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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Papier.
    »Ich träume«, zischte sie.
    »Du wirst dir wünschen, dass du das tätest.« In einem atemlosen Wimpernschlag hatte er das Zimmer durchquert. Seine Hand schloss sich wie eine zuschnappende Schelle um ihre Kehle. »Dass ich mich aus diesen Trümmern hervorarbeiten musste, immer eine Hand voll Staub nach der anderen, hat mich hungrig gemacht.« Sein trockener Atem streifte ihr Gesicht. »Ich werde mir einen neuen Arm von deinem Fleisch machen, und ich werde Bayaz vernichten und Rache für den großen Juvens nehmen. Der Prophet hat es gesehen, und ich werde seine Vision wahr werden lassen.« Mühelos hob er sie hoch und drückte sie gegen die Wand, während ihre Füße gegen die Vertäfelung schlugen.
    Die Hand drückte zu. Ihre Brust hob und senkte sich, aber keine Luft gelangte in ihren Hals. Sie kämpfte gegen seine Finger, zerrte mit ihren Nägeln daran, aber sie waren aus Eisen gemacht und so fest wie der Kragen eines Gehängten. Sie kämpfte und wand sich, aber er gab keinen Strich nach. Sie machte sich an Mamuns zerstörtem Gesicht zu schaffen, ihre Finger arbeiteten sich in seine zerfetzte Wange, rissen an dem staubigen Fleisch an der Innenseite, aber seine Augen zwinkerten nicht einmal. Es war sehr kalt in dem Raum geworden.
    »Sprich deine Gebete, Kind«, flüsterte er, und sein zerstörtes Gebiss knirschte. »Und hoffe darauf, dass Gott gnädig ist.«
    Ihre Kraft ließ nach. Ihre Lungen drohten zu platzen. Immer noch riss sie an ihm, aber ihre Bemühungen wurden zusehends schwächer. Schwächer und schwächer. Sie ließ die Arme hängen, die Beine, die Augenlider waren schwer, sehr schwer. Alles war schrecklich kalt.
    »Jetzt«, hauchte er, und sein Atem stieg wie eine weiße Wolke vor ihm auf. Er zog sie an sich, öffnete den Mund, und die zerfetzten Lippen glitten über den gesplitterten Zähnen zurück. »Jetzt.«
    Ihr Finger stach in seinen Hals. Durch seine Haut und in sein trockenes Fleisch, bis zum Knöchel. Das trieb seinen Kopf weg. Ihre andere Hand umschlängelte seine Finger, löste sie von ihrer Kehle, bog sie zurück. Sie fühlte, wie die Knochen knackten, knirschten und splitterten. Ferro fiel zu Boden. Weißer Frost kroch über die schwarzen Fensterschreiben neben ihr, knirschte unter ihren nackten Füßen, als sie Mamun herumwarf und gegen die Wand schleuderte, seinen Körper in die geborstene Wandvertäfelung und den bröckelnden Putz krachen ließ. Staub rieselte durch die Wucht des Aufpralls herunter.
    Sie trieb ihre Finger weiter in seine Kehle, weiter nach oben, weiter nach innen. Es war ganz leicht. Ihre Kraft kannte kein Ende. Sie kam von der anderen Seite der Kluft. Der Samen hatte sie verändert, so wie auch Tolomei, und es gab kein Zurück mehr.
    Ferro lächelte.
    »Du willst mein Fleisch nehmen, ja? Du hast deine letzte Mahlzeit gehabt, Mamun.«
    Die Spitze ihres Fingers glitt zwischen seinen Zähnen hervor, traf ihren Daumen und nahm ihn wie einen Fisch an den Haken. Mit einem Ruck ihres Handgelenks riss sie den Kieferknochen von seinem Kopf und warf ihn klappernd weg. Seine Zunge hing schlaff in einer zerfetzten Masse staubigen Fleisches.
    »Sprich deine Gebete, Verzehrer«, zischte sie, »und hoffe darauf, dass Gott gnädig ist.« Sie presste ihre Handflächen auf beiden Seiten gegen seinen Kopf. Ein langer Schrei drang aus seiner Nase. Seine zerschmetterte Hand griff erfolglos nach ihr. Sein Schädel verformte sich, dann wurde er flach, zerbarst, und Knochenstückchen flogen durch die Gegend. Sie ließ den Körper fallen, Staub glitt daraus über den Boden und sammelte sich zu ihren Füßen.
    »Ja ...«
    Sie zuckte nicht zusammen. Sie sah in keine bestimmte Richtung. Sie wusste, woher die Stimme kam. Von überall und nirgends.
    Ferro trat ans Fenster und öffnete es. Dann sprang sie hindurch, fiel ein Dutzend Schritt tief auf die Erde und erhob sich. Die Nacht war voller Geräusche, aber sie selbst war ganz leise. Vorsichtig schritt sie über das mondbeschienene Gras, das frostig knirschte, wo ihre Füße auftraten, schlich eine lange Treppe empor und kletterte auf die Mauer.
    »Warte.«
    »Der Samen!«
    »Ferro.«
    »Lass uns herein ...«
    Sie achtete nicht auf sie. Ein bewaffneter Mann sah in die Nacht hinaus, zum Haus des Schöpfers, das sich in noch tieferer Schwärze vor dem schwarzen Himmel abhob. Ein Keil aus Dunkelheit über dem Agriont, wo es keine Sterne, keine mondbeschienenen Wolken, überhaupt kein Licht gab. Ferro fragte sich, ob Tolomei in den Schatten

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