Königsklingen (First Law - Band 3)
nicht zu reden. Sie waren stets eine unerschöpfliche Quelle guter Ratschläge. Dafür habe ich Ihnen nie gedankt. Nun, ich danke Ihnen jetzt.«
»Jezal ... ich meine, Euer Majestät ...«
»Nein, nein. Für Sie immer Jezal, möchte ich doch hoffen. Sie werden natürlich ein Zimmer im Palast bekommen. Sie werden vom königlichen Arzt versorgt werden. Alles, was möglich ist, soll für Sie getan werden. Bitte sorgen Sie dafür, Hoff.«
Der Lord Schatzmeister verbeugte sich. »Natürlich. Das wird sofort in die Wege geleitet.«
»Gut. Gut. Ich freue mich, dass es Ihnen gut geht, West. Ich kann es mir nicht leisten, Sie zu verlieren.« Der König nickte ihm zu, dann auch seiner Schwester. Schließlich wandte er sich ab und ging weiter, schüttelte Hände, sprach sanfte Worte. Ein Quell der Hoffnung schien ihn zu umgeben, wohin er ging. Verzweiflung rückte dahinter nach. Das Lächeln verblasste, sobald er sich entfernte.
Die Männer sanken wieder auf ihre Lager, und Schmerz erfüllte die Gesichter.
»Die Verantwortung scheint einen besseren Menschen aus ihm gemacht zu haben«, sagte West leise. »Man erkennt ihn beinahe gar nicht mehr wieder.«
»Wie lange wird das wohl anhalten, was meinst du?« »Ich würde mich freuen, wenn es von Dauer wäre, aber ich war immer schon ein Optimist.«
»Das ist gut.« Ardee sah dem wunderbaren neuen König der Union nach, wie er davonschritt und sich Verwundete von ihren Betten erhoben, um zumindest eine Berührung seines Mantels zu erhaschen. »Dass zumindest einer von uns so denken kann.«
»Marschall West!«
»Jalenhorm. Schön, Sie zu sehen.« West schlug die Decken mit seiner gesunden Hand zurück, schob die Beine über die Bettkante und quälte sich in eine sitzende Haltung. Der massige Mann drückte ihm die Hand und klopfte ihm auf die Schulter.
»Sie sehen gut aus!«
West lächelte schwach. »Es geht jeden Tag ein wenig aufwärts, Herr Major. Wie steht es um meine Truppen?«
»Sie versuchen, ohne Sie voranzustolpern. Kroy hält alles zusammen. Ist gar nicht mal ein schlechter Kerl, der General, wenn man sich an ihn gewöhnt hat.«
»Wenn Sie meinen. Wie viele Leute haben wir verloren?«
»Ist immer noch schwer zu sagen. Die Lage ist ziemlich verworren. Es fehlen ganze Kompanien. Aus dem Stehgreif zusammengetrommelte Einheiten jagen weiterhin versprengte Gurkhisen übers Land. Ich denke, wir werden noch eine ganze Weile keine Zahlen haben. Ich weiß nicht, ob es sie je geben wird. Es ist niemandem gut ergangen, aber die Soldaten des neunten Regiments waren es, die im Westen des Agrionts kämpften. Sie haben das meiste abbekommen ...« Er suchte nach Worten. »... von dieser ganzen ... Sache.«
West verzog das Gesicht. Er erinnerte sich an die schwarze Säule herumwirbelnder Gegenstände, die von der gemarterten Erde bis in die kreisenden Wolken reichte. An die Trümmer, die seine Haut gestreift hatten, an den heulenden Wind um ihn herum. »Was war denn das eigentlich?«
»Ich will verdammt sein, wenn ich das wüsste.« Jalenhorm schüttelte den Kopf. »Oder sonst jemand. Aber Gerüchten zufolge hatte dieser Bayaz irgendwas damit zu tun. Die Hälfte des Agrionts liegt in Trümmern, und man hat kaum damit begonnen, den Schutt abzutragen. So etwas haben Sie noch nicht gesehen, dass kann ich Ihnen sagen. Jede Menge Tote liegen dazwischen. Leichen, überall unter freiem Himmel aufgetürmt ...« Jalenhorm holte tief Luft. »Und jeden Tag sterben mehr Menschen. Viele werden krank.« Er erschauerte. »Diese ... Krankheit.«
»Seuchen. Die gibt es in jedem Krieg.«
»Nicht so. Es gibt schon Hunderte von Fällen. Manche sterben in nur einem Tag, man kann geradezu dabei zusehen. Bei anderen dauert es länger. Sie verdorren, bis sie nur noch Haut und Knochen sind. Sie füllen schon ganze Säle. Orte voller Gestank und Hoffnungslosigkeit. Aber darüber brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen.« Er schüttelte sich. »Ich muss jetzt gehen.«
»Schon?«
»Ich konnte nur auf einen Sprung vorbeikommen, Herr Marschall. Ich helfe dabei, alles für Poulders Beerdigung vorzubereiten, können Sie sich das vorstellen? Er bekommt ein Staatsbegräbnis, auf Befehl des Königs ... soll heißen, auf Befehl Jezals. Jezal dan Luthar.« Er blies die Backen auf. »Komische Sache.«
»Die seltsamste überhaupt.«
»Die ganze Zeit über hatten wir einen Königssohn in unserer Mitte. Ich wusste, dass es einen Grund dafür geben musste, wieso er so gut im Kartenspielen war.« Er gab
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