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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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menschliches Maß, und hinter ihm flammte in lebhaftem Karmesinrot, Orange und Weiß ein Feuer auf. Auf der entgegengesetzten Wand lag sein Bruder Juvens ausgestreckt im Gras unter blühenden Bäumen, und das Blut rann ihm aus zahlreichen Wunden. Zwischen den beiden Männern marschierten die Magi, um ihre Rache zu nehmen. Von einer Seite kamen sechs, von der anderen fünf, und der kahle Bayaz führte sie an.
Blut, Feuer, Tod, Rache. Wie äußerst passend, wenn man die Umstände bedenkt.
    Eine komplizierte Zeichnung, die mit äußerster Sorgfalt ausgeführt worden war, bedeckte den weiten Boden. Kreise in wieder anderen Kreisen, Formen, Symbole, Figuren von beängstigender Komplexität, waren in sauberen Linien aus einem weißen Pulver aufgeschüttet worden.
Salz, wenn ich mich nicht sehr irre.
Goyle lag einen oder zwei Schritt von der Tür entfernt auf dem Bauch, am Rand des äußersten Rings, die Hände immer noch gefesselt. Dunkles Blut breitete sich unter ihm aus, und die Spitze eines Flachbogenbolzens ragte aus seinem Rücken.
Genau dort, wo sein Herz sein sollte. Ich hätte nie vermutet, dass sich gerade das als seine schwache Stelle erweisen würde.
    Vier der Adepti der Universität standen da und sahen ihn in verschiedenem Grade überrascht an. Drei von ihnen, Chayle, Denka und Kandelau, hielten Kerzen in beiden Händen, deren rußende Dochte einen leichenähnlichen Gestank verströmten. Saurizin, der Adeptus der Chemie, umklammerte einen abgeschossenen Flachbogen. Die Gesichter der alten Männer, die von unten in kränklichem Gelb beleuchtet wurden, waren stumme Masken der Angst.
    Auf der anderen Seite des Saales stand Silber hinter einem Pult und starrte beim Licht einer einzigen Lampe in größter Konzentration auf das große Buch, das geöffnet vor ihm lag. Neben ihm, schmerzhaft gerade aufgerichtet in seinem reinen, weißen Mantel und Blicke wie stechend blaue Dolche durch den Saal schleudernd, stand Erzlektor Sult.
    »Glokta, Sie verdammter Krüppel!«, fauchte er. »Was, zur Hölle, tun Sie denn hier?«
    »Dasselbe könnte ich Sie fragen, Euer Eminenz.« Glokta deutete mit seinem Stock auf die ganze Szenerie. »Mal davon abgesehen, dass die Kerzen, die uralten Bücher, die Gesänge und die Kreise aus Salz das bereits bestens beantworten, nicht wahr?«
Und irgendwie erscheint es plötzlich doch als ein höchst infantiles Spiel. Die ganze Zeit über, während ich mich quer durch die Tuchhändlergilde gefoltert, in Dagoska mein Leben riskiert und in Ihrem Namen Wahlstimmen erpresst habe, haben Sie sich ... mit so etwas abgegeben?
    Aber für Sult war die Sache offenbar ernst genug. »Verschwinden Sie, Sie Narr! Das ist unsere letzte Gelegenheit!«
    »Das hier? Ernsthaft?« Cosca war schon durch die Tür, und die maskierten Söldner folgten ihm. Silbers Augen waren nach wie vor starr auf das Buch gerichtet, die Lippen bewegten sich, und es stand noch mehr Schweiß auf seiner Stirn als sonst. Glokta runzelte die Stirn. »Kann den mal bitte jemand zum Schweigen bringen.«
    »Nein!«, brüllte Chayle, und ein Ausdruck größten Entsetzens trat auf sein Gesicht. »Sie dürfen die Beschwörungen nicht unterbrechen! Die Folgen könnten ... könnten ...«
    »Katastrophal sein!«, vollendete Kandelau kreischend den Satz. Dennoch wagte einer der Söldner einen Schritt auf die Raumesmitte zu.
    »Treten Sie nicht in die Nähe des Salzes!«, schrie Denka gellend, und Wachs tropfte von seiner schwankenden Kerze. »Was auch immer Sie tun!«
    »Warten Sie!«, zischte Glokta, und der Mann blieb am Rand des Kreises stehen und sah über seine Maske hinweg zu ihm hinüber. Noch während sie sprachen, wurde es im Raum immer kälter. Unnatürlich kalt. Irgendwas geschah in der Mitte der Kreise. Die Luft flimmerte, wie die Luft über einem Feuerstoß, und dieses Flimmern wurde immer stärker, je länger Silbers harte Stimme weiterleierte. Glokta stand wie angewurzelt da, und seine Augen huschten zwischen den alten Adepti hin und her.
Was tun? Ihn aufhalten oder nicht? Aufhalten oder
...
    »Gestatten Sie!« Cosca trat vor und griff mit der freien Hand in seinen schwarzen Mantel.
Aber Sie können doch wohl nicht
... Mit lässiger Bewegung zog er den Arm wieder hervor, und ein Wurfmesser steckte nun zwischen seinen Fingern. Die Klinge blitzte im Kerzenlicht, drehte sich in der schwirrenden Luft über der Mitte des Saales und bohrte sich mit sanftem Aufschlag bis zum Griff in Silbers Stirn.
    »Ha!« Cosca packte Glokta an der

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