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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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verweichlichter Rosigs.
    Alles war hinweggefegt worden.
    Die vergoldete Kuppel des Fürstenrunds hatte sich erhoben, war geborsten und in Tausende kleine Stücke gesprengt worden. Die hohen Mauern der Heereshallen waren nur noch Ruinen. Von den übrigen einst so stolzen Gebäuden waren bloß zertrümmerte Stümpfe geblieben; sie waren bis auf die Grundmauern geschleift. Vor Ferros tränenden Augen waren sie zerschmolzen. Hatten sich in der formlosen Wut aufgelöst, die wild fauchend um den Ersten der Magi tobte und von der Erde bis hinauf in den Himmel von endlosem Hunger erfüllt war.
    »Ja!« Sie konnte sein begeistertes Gelächter über das Tosen des Sturms hinweg hören. »Ich bin größer als Juvens! Ich bin größer als selbst Euz!«
    War dies Rache? Wie viel davon würde dann nötig sein, um sie wieder ganz werden zu lassen? Ferro fragte sich dumpf, wie viele Menschen in den zerstörten Gebäuden Schutz gesucht hatten. Das Schimmern, das den Samen umgab, breitete sich aus, erfasste ihre Schulter, reichte dann bis zu ihrem Hals und umschloss sie schließlich ganz.
    Die Welt wurde still.
    In großer Entfernung ging die Zerstörung weiter, aber sie war jetzt nur noch verschwommen zu erkennen, und der Lärm drang gedämpft zu ihr durch, wie durch Wasser. Ihre Hand war über alle Maßen kalt. Bis zur Schulter fühlte sich alles taub an. Sie sah Bayaz, der lächelte, die Arme erhoben. Der Wind tobte um sie in einer Mauer endloser Bewegung.
    Aber es waren Gestalten darin.
    Sie wurden in dem Maße deutlicher, in dem der Rest der Welt weniger klar erschien. Sie sammelten sich außerhalb des äußersten Kreises. Schatten. Geister. Eine hungrige Meute.
    »Ferro ...«, ertönten ihre flüsternden Stimmen.
     
    Plötzlich hatte sich ein Sturm in den Gärten erhoben, noch unvermittelter, als die Unwetter auf den Hohen Höhen loszubrechen pflegten. Das Licht war verblasst, und dann war alles mögliche Zeug vom dunklen Himmel gefallen. Hundsmann wusste nicht, woher es kam, und es war ihm auch ziemlich egal. Es gab dringendere Dinge, über die er sich Sorgen machten musste.
    Sie schleppten die Verwundeten durch ein hohes Tor, und die Männer stöhnten, fluchten, oder – und das war am schlimmsten – sagten gar nichts. Ein paar, die bereits zu Schlamm geworden waren, ließen sie draußen liegen. Es war sinnlos, Atem an jene zu verschwenden, denen man nicht mehr helfen konnte.
    Logen hatte Grimm unter den Achseln gepackt, und Hundsmann trug seine Stiefel. Sein Gesicht war kalkweiß, die Lippen jedoch blutrot. An seinem Gesicht war abzulesen, dass es schlimm um ihn stand, aber er klagte nicht, nicht Harding Grimm. Das hätte Hundsmann auch nie von ihm geglaubt.
    Sie setzten ihn in der Düsternis auf der anderen Seite der Tür ab. Hundsmann hörte, wie Gegenstände gegen die Fenster schlugen, draußen auf den Boden prallten oder klappernd aufs Dach prasselten. Noch mehr Männer wurden hineingetragen, mit gebrochenen Armen und gebrochenen Beinen und Schlimmerem. Espe folgte ihnen. Er trug die blutige Axt in einer Hand; sein Schildarm hing nutzlos herab.
    Hundsmann hatte noch nie einen solchen Korridor gesehen. Der Boden war aus grünem und weißem Stein, so glatt und hell leuchtend poliert, dass man hätte glauben können, er sei aus Glas. Die Wände waren mit großen Gemälden geschmückt. Die Decke war mit Blumen und Blättern bedeckt, so fein gemeißelt, dass sie beinahe echt wirkten, wären sie nicht aus Gold gewesen, das nun im Licht, das durch die Fenster hereinleckte, dämmrig glänzte.
    Männer knieten sich hin und versorgten die verletzten Kameraden, gaben ihnen Wasser und freundliche Worte, richteten einen Bruch oder zwei. Logen und Espe standen einfach nur da und sahen sich an. Es lag kein Hass darin, jedenfalls nicht so richtig, aber auch kein Respekt. Hundsmann fiel es schwer zu sagen, was es war, und ihm war das eigentlich auch ziemlich egal.
    »Was hast du dir dabei gedacht?«, fuhr er Logen an. »Dich einfach so auf eigene Faust zu verpissen? Ich dachte, du wärst jetzt Häuptling oder so was! Das war eine ziemlich schlappe Nummer, oder?«
    Logen erwiderte den Blick stumpf, und seine Augen schimmerten in der Düsternis. »Musste Ferro helfen«, murmelte er wie zu sich selbst. »Und Jezal auch.«
    Hundsmann sah ihn böse an. »Wem helfen? Hier gibt es echte Menschen, die Hilfe brauchen.«
    »Ich hab kein Händchen für die Verwundeten.«
    »Nur dafür, welche zu schaffen! Dann weiter mit dir, Blutiger Neuner, wenn

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