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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Zitadelle, mehr und mehr, offenbar gut vorbereitet. Sie schoben leicht geneigte Schutzwände aus Holz auf Rädern vor sich her, groß genug, um zwanzig oder mehr Männern Deckung zu bieten. Die vorderste war bereits mit Flachbogenbolzen gespickt, aber sie rückte trotzdem weiter auf die Brücke zu. Pfeile zischten von unten zur Brustwehr hinauf und von oben von der Brustwehr hinab. Verwundete stürzten und versuchten, hinter die Linien in Sicherheit zu kriechen. Eines der Häuser am Platz hatte Feuer gefangen, und die Flammen leckten hungrig am Rand des Daches.
    »Die Truppen!«, jubelte jemand laut von den Zinnen gegenüber. »Marschall West!«
    »So ist es.« Marovia sah auf das Blutvergießen vor dem Tor, während der Kampfeslärm stetig lauter wurde. »Hoffen wir, dass er nicht zu spät kommt.«
     
    Waffenklirren drang durch die kühle Luft. Klappern und Rasseln, hallende Rufe. Logen sah nach links und rechts auf die Männer um sich herum, die über die offenen Felder eilten, mit hartem, zischendem Atem und scheppernder Ausrüstung. Finstere Gesichter und scharfe Waffen.
    Es war nicht gerade ein aufbauendes Gefühl, wieder Teil all dessen zu sein.
    Die traurige Tatsache war, dass Logen gegenüber Ferro und Jezal, Bayaz und Quai mehr Vertrauen und Wärme empfunden hatte als nun gegenüber seinen eigenen Leuten. Sie waren auf ihre eigene Weise ziemlich schwierig und irgendwie auch Drecksäcke gewesen, und es war nicht so, dass er sie wirklich verstanden oder besonders gemocht hatte. Aber Logen hatte sich selbst gemocht, während er mit ihnen unterwegs gewesen war. Draußen im verlassenen Westen der Welt war er ein Mann gewesen, auf den man sich verlassen konnte, so wie sein Vater. Ein Mann, auf dessen Schultern keine blutige Geschichte lastete, ohne einen Namen, der schwärzer war als die Hölle, und der ständig auf der Hut sein musste. Ein Mann, der auf etwas Besseres hatte hoffen können.
    Der Gedanke daran, diese Menschen nun wiederzusehen und vielleicht die Möglichkeit zu bekommen, erneut jener Mann zu sein, spornte ihn an und ließ ihn nur noch schneller auf die grauen Mauern von Adua zulaufen. Zumindest in diesem Augenblick schien es ihm möglich, den Blutigen Neuner aus der Sache herauszulassen.
    Aber die übrigen Nordmänner hatten es wesentlich weniger eilig als er. Ihr Schritt war eher der eines Spaziergangs, nicht der eines Angriffs. Sie schlenderten zu einem Baumgrüppchen hinüber, ein paar Vögel flogen in den weißen Himmel auf, und dann blieben sie ganz stehen. Niemand sagte etwas. Einer der Jungs setzte sich sogar hin, mit dem Rücken an einen Baum gelehnt, und trank Wasser aus einer Feldflasche.
    Logen sah ihn an. »Bei den Toten, ich glaube, so einen eierweichen Angriff habe ich mein ganzes Leben noch nicht gesehen. Habt ihr das Mark in euren Knochen im Norden gelassen?«
    Es gab ein wenig Gemurmel und ein paar verstohlene Blicke. Rotkapp sah zur Seite und klemmte die Zunge hinter seine Unterlippe. »Haben wir vielleicht. Versteh mich nicht falsch, Häuptling oder königliche Hoheit oder wie es jetzt auch immer heißen mag.« Er neigte den Kopf, um zu zeigen, dass er das nicht respektlos gemeint hatte. »Ich habe schon oft gekämpft und auch immer hart, mein Leben stand oft genug auf des Messers Schneide und so. Es ist bloß ... wieso kämpfen wir denn jetzt überhaupt?, frag ich mich. Das fragen wir uns wohl alle, glaub ich. Ist doch nicht unsere Angelegenheit, oder? Das ist nicht unser Kampf, ist das nicht.«
    Hundsmann schüttelte den Kopf. »Die Union wird uns für einen hübschen Haufen Feiglinge halten.«
    »Wen kümmert denn, was die denken?«, fragte jemand.
    Rotkapp trat näher. »Hör mal, Häuptling, mir ist ziemlich scheißegal, ob mich irgend so ’n Kerl, den ich nicht kenn, für einen Feigling hält oder nicht. Dazu habe ich schon genug Blut vergossen. Haben wir doch alle.«
    »Hm«, knurrte Logen. »Du stimmst also dafür, dass wir hier bleiben, ist das richtig?«
    Rotkapp zuckte die Achseln. »Na ja, ich denk mal ...« Er schrie auf, als Logens Stirn gegen sein Gesicht krachte und ihm die Nase zerschmetterte wie eine Nuss auf einem Amboss. Dann stürzte er rücklings in den Dreck, während Blut über sein Kinn lief.
    Logen wandte sich um und legte den Kopf ein wenig zur Seite, wie es früher seine Art gewesen war. Das Gesicht des Blutigen Neuners, kalt und tot, dem gar nichts wichtig war. Es war ganz leicht, diese Miene zu zeigen. Sie trug sich so bequem wie ein Paar alte,

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