Königsklingen (First Law - Band 3)
während ich weg bin.«
»Aber die anderen im Geschlossen Rat werden niemals ...«
»Mit jenen, die überlebt haben, wurde bereits gesprochen. Sie werden sich alle Ihrer Autorität beugen. Meiner Autorität natürlich.«
»Wie kann ich ...«
»Ich werde mich melden. Häufig. Über meine Leute in der Bank. Über meinen Lehrling Sulfur. Auf anderem Wege. Sie werden es schon merken.«
»Ich nehme an, ich habe keine Wahl, was diese Angelegenheit betrifft?«
»Nicht, solange Sie mir nicht die Million Mark zurückzahlen können, die Sie mir schulden. Mit Zinsen.«
Glokta fuhr sich mit den Händen über die Vorderseite seines Hemdes. »Verdammt. Ich habe meine Börse auf der Arbeit liegen lassen.«
»Dann, fürchte ich, haben Sie keine Wahl. Aber warum sollten Sie meinen Vorschlag auch ablehnen? Ich biete Ihnen die Gelegenheit, ein neues Zeitalter zu gestalten.«
Mir die Hände bis zu den Ellenbogen mit Ihrer Drecksarbeit schmutzig zu machen.
»Ein großer Mann zu sein. Der größte aller Männer.«
Den Geschlossenen Rat zu reiten wie ein verkrüppelter Koloss.
»Ihr Bildnis in Stein gemeißelt auf dem Weg der Könige zu sehen.«
Damit man mit seiner Hässlichkeit Kinder erschrecken kann. Natürlich erst, nachdem man den Schutt und die Leichen weggeräumt hat.
»Das Schicksal einer Nation zu bestimmen.«
»Unter Ihrer Leitung.«
»Natürlich. Umsonst ist nichts, das wissen Sie doch.« Wieder schnippte der Magus mit der Hand, und ein Gegendstand fiel klappernd auf das Vierseits-Brett. Er blieb vor Glokta liegen, und Gold schimmerte im Licht. Der Ring des Erzlektors.
So oft habe ich mich vorgebeugt, um diesen Edelstein zu küssen. Wer hätte sich träumen lassen, dass ich ihn eines Tages tragen würde?
Glokta nahm ihn auf und drehte ihn nachdenklich hin und her.
Und so ist es mir endlich gelungen, einen dunklen Meister abzuschütteln, um festzustellen, dass nun ein anderer meine Leine in seiner Faust hält, ein noch weitaus dunklerer und gefährlicherer Herr. Aber welche Wahl bleibt mir? Welche Wahlmöglichkeiten hat überhaupt irgendjemand?
Er schob sich den Ring auf den Finger. Der große Edelstein schimmerte im Licht der Lampe und funkelte in tiefem Purpur.
Von einem toten Mann zum größten im ganzen Reich, und das alles an nur einem Abend.
»Er passt«, raunte Glokta.
»Natürlich, Euer Eminenz. Das war mir schon immer klar.«
DIE VERWUNDETEN
West wurde ruckartig wach und versuchte, sich hastig aufzusetzen. Schmerz schoss sein Bein hinauf, durch die Brust und durch den rechten Arm, und der Schmerz blieb und pochte. Stöhnend ließ er sich wieder zurücksinken und starrte an die Decke. Eine gewölbte Decke aus Stein, unter der dichte Schatten hingen.
Nun drangen von überallher Geräusche an sein Ohr. Stöhnen und Wimmern, Husten und Schluchzen, schnelles Keuchen, gedehntes Knurren. Gelegentlich ein klar erkennbarer Schmerzensschrei. Geräusche irgendwo zwischen Mensch und Tier. Zu seiner Linken flüsterte eine Stimme kehlig und endlos immer wieder dasselbe vor sich hin, wie eine Ratte, die an einer Wand kratzte: »Ich kann nichts sehen. Verdammter Wind. Ich kann nichts sehen. Wo bin ich? Ist da jemand. Ich kann nichts sehen.«
West schluckte und spürte, wie der Schmerz zunahm. In den Krankenlagern von Gurkhul hatte er solche Laute schon einmal gehört, als er dorthin gekommen war, um die verwundeten Soldaten seiner Kompanie zu besuchen. Er erinnerte sich an den Gestank und den Lärm, der in diesen schrecklichen Zelten herrschte, an das Elend der Männer, vor allem aber an das überwältigende Bedürfnis, diesen Ort zu verlassen und wieder unter den Gesunden zu sein. Aber es war ihm bereits entsetzlich klar, dass er es diesmal nicht so leicht haben würde, hier wieder herauszukommen.
Er zählte zu den Verwundeten. Eine ganz andere, verachtenswerte und ekelhafte Gattung. Entsetzen kroch langsam durch seinen Körper und vermischte sich mit dem Schmerz. Wie schlimm verletzt war er? Hatte er noch all seine Glieder? Er versuchte die Finger zu bewegen und mit den Zehen zu wackeln und biss die Zähne zusammen, als der Schmerz in seinem Arm und seinem Bein sich nur verschlimmerte. Zitternd gelang es ihm, die linke Hand bis vor sein Gesicht zu führen, und er drehte sie in dem dämmrigen Licht hin und her. Sie schien heil und ganz zu sein, aber dieser Arm war das einzige Glied, das er überhaupt bewegen konnte, und auch das nur unter größten Anstrengungen. Panik stieg seine Kehle empor und packte ihn.
»Wo bin
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