig oder nicht wichtig genug waren. Eine Hand voll Optimisten, die glaubten, die gurkhisische Belagerung würde nur eine vorübergehende Modeerscheinung sein – wie ein Gewitterregen oder kurze Hosen. Nun erkennen sie ihren fatalen Fehler – zu spät.
    Glokta hinkte weiter voran, den Kopf gesenkt. Ihm hatten die Explosionen, die während der letzten Woche die Stadt in der Dunkelheit erschüttert hatten, keine Stunde Schlaf geraubt.
Schließlich habe ich schon allein deswegen nicht geschlafen, weil mein Verstand immer im Kreis rotierte, wie bei einer Katze, die in einem Sack steckt und verzweifelt versucht, irgendeinen Ausweg aus dieser Klemme zu finden. An Explosionen bin ich seit meinem Urlaub im herrlichen Dagoska außerdem gewöhnt.
Für ihn war der Schmerz, der durch seinen Hintern und sein Rückgrat wanderte, ein wesentlich größerer Grund zur Sorge.
    Ah, welch Hochmut! Wer hätte sich je vorstellen mögen, dass eines Tages gurkhisische Stiefel über die fruchtbaren Felder Midderlands trampeln würden? Dass die hübschen Höfe und die verträumten Dörfer der Union von gurkhisischem Feuer erhellt sein würden? Wer hätte je gedacht, dass das schöne, florierende Adua sich von einem Stück des Paradieses geradewegs in ein Stück der Hölle verwandeln würde?
Glokta merkte, dass er lächelte.
Willkommen, ihr Leute! Willkommen! Ich war schon die ganze Zeit dort. Wie schön, dass ihr nun auch alle hier

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