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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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dürfen, wenn sie gewollt hätte, aber welche halbwegs vernünftige Frau wollte das schon?
    Sein finsterster Blick aber galt ihm selbst in den Spiegeln gegenüber, wie er oben auf dem Podest neben Jezal und seiner Königin saß. Er wirkte schlecht gelaunt und missmutig, wie ein vernarbtes und Angst einflößendes Ungeheuer neben diesem hübschen Paar. Ein Mann, aus Tod gemacht, den man in bunt gefärbtes Tuch und seltene weiße Pelze gehüllt, mit polierten Nieten und schimmernden Schnallen geschmückt hatte, um ihm dann noch eine große goldene Kette um die Schultern zu legen. Eine Kette, wie Bethod sie getragen hatte. Seine Hände ragten aus pelzbesetzten Ärmeln, gezeichnet und brutal, ohne den einen fehlenden Finger, und krallten sich um die Lehnen seines vergoldeten Stuhls. Die Kleider eines Königs, schon möglich, aber die Hände eines Mörders. Er sah aus wie der Bösewicht aus einem Kindermärchen. Der gewissenlose Krieger, der sich mit Feuer und Stahl an die Macht gekämpft hatte. Der über einen Berg von Leichen auf den Thron gestiegen war. Vielleicht war er dieser Mann.
    Er bewegte sich gequält, und das neue Tuch kratzte auf seiner klammen Haut. Er war einen langen Weg gegangen, seit er sich aus einem Fluss gezogen hatte und nicht einmal mehr ein Paar Stiefel sein Eigen hatte nennen können. Er hatte es von den Hohen Höhen geschafft, mit einem Topf als einzigem Begleiter. Viel lag hinter ihm, aber er war sich nicht sicher, ob er sich früher nicht sogar besser hatte leiden können. Er hatte gelacht, als er erfahren hatte, dass Bethod sich selbst König nannte. Jetzt saß er hier, tat genau dasselbe und war sogar noch schlechter für diese Aufgabe geeignet. Wenn man eins von Logen Neunfinger sagen konnte, dann das – er war ein Wichser. So einfach war das. Und das gibt ein Mann normalerweise von sich selbst nicht ohne weiteres zu.
    Der Säufer, Hoff, übernahm den größten Teil des Geredes. »Das Fürstenrund liegt nun leider in Trümmern. Bis eine Halle errichtet wird, die dieser edlen Versammlung gerecht wird, ein neues Fürstenrund, größer und prächtiger als das alte, werden die Sitzungen des Offenen Rates ausgesetzt.«
    Eine Pause folgte. »Ausgesetzt?«, wiederholte jemand. »Wie wird man uns dann hören?«
    »Wo werden die Edelleute ihre Sache vertreten können?«
    »Die Edelleute werden über den Geschlossenen Rat vertreten sein.« Hoff sprach in einem Tonfall, als redete er von oben herab mit einem Kind. »Oder Sie können sich an den Untersekretär für Audienzen wenden, um eine Anhörung vor dem König zu erhalten.«
    »Aber das kann doch jeder Bauer!«
    Hoff hob die Augenbrauen. »Das ist wahr.«
    Ärger breitete sich unter den Edelleuten aus. Logen verstand vielleicht nicht besonders viel von Politik, aber er merkte, wenn eine Gruppe von Männern eine andere unter ihre Knute zwang. War nie eine besonders schöne Sache, aber zumindest war er diesmal auf der Seite von denen mit der Knute.
    »Der König und die Nation sind ein und dasselbe!« Bayaz’ harte Stimme durchschnitt das Murren. »Sie haben Ihre Ländereien von ihm lediglich geborgt. Er bedauert, dass er nun einen Teil von ihnen zurückfordern muss, aber das ist in diesen Tagen leider notwendig.«
    »Ein Viertel.« Der Krüppel fuhr sich mit der Zunge über das leere Zahnfleisch und machte dabei ein leicht schmatzendes Geräusch. »Von Ihnen allen.«
    »Damit kommen Sie nicht durch!«, rief ein zorniger alter Mann aus der ersten Reihe.
    »Meinen Sie, Lord Ischer?« Bayaz lächelte ihn an. »Wer dieser Meinung ist, darf gern Lord Brock in sein staubiges Exil folgen und seine gesamten Ländereien der Krone überantworten, nicht nur einen Teil.«
    »Das ist eine Beleidigung!«, rief ein anderer Mann. »Der König war stets der Erste unter Gleichen, der Bedeutendste unter den Edelleuten, aber er stand nicht über ihnen. Unsere Stimmen haben ihn auf den Thron gebracht, und wir weigern uns ...«
    »Sie wandeln auf einem schmalen Grat, Lord Heugen.« Das Gesicht des Krüppels wurde von hässlichen Krämpfen erfasst, als er grimmig auf die Versammlung blickte. »Sie möchten doch sicher lieber auf der Seite dieses Grats bleiben, auf der es sicher und warm ist – auf der loyalen Seite. Die andere Seite würde Ihnen nicht so gut gefallen, denke ich.« Eine lange Tränenspur lief von seinem zuckenden linken Auge die Wange hinab. »Der Generalinspektor wird Ihre gesamten Ländereien in den kommenden Monaten schätzen. Es wäre weise, wenn

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