Königsklingen (First Law - Band 3)
der vielleicht auch in meine Gemächer kam? Eine Frau, und kalt ...
Eine Zornesfalte zeigte sich auf Bayaz’ Stirn. »Ein Fehler, den ich in meiner Jugend machte. Sie sollten besser nicht mehr davon sprechen.«
»Oh, wie Sie befehlen. Und der Große Prophet Khalul?«
»Der Krieg wird weitergehen. Auf anderen Schlachtfeldern, mit anderen Soldaten. Aber es wird die letzte Schlacht gewesen sein, die mit den Waffen der Vergangenheit ausgetragen wurde. Die Magie leckt aus der Welt. Die Lehren der Alten Zeit verblassen in der Dunkelheit der Geschichte. Ein neues Zeitalter zieht herauf.«
Der Magus machte eine nachlässige Handbewegung, und dann funkelte etwas in der Luft, fiel klappernd in die Mitte des Spielbretts und drehte sich, bis es mit dem unverkennbaren Klimpern einer Münze flach auf die Seite rollte. Ein goldenes Fünfzigmarkstück, das warm und einladend im Lampenlicht schimmerte. Glokta hätte fast aufgelacht.
Ah, selbst jetzt und selbst an dieser Stelle läuft es doch immer wieder auf dasselbe heraus. Alles hat seinen Preis.
»Es war Geld, das in König Guslavs unausgegorenem Krieg gegen die Gurkhisen zum Sieg führte«, sagte Bayaz. »Geld vereinte den Offenen Rat hinter seinem Bastardkönig. Geld trieb Großherzog Orso zur Verteidigung seiner Tochter und veränderte die Lage zu unseren Gunsten. Mein Geld.«
»Nur mit Geld konnte ich Dagoska so lange halten.«
»Und Sie wissen, wessen Geld es war.«
Wer hätte das gedacht? Offenbar ist er eher der Erste der Geldverleiher als der Erste der Magi. Offener und Geschlossener Rat, Bürgerliche und Könige, Kaufleute und Folterknechte, alle verfingen sich im goldenen Netz. Ein Netz aus Schulden, aus Lügen und Geheimnissen, jeder Faden sorgfältig an seinen Platz gezupft und dann wie eine Harfe von einem Meister gespielt. Und was ist mit dem armen Superior Glokta, diesem ungeschickten Trottel? Gibt es in dieser süßen Musik einen Platz für seinen bitteren Klang? Oder wird das mir geliehene Leben jetzt eingefordert?
»Ich sollte Ihnen wohl gratulieren – Sie haben Ihr Blatt gut ausgespielt«, murmelte Glokta bitter.
»Pah.« Bayaz tat das mit einer Handbewegung ab. »Einen Haufen Wilder unter diesem Kretin Harod zusammenzutreiben und sie dazu zu bringen, dass sie sich wie zivilisierte Menschen benehmen. Die Union während des Bürgerkriegs zusammenzuhalten und diesen Narren Arnault auf den Thron zu heben. Den Feigling Kasamir bei der Eroberung Anglands zu führen. Da habe ich mein Blatt gut ausgespielt. Das hier war gar nichts. Ich habe alle Karten in der Hand, und so wird es auch bleiben. Ich habe ...«
Allmählich fällt mir das auf die Nerven.
»Und bla bla bla. Der Gestank von Selbstzufriedenheit wird langsam unerträglich. Wenn Sie mich umbringen wollen, dann zünden Sie mich an und lassen Sie mich zu Asche verglühen, aber dann haben wir es hinter uns. Aber um Himmels willen, verschonen Sie mich mit Ihrer Prahlerei.«
Sie saßen einen langen Augenblick da und blickten sich schweigend über den dunklen Tisch hinweg an. Lange genug, dass Gloktas Bein zu zittern begann, sein Auge tränte und sein zahnloser Mund trocken wurde wie Wüstenstaub.
O süße Vorahnung. Kommt es jetzt? Kommt es jetzt? Kommt es ...
»Sie umbringen?«, fragte Bayaz milde. »Und mich Ihres köstlichen Sinns für Humor berauben?«
Dann kommt es wohl jetzt doch nicht.
»Aber ... wieso haben Sie dann alle Karten vor mir aufgedeckt?«
»Weil ich Adua bald verlassen werde.« Der Magus beugte sich vor, und sein hartes Gesicht geriet wieder ins Licht. »Weil es wichtig ist, dass Sie begreifen, wer die Macht in Händen hält und sie auch immer behalten wird. Weil es wichtig ist, dass Sie, im Gegensatz zu Sult oder Marovia, den richtigen Überblick haben. Weil es wichtig ist ... wenn Sie mir dienen wollen.«
»Ihnen dienen?«
Lieber würde ich zwei Jahre in stinkender Dunkelheit zubringen. Lieber würde ich mich foltern lassen, bis mein Bein nur noch Hackfleisch ist. Lieber ließe ich mir alle Zähne herausreißen. Aber da ich all das bereits getan habe ...
»Sie werden die Aufgabe übernehmen, die Feekt einmal hatte. Die Aufgabe, die schon etwa zwanzig große Männer vor ihm schulterten. Sie werden mein Vertreter in der Union sein. Sie werden den Geschlossenen Rat führen, ebenso wie den Offenen Rat und unseren gemeinsamen Freund, den König. Sie werden dafür sorgen, dass er Erben hat. Sie werden eine stabile Regierung garantieren. Kurz gesagt, Sie werden sich um alles kümmern,
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