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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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immer es sagte, quiekte beinahe vor Aufregung. »Der König kommt wieder zu uns!«
    In den Betten drehten alle Männer ihre Köpfe und stützten sich auf. Nervöse Erregung breitete sich von einer Lagerstatt zur nächsten aus. »Der König?«, hauchten sie, die Gesichter angespannt und erwartungsvoll, als gehörten sie zu den Auserwählten, die einer göttlichen Erscheinung teilhaftig werden durften.
    Mehrere Gestalten bewegten sich in den Schatten auf der anderen Seite des Saales. West reckte den Hals, um etwas zu sehen, aber er erhaschte nur das Schimmern von Metall in der Dunkelheit. Die vorderste Gestalt blieb bei einem Verwundeten ein paar Betten entfernt stehen.
    »Werden Sie hier gut versorgt?« Eine seltsam vertraute und gleichzeitig seltsam fremde Stimme.
    »Ja, Euer Majestät.«
    »Gibt es etwas, das Sie brauchen?«
    »Einen Kuss von einer guten Frau vielleicht?«
    »Den würde ich Ihnen gern geben, aber leider bin ich nur ein König. Wir sind um vieles gewöhnlicher als gute Frauen.« Männer lachten, obwohl das nicht lustig war. West vermutete, dass dies zu den Vorteilen gehörte, die man als Herrscher genoss – dass die Leute auch über die platten Witze lachten.
    »Vielleicht ... vielleicht eine weitere Decke, Euer Majestät. Hier wird’s nachts doch ganz schön kalt.«
    »Natürlich.« Die Gestalt wandte sich an einen Mann, der hinter ihr stand. Lord Hoff, wie West nun erkannte, hielt respektvoll Abstand. »Eine weitere Decke für jeden Mann hier unten.«
    Der Lord Schatzmeister, die gefürchtete Geißel des Audienzsaales, nickte demütig wie ein kleinlautes Kind. Der König stand da und trat nun ins Licht.
    Natürlich, es war Jezal dan Luthar, und dennoch war es kaum zu glauben, dass er immer noch derselbe war. Das lag nicht nur an dem edlen Pelzmantel und dem goldenen Reif auf seiner Stirn. Er wirkte größer. Immer noch gut aussehend, aber nicht mehr jungenhaft. Eine tiefe Narbe an seinem bärtigen Kinn gab ihm den Anschein von Tatkraft und Stärke. Der hochmütige Gesichtsausdruck war einem befehlsgewohnten Stirnrunzeln gewichen. Aus der lockeren, übertrieben selbstsicheren Haltung war ein zielgerichteter Schritt geworden. Er arbeitete sich langsam den Gang zwischen den einzelnen Betten entlang und hatte für jeden Mann ein paar Worte, drückte ihnen die Hände, bedankte sich und versprach ihnen Hilfe. Niemand wurde übersehen.
    »Ein Hoch auf den König!«, gurgelte jemand zwischen den zusammengebissenen Zähnen hervor.
    »Nein! Nein. Sie sind es, die gefeiert werden sollten, meine tapferen Freunde! Sie, die in meinem Namen so viele Opfer gebracht haben. Ich stehe tief in Ihrer Schuld. Nur mit Ihrer Hilfe konnten die Gurkhisen besiegt werden. Nur mit Ihrer Hilfe wurde die Union gerettet. Ich vergesse niemals meine Schulden, das verspreche ich Ihnen!«
    West starrte den Mann verblüfft an. Wer auch immer diese seltsame Erscheinung sein mochte, er sah aus wie Jezal dan Luthar, sprach aber wie ein König. West spürte beinahe das lächerliche Verlangen, sich aus dem Bett zu wälzen und niederzuknien. Ein Verletzter schickte sich an, genau das zu tun, als der König an seiner Lagerstatt vorbeiging. Jezal hielt ihn mit sanftem Druck auf die Brust zurück, lächelte und klopfte ihm auf die Schulter, als habe er sein Leben lang nichts anderes getan, als den Versehrten Trost zu spenden, anstatt sich in irgendwelchen Rattenlöchern mit den anderen Offizieren zu besaufen und über die anspruchslosen Pflichten zu meckern, die man ihm auferlegte.
    Er kam näher und sah nun West ausgestreckt daliegen. Seine Miene hellte sich auf, obwohl in seinem Lächeln nun ein Zahn fehlte. »Collem West!«, sagte er und trat eilig ans Bett. »Ehrlich gesagt, ich war in meinem ganzen Leben noch nie so froh, Ihr Gesicht zu sehen.«
    »Äh ...« West bewegte die Kiefermuskeln, wusste aber kaum, was er sagen sollte.
    Jezal wandte sich an seine Schwester. »Ardee ... ich hoffe, es geht Ihnen gut.«
    »Ja.« Sonst erwiderte sie nichts. Die beiden sahen einander für einen langen, unbehaglichen Augenblick an und sprachen nicht.
    Lord Hoff warf einen besorgten Blick zum König, zu West, zu Ardee. Dann drängte er sich ein wenig zwischen sie. »Euer Majestät, wir sollten ...«
    Jezal brachte ihn mit einer lässigen Handbewegung zum Schweigen. »Ich vertraue darauf, dass Sie bald im Geschlossenen Rat an meiner Seite sitzen werden, West. Ein freundliches Gesicht dort kann ich wirklich mehr als gut gebrauchen. Von gutem Rat gar

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