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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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um noch umkehren zu können. »Ich liebe dich immer noch.« Nun ging er auf sie zu, und obwohl sie ihn wegzuschubsen versuchte, legte er den Arm um sie. »Es hat sich nichts verändert.« Er vergrub seine Finger in ihrem Haar und drückte ihren Kopf sachte an seine Brust, während sie leise weinte und Rotz auf seine bunte Uniform tropfen ließ.
    »Es hat sich nichts verändert«, flüsterte er. Aber das stimmte nicht.

FÜTTERUNGSZEIT
    Es war nicht offensichtlich, dass sie etwas miteinander zu tun hatten, dazu saßen sie nicht nahe genug beisammen.
Zwei Männer, die im Verlauf ihrer alltäglichen Geschäfte ihren Hintern zufällig auf dasselbe Stück Holz drücken.
Es war noch früh am Morgen, und obwohl die Sonne Glokta mit einem grellen Strahl blendete und dem taunassen Gras, den raschelnden Bäumen und dem sich kräuselnden Wasser des Sees im Park einen goldenen Schimmer verlieh, war die Luft doch noch verräterisch kühl. Lord Wetterlant war offensichtlich ein Frühaufsteher.
Aber das bin ich auch. Nichts lässt einen Mann sein Bett schneller verlassen, als wenn er die ganze Nacht von quälenden Krämpfen wachgehalten wird.
    Lord Wetterlant griff in eine Papiertüte, nahm ein paar Brotkrumen zwischen Daumen und Zeigefinger und warf sie vor seine Füße. Dort hatte sich bereits eine Rotte wichtigtuerischer Enten zusammengefunden, die sich nun wütend gegenseitig bei ihren Bemühungen behinderten, an die Krumen heranzukommen, während der alte Edelmann ihnen zusah, das zerfurchte Gesicht eine schlaffe und ausdruckslose Maske.
    »Ich gebe mich keinerlei Illusionen hin, Herr Superior«, tönte er, wobei er die Lippen fast gar nicht bewegte und überhaupt nicht aufsah. »Ich bin kein so großer Mann, dass ich mich an diesem Wettbewerb beteiligen könnte, nicht einmal, wenn ich wollte. Aber ich bin groß genug, um etwas an der ganzen Sache zu verdienen. Und ich beabsichtige, alles mitzunehmen, was ich bekommen kann.«
Endlich mal jemand, der ohne Umschweife zur Sache kommt. Ohne dass man über das Wetter, die Gesundheit der Kinder oder die Vorzüge von Enten verschiedener Farben reden muss.
    »Das ist keine Schande.«
    »Das denke ich auch. Ich muss eine Familie durchbringen, die von Jahr zu Jahr größer wird. Ich kann jedem nur den Rat geben, sich niemals zu viele Kinder anzuschaffen.«
Ha. Die Gefahr besteht bei mir ohnehin nicht mehr.
»Dann halte ich mir auch noch Hunde, und auch die müssen gefüttert werden, und sie haben ziemlich viel Appetit.« Wetterlant stieß einen langen, keuchenden Seufzer aus und warf den Enten wieder ein paar Brocken hin. »Je höher man aufsteigt, Herr Superior, desto mehr Abhängige betteln einen um Almosen an, das ist eine traurige Tatsache.«
    »Sie tragen große Verantwortung, Lord Wetterlant.« Glokta verzog das Gesicht, als ein Krampf sein Bein erfasste, und streckte es dann vorsichtig aus, bis er sein Knie knacken hörte. »Wie groß, wenn ich fragen darf?«
    »Ich verfüge natürlich über meine eigene Stimme, und ich kontrolliere die dreier anderer Sitze im Offenen Rat. Von Familien, die durch Landbesitz, Freundschaft, Ehe und lange Tradition an mich gebunden sind.«
Solche Verbindungen können sich in Zeiten wie diesen schnell als wenig tragfähig erweisen.
    »Und diesen dreien sind Sie sich absolut sicher?«
    Wetterlant sah Glokta mit seinen kalten Augen an. »Ich bin kein Narr, Herr Superior. Ich halte meine Hunde an einer kurzen Leine. Ich bin mir ihrer sicher. So sicher, wie man in diesen unsicheren Zeiten überhaupt sein kann.« Er warf weitere Brotkrumen ins Gras, und die Enten quakten, hackten und verjagten einander mit harten Flügelschlägen.
    »Vier Stimmen insgesamt also.«
Kein geringer Teil des ganzen großen Kuchens.
    »Vier Stimmen insgesamt.«
    Glokta räusperte sich, dann vergewisserte er sich schnell, dass sich niemand in Hörweite aufhielt. Ein Mädchen mit traurigem Gesicht stand etwas entfernt auf dem Parkweg und starrte teilnahmslos aufs Wasser. Zwei zerrauft wirkende Offiziere der Königstreuen saßen auf einer Bank auf der anderen Seite und diskutierten lautstark darüber, wer am Vorabend betrunkener gewesen sei.
Ob das traurige Mädchen vielleicht für Lord Brock lauscht? Ob die zwei Offiziere vielleicht Kronrichter Marovia Bericht erstatten? Ich sehe überall Spitzel, und das ist auch gut so. Es gibt nämlich überall welche.
Er senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Seine Eminenz wäre bereit, fünfzehntausend Mark für jede Stimme

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