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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Schulter. »Was habe ich Ihnen gesagt? Haben Sie schon mal einen besseren Messerwurf gesehen?«
    Rot tropfte das Blut an Silbers Gesicht herab. Seine Augen verdrehten sich, dann sackte er seitlich zusammen, rutschte über sein Pult und stürzte zu Boden. Sein Buch fiel auf ihn, die alten Seiten raschelten, und die Laterne kippte um und versprühte Lampenöl.
    »Nein!«, kreischte Sult.
    Chayle keuchte, und sein Mund klappte auf. Kandelau warf seine Kerze weg und sank unterwürfig zu Boden. Denka stieß einen entsetzten Schrei aus, eine Hand über das Gesicht gebreitet, und starrte mit hervorquellenden Augen zwischen seinen Fingern hervor. Eine lange Pause entstand, während jeder außer Cosca voller Panik den Leichnam des Adeptus der Dämonologie anstarrte. Glokta wartete, die wenigen Zähne gebleckt, die Augen beinahe ganz zugekniffen.
Ah, dieser herrliche, entsetzliche Augenblick zwischen dem Anstoßen des Zehs und dem Einsetzen des Schmerzes. Jetzt kommt er. Jetzt kommt er.
    Hier kommt der Schmerz ...
    Aber nichts geschah. Kein dämonisches Gelächter erschütterte den Saal. Der Boden stürzte nicht ein, um ein Tor zur Hölle zu offenbaren. Das Flimmern ließ nach, der Raum wurde wieder wärmer. Glokta hob die Brauen, beinahe enttäuscht. »Offenbar werden die teuflischen Künste ganz gewaltig überschätzt.«
    »Nein!«, fauchte Sult wieder.
    »Ich bedauere doch, Euer Eminenz. Wenn ich daran denke, dass ich Sie zu respektieren pflegte.« Glokta grinste den Adeptus der Chemie an, der noch immer geschwächt den abgeschossenen Flachbogen umklammert hielt. Er deutete mit einer Handbewegung auf Goyles Leiche. »Ein guter Schuss. Ich gratuliere Ihnen. Ein Problem weniger, um das ich mich kümmern muss.« Dann winkte er die hinter ihm versammelten Söldner heran. »Und nun ergreifen Sie diesen Mann.«
    »Nein!«, bellte Saurizin, der nun den Flachbogen auf den Boden warf. »Das war alles nicht meine Idee! Ich hatte keine Wahl! Er war es!« Mit einem dicken Finger deutete er auf Silbers leblosen Körper. »Und ... und er!« Nun zeigte er mit zitterndem Arm auf Sult.
    »Sie denken bereits in die richtige Richtung, aber das kann bis zur Befragung warten. Wären Sie nun so nett, Seine Eminenz in Gewahrsam zu nehmen?«
    »Aber gern.« Cosca schlenderte durch den großen Saal, wobei seine Stiefel kleine Wölkchen weißen Pulvers aufwirbelten und eine Spur der Zerstörung in dem komplizierten Muster hinterließen.
    »Glokta, Sie Idiot, Sie machen einen schweren Fehler!«, schrie Sult. »Sie haben ja keine Ahnung, wie gefährlich Bayaz ist! Der Erste der Magi und sein Bastard-König! Glokta! Sie haben nicht das Recht – gah!« Er jaulte auf, als Cosca ihm die Arme hinter den Rücken drehte und ihn, das weiße Haar völlig zerrauft, auf die Knie zwang. »Sie haben keine Ahnung ...«
    »Wenn die Gurkhisen uns nicht alle umbringen, dann werden Sie reichlich Gelegenheit bekommen, es mir zu erklären. Das kann ich Ihnen versichern.« Glokta verzog den Mund zu seinem zahnlosen Lächeln, während Cosca den Strick um Sults Handgelenke fester zog.
Wenn Sie wüssten, wie lange ich daraufgewartet habe, diese Worte auszusprechen.
»Erzlektor Sult, ich verhafte Sie wegen Hochverrats an Seiner Majestät dem König.«
     
    Jezal stand mit großen Augen da. Eine der Zwillingsschwestern – die blutbespritzte – streckte langsam die langen Arme über den Kopf und reckte sich ausgiebig und zufrieden. Die andere hob eine Augenbraue.
    »Wie möchtest du gern sterben?«, fragte sie.
    »Euer Majestät, treten Sie hinter mich.« Gorst wog sein langes Eisen in der noch unverletzten Hand.
    »Nein. Diesmal nicht.« Jezal nahm die Krone vom Kopf, jene Krone, auf deren Gestaltung Bayaz so viel Mühe verwendet hatte, und warf sie klappernd weg. Er hatte keine Lust mehr, König zu sein. Wenn er sterben musste, dann wollte er als Mann sterben, als ein Mann wie jeder andere. Er hatte so viele Vorteile genossen, das begriff er jetzt. Viel mehr, als die meisten Menschen sich auch nur erträumen konnten. So viele Gelegenheiten, Gutes zu tun, und er hatte stattdessen nur herumgejammert und an sich selbst gedacht. Jetzt war es zu spät. »Ich habe mich mein ganzes Leben lang auf andere gestützt. Mich hinter ihnen versteckt. Oder bin auf ihre Schultern gestiegen. Diesmal nicht.«
    Eine der Schwestern hob die Hände und begann langsam zu klatschen, und das gleichmäßige Klapp, Klapp, Klapp hallte von den Spiegeln wider. Die andere kicherte. Gorst hob die Klinge.

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