Königsklingen (First Law - Band 3)
dass genau das geschah?
Er trat durch die Tür ins Wohnzimmer.
Oder war das ein anderer Mann?
Ardee West drehte ihm den Rücken zu, und er hörte, wie Wein in ein Glas plätscherte. »Hast du noch etwas vergessen?«, fragte sie über ihre Schulter hinweg mit sanfter und verspielter Stimme.
Ein Ton, den Frauen mir gegenüber selten anschlagen. Entsetzen, Ekel und vielleicht noch ein Hauch von Mitleid sind da eher die Regel.
Ein klingendes Geräusch ertönte, als sie die Flasche wegstellte. »Oder hast du dir überlegt, du brauchtest unbedingt noch einen ...« Ein schräges Lächeln lag auf ihrem Gesicht, als sie sich umwandte, aber es erlosch, als sie sah, wer dort hinter ihr stand.
Glokta schnaubte. »Machen Sie sich keine Gedanken, so reagieren alle Menschen auf mich. Sogar ich selbst, jeden Morgen, wenn ich in den Spiegel sehe.«
Jedenfalls, wenn es mir gelingt, vor dem verdammten Ding aufrecht stehen zu bleiben.
»Das ist es nicht, und das wissen Sie auch. Ich hatte nur nicht erwartet, dass Sie hier so hereinschneien.«
»Dann haben wir heute Morgen wohl alle schon unseren kleinen Schreck bekommen. Sie raten nicht, wer mir eben bei Ihnen im Flur begegnet ist.«
Sie erstarrte einen winzigen Augenblick, dann warf sie verächtlich den Kopf zurück und schlürfte ein wenig Wein aus ihrem Glas. »Wollen Sie mir nicht vielleicht einen kleinen Hinweis geben?«
»Das tue ich doch gern.« Glokta verzog gequält das Gesicht, als er sich auf einen Stuhl sinken ließ und das schmerzende Bein ausstreckte. »Es war ein junger Offizier der Königstreuen, vor dem zweifelsohne eine schillernde Zukunft liegt.«
Obwohl wir natürlich immer noch auf das Gegenteil hoffen können.
Ardee starrte ihn über den Rand des Glases hinweg an. »Es gibt so viele Offiziere bei den Königstreuen, dass ich sie kaum voneinander unterscheiden kann.«
»Tatsächlich? Der, von dem ich spreche, hat letztes Jahr das Turnier gewonnen, wenn ich recht weiß.«
»Ich kann mich kaum noch erinnern, wer im Endkampf stand. Da ist doch ein Jahr wie das andere, finden Sie nicht?«
»Das stimmt. Seit ich daran teilnahm, ist es mit diesem Wettbewerb stetig bergab gegangen. Aber ich dachte, dass Sie sich an diesen Gewinner vielleicht doch erinnern könnten. Er sah aus, als ob ihn seit unserem letzten Treffen irgendetwas im Gesicht erwischt hätte. Ziemlich hart, würde ich sagen.«
Wenn auch nicht halb so hart, wie ich mir gewünscht hätte.
»Sie sind böse auf mich«, sagte Ardee ohne die geringste Spur von Besorgnis in ihrer Stimme.
»Enttäuscht, würde ich eher sagen. Aber was haben Sie erwartet? Ich hätte Sie für klüger gehalten.«
»Klugheit ist keine Garantie für vernünftiges Verhalten. Das hat mein Vater ständig gesagt.« Sie kippte ihren Wein mit einer wohlgeübten Bewegung ihres Handgelenks die Kehle hinunter. »Machen Sie sich keine Sorgen. Ich kann auf mich selbst aufpassen.«
»Nein, das können Sie nicht. Das haben Sie klar und deutlich bewiesen. Ist Ihnen bewusst, was geschehen wird, wenn die Leute etwas davon mitbekommen? Man wird Sie meiden.«
»Und was würde sich dann ändern?«, fragte sie verächtlich. »Es wird Sie vielleicht überraschen, aber man lädt mich nur selten in den Palast ein. Man betrachtet mich gerade eben noch als Peinlichkeit. Niemand spricht mit mir.«
Außer mir, natürlich, aber ich bin kaum die Art von Gesellschaft, die sich eine junge Frau herbeisehnt.
»Es schert sich doch keiner einen Dreck darum, was ich tue. Und wenn die Leute es herausfinden, dann werden sie sich sagen, dass von einer Schlampe wie mir auch nichts anderes zu erwarten war. Verdammte Bürgerliche, die haben ja nicht mehr Selbstbeherrschung als ein Tier, aber das war ja klar. Und haben Sie mir nicht überhaupt gesagt, ich könnte ficken, wen ich wollte?«
»Ich habe Ihnen auch gesagt, je weniger Sie ficken, desto besser.«
»Das haben Sie wohl all Ihren Eroberungen erzählt, was?«
Glokta zog eine Grimasse.
Nicht unbedingt. Ich lockte und bettelte, ich drohte und drängte. Deine Schönheit hat mich ins Herz getroffen! Ich bin am Boden zerstört, ohne dich werde ich sterben! Hast du kein Mitleid? Liebst du mich denn gar nicht? Erst kurz vor dem Entblößen der Instrumente hielt ich inne, und wenn ich dann bekommen hatte, was ich wollte, dann warf ich sie beiseite und wandte mich ohne einen Blick zurück froh gelaunt der Nächsten zu.
»Ha!«, schnaubte Ardee, als ob sie erraten hätte, was ihm durch den Kopf ging. »Sand dan Glokta
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