Koenigsmoerder
mit festem Griff umfasst, kam er näher.
Als er sah, wer die beiden Männer waren, zögerte er. »Meister Darran. Meister Driskle.«
Die alte Krähe verbeugte sich. »Guten Abend, Jesip.«
»Meister Darran, Ihr solltet nicht hier sein«, sagte Jesip un 305
glücklich. »Ihr auch nicht, Meister Driskle. Wir haben strikte Anweisungen ...«
»Immer mit der Ruhe, Wachmann«, erwiderte Darran mit seinem öligsten Lächeln. Er ließ die Hand auf Willers Schulter fallen und krampfte die Finger zusammen. Die Meeresschnecke klappte mit schmerzverzerrtem Gesicht den Mund zu. »Ich habe meine eigenen Anweisungen.« Darran senkte die Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern. »Vertraulich. Eine Staatsangelegenheit. Ihr versteht?«
Asher hielt den Atem an. Jesip war neu. Jung. Leicht zu beeindrucken. Und Darran genoss einen gewissen Ruf.
»Zwei Minuten, Meister Darran«, sagte Jesip. »Befehle hin oder her, mehr kann ich Euch nicht geben.«
»Danke«, entgegnete Darran. »Ich werde dafür sorgen, dass deine Hilfsbereitschaft in den richtigen Kreisen bemerkt wird.«
Jesip errötete. »Ich mache nur meine Arbeit, Herr.« Dann sah er Willer an. »Und Meister Driskle?«
»Gehört zu mir«, sagte Darran glattzüngig und bohrte die Finger noch tiefer in Willers Schulter. Willer stieß einen schrillen Laut der Qual aus. »Aber er fühlt sich nicht gut. Ihm ist ein Bissen Fleisch in die falsche Kehle geraten.« Er bedachte die Schnecke mit einem tadelnden Blick. »Man sollte niemals gleichzeitig essen und sprechen, mein lieber Junge. Es könnte einen unglückseligen Unfall geben.«
Als Willer aufkeuchte wie ein Fisch, der auf dem Trockenen gelandet war, nickte Jesip und hob warnend einen Finger. »Also, Ihr habt zwei Minuten. Und auch nur deshalb, weil Ihr für den Palast arbeitet.«
»Genau«, sagte Darran.
»Und wenn Ihr fertig seid, wäret Ihr gut beraten, auf dem Heimweg vorsichtig zu sein«, fügte Jesip hinzu. »Die Stimmung hier ist im Augenblick eine Spur gefährlich.«
Darran nickte lächelnd. »Ein hervorragender Rat. Vielen Dank.«
Als Jesip sich zurückzog, ließ Darran Willers Schulter los. »Fort mit Euch, Willer, und vergesst, dass Ihr mich gesehen habt... oder
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ich schwöre, es wird ein Tag der Abrechnung kommen, den Ihr gewiss nicht vergessen werdet.«
Willer stolperte über seine eigenen Füße und ergriff fluchend das Weite. Asher sah Darran an. »Bolliton?«
Darran seufzte. »Leider eine sehr unsaubere Angelegenheit. Ich habe die Schatztruhen des Prinzen aus meiner eigenen Tasche wieder aufgefüllt. Und verschiedene Quittungen... versteckt gehalten. Danach habe ich Willer weniger Spielraum gegeben. Es schien mir das Klügste zu sein. Rückblickend denke ich jedoch...«
»Klug wäre es gewesen, den kleinen Scheißer zu entlassen«, murmelte Asher.
»Das hätte einigen Leuten eine Menge Kopfschmerzen erspart.« Ohne Vorwarnung schlug eine neuerliche Wöge des Schmerzes über ihm zusammen.
Er rutschte wieder an den Gitterstäben hinab in das schmutzige Stroh.
Darran antwortete nicht, sondern stand nur schweigend und mit undeutbarer, gefasster Miene da, während er die brutalen Beweise für Jarralts Verstimmung in sich aufnahm. Den getrockneten Dung, das Ei und anderen Unrat, Geschenke von einem dankbaren, hingebungsvollen Publikum.
Asher wandte den Blick ab, denn er wollte nicht das Mitgefühl in den Zügen des alten Mannes sehen. »Was macht Ihr hier, Darran? Seid Ihr gekommen, um zu gaffen?«
Der Sekretär wandte den Blick der Menge zu. »Seht sie Euch nur an. Ich vermute, dass inzwischen selbst die Säuglinge in ihrer Wiege hier in der Stadt wissen, dass man Euch verhaftet hat und warum. Binnen weniger Tage werden selbst die Menschen unten an der Küste davon erfahren.«
Asher schloss die Augen. »Das wird meinen verdammten Brüdern gewiss ein Lächeln aufs Gesicht zaubern.« Bei dem Gedanken an die Küste, an die Menschen dort, biss er sich auf die Unterlippe und zwang sich, die alte Krähe anzusehen. Dies würde schlimmer schmerzen als Jarralts Schüreisen... »Darran.
Ich muss Euch um einen Gefallen bitten.«
Darran wich zurück. »Einen Gefallen?«
»Nicht für mich selbst«, fügte er hastig hinzu. »Nicht direkt. Ich habe einen Freund. Jed. Wir sind zusammen in Restharven aufge 306
wachsen. Er ist wegen einer Angelegenheit, um die ich ihn gebeten hatte, verletzt worden, und es gibt keine Heilung für ihn. Seit wir von Westjammer zurück sind, habe ich ihm Geld geschickt und
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