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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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sprang nach links, und die gekrümmte Schneide fuhr in die Erde neben seinen Füßen. Mit einem Knurren schwang er nun das Schwert des Schöpfers, und die schwere Klinge prallte hart gegen den Brustpanzer des Mannes und hinterließ dort eine tiefe Delle. Der Offizier schrie, dann taumelte er ein paar Schritte nach vorn und krümmte sich zusammen, kaum in der Lage, einen Atemzug zu tun. Sein Säbel fiel ihm aus der Hand, und Logen versetzte ihm einen Hieb auf den Hinterkopf, zertrümmerte den Helm und schleuderte ihn ausgestreckt zu Boden.
    Dann sah er die anderen an, aber keiner von ihnen hatte sich bewegt. Sie waren ein ausgefranster Haufen, eine dunkelhäutige Ausgabe der mickrigsten und schwächsten Hörigen. Jedenfalls nicht die gewissenlosen Drecksäcke, die er sich nach Ferros Berichten immer vorgestellt hatte. Ein paar von ihnen hatten sogar Pfeile auf die Sehne gelegt und hätten ihn wie einen Igel damit spicken können, aber sie taten es nicht. Dennoch hätte es sie vielleicht aus ihrer Starre geweckt, wenn er sie nun direkt angriff. Logen hatte in seinem Leben schon ein oder zwei Pfeile abbekommen und legte wenig Wert auf ein paar mehr.
    Anstatt also weiter vorzurücken, richtete er sich hoch auf und stieß ein wildes Gebrüll aus. Ein Kampfgebrüll, so wie damals, als er den Hügel bei Carleon hinuntergestürmt war, als er noch all seine Finger und all seine Hoffnungen gehabt hatte. Er fühlte, wie der Hundsmann zu ihm aufschloss, sein Schwert hob und ebenfalls einen Schrei ausstieß. Dann war Espe bei ihnen, brüllte wie ein Stier und schlug mit dem Kopf der Axt gegen seinen Schild. Als Nächstes kamen Rotkapp mit seinem blutigen Gesicht und Grimm und all die anderen und stießen ihre Schlachtrufe aus.
    Sie standen nebeneinander in einer langen Reihe da, schwenkten ihre Waffen, schlugen sie hallend aneinander, brüllten und schrien und johlten aus vollem Hals. Sie machten einen Lärm, als habe die Hölle sich geöffnet und eine Gruppe von Teufeln sei erschienen, um ihnen ein Willkommenslied zu singen. Die braunen Männer starrten sie zitternd und mit aufgerissenen Augen und Mündern an. So einen Anblick, vermutete Logen, hatten sie wohl noch nie zuvor gehabt.
    Einer von ihnen ließ seinen Speer fallen. Vielleicht wollte er das gar nicht, sondern war nur so durcheinander wegen des Lärms und wegen des Anblicks all dieser verrückten haarigen Kerle, dass sich sein Griff unwillkürlich löste. Jedenfalls fiel der Speer ins Gras, ob er das nun beabsichtigt hatte oder nicht, und das war’s. Nun ließen sie alle ihre Waffen fallen. In großer Hast schlugen sie klappernd ins Gras. Daraufhin kam es den Nordmännern blöd vor, weiter zu brüllen, und die Schlachtrufe verebbten, bis sich die beiden Gruppen von Kriegern schweigend über den aufgeweichten Boden hin anstarrten, der mit gebogenen Pfählen und verdrehten Leichen gepflastert war.
    »Komische Schlacht ist das hier«, brummte Espe.
    Der Hundsmann beugte sich zu Logen hinüber. »Was machen wir mit ihnen, jetzt, da wir sie haben?«
    »Wir können hier nicht rumsitzen und auf sie aufpassen.«
    »Hm«, sagte Grimm.
    Logen kaute an seiner Lippe, drehte sein Schwert wieder und wieder in seiner Hand und dachte über einen schlauen Ausweg aus dieser Lage nach. Ihm fiel keiner ein. »Vielleicht sollten wir sie einfach gehen lassen.« Er deutete mit dem Kopf nach Norden. Keiner bewegte sich, also versuchte er es noch einmal und zeigte noch dazu mit dem Schwert in die Richtung. Sie zuckten zurück und raunten einander irgendetwas zu, als er die Waffe hob, und einer von ihnen rutschte in den Dreck. »Verpisst euch einfach nach da drüben«, sagte er, »dann kriegen wir keinen Streit. Verpisst ... euch ... nach da drüben!« Wieder ließ er das Schwert Richtung Norden zucken.
    Einer von ihnen begriff jetzt, was er meinte, und entfernte sich mit einem zögernden Schritt von der Gruppe. Als ihn niemand totschlug, fing er an zu rennen. Schnell folgten ihm auch die anderen. Hundsmann sah dem Letzten von ihnen nach. Dann zuckte er die Achseln. »Tja, dann mal alles Gute für die Jungs.«
    »Joh«, murmelte Logen. »Alles Gute.« Dann raunte er, so leise, dass es niemand hörte: »Noch am Leben, noch am Leben, noch am Leben ...«
     
    Glokta humpelte durch die stinkende Düsternis einen Gang hinunter, der etwa einen halben Schritt breit war, die Zunge fest gegen das leere Zahnfleisch gepresst in dem Bemühen, sich aufrecht zu halten. Der Schmerz in seinem Bein wurde mit

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