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Koenigsmoerder

Koenigsmoerder

Titel: Koenigsmoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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tropfte schleimig zu Boden. Der Geruch vermischte sich mit dem Gestank von Exkrementen und Erbrochenem, drang in seine blutverkrustete Nase, bis Säure und Galle in ihm aufstiegen.
    »Das bin ich nicht!«, krächzte er und spürte, wie die geschundene Haut seines Gesichtes aufplatzte und Eiter aus den Wunden lief. »Ich bin ebenso wenig ein Verräter wie Ihr!«
    Während jene in der Menge, die nah genug waren, um ihn zu hören, in höhnisches Gelächter ausbrachen, drehte einer der Wachposten sich um und stieß mit dem stumpfen Ende seiner Pike mit einer einzigen, wohlgezielten Bewegung in den Käfig. Sie traf Asher am Mund und riss ihm das geborstene Fleisch seiner Lippen noch weiter auf.
    302
    »Noch ein Wort«, sagte der Wachmann, »und ich werde dir die Zunge rausschneiden. Hast du mich verstanden?« Es war Dever. An Abenden, an denen sie beide zur gleichen Zeit in der Gans waren, maßen sie sich im Pfeilwerfen.
    Hatten sich gemessen. Dever grinste jetzt nicht und streckte nicht die Hand aus, um ihm auf den Rücken zu schlagen, er spendierte ihm kein Bier und lag ihm auch nicht wegen seiner jüngsten Liebelei in den Ohren.
    Jetzt wirkte er kalt genug, um zu töten.
    Aus der Menge kam ein weiteres Ei geflogen. Dieses fand sein Ziel. Traf ihn seitlich am Kopf. Bei dem Geruch krampften seine Gedärme sich zusammen. Ein anderer warf frische Kuhscheiße. Lauwarm, aber immer noch stinkend, brannte sie in den Wunden in seinem Gesicht, die Jarralt auf der Suche nach Befriedigung aufgerissen hatte.
    Die Wachen unternahmen keinen Versuch, dem Hagel von Geschossen ein Ende zu bereiten. Erst als etwas vor ihren eigenen Füßen landete, hoben sie die Pike und riefen die Menge zur Ordnung. Es gab kein Entrinnen. Ihm blieb nichts anderes zu tun, als es zu überleben, so wie er Jarralt überlebt hatte. Am Ende rollte er sich zusammen und versuchte, die Schreie zu ignorieren, die Schmä‐
    hungen, die Eier und alles andere, was sie nach ihm warfen. Den Schmerz.
    Stattdessen konzentrierte er sich auf das eine, das ihm Kraft geben würde, solange dieses Martyrium andauerte. Hass. Er konzentrierte sich auf den einen Namen, der seinem langsam brennenden Zorn Nahrung gab.
    Gar.
    Als er das zweite Mal erwachte, umgaben ihn noch immer von Glimmfeuer erhellte Dunkelheit und das Anschwellen und Abschwellen unfreundlicher Stimmen, brausend wie das Meer, und die rauchigen Gerüche von geröstetem Fleisch, mit dem Händler die eifrigen Olken versorgten, die immer noch ausharrten, um zu höhnen und sich an seinem Elend zu ergötzen. So groß war ihre Zahl geworden, dass man eine Barriere rund um den Karren und den Käfig errichtet hatte, um die Menge zurückzuhalten; dahinter standen, die Piken griffbereit in der Hand, vier andere Wachposten.
    303
    Was war los mit den Bastarden, hm? Hatten sie denn kein Zuhause? Keine Kinder zu versorgen? Hatten sie nichts Besseres zu tun, als hier herumzustehen und sich an Schafsfett und Galle zu ergötzen?
    Nun, nein, offensichtlich nicht.
    Stöhnend und fluchend, während all seine Verletzungen knurrten und bissen, gelang es ihm mit Gewalt, sich aufzurichten. Er fror wie noch nie zuvor im Leben. »Bei Barls Tl...«, begann er leise, dann brach er ab. Riss die Augen auf.
    Schloss die Finger zu Fäusten.
    Willer stand draußen vor dem Käfig und lächelte. In seinen fetten Händen hielt er ein heißes Rindfleischsandwich, dessen blutige Säfte auf seine apfelgrüne Jacke tropften. Er schien es nicht zu bemerken. Sein aufgedunsenes Gesicht leuchtete von Fett und Triumph, und seine Augen leuchteten im flackernden Glimmfeuer.
    »Ich habe Euch gesagt, dass ich Euch würde zahlen lassen«, bemerkte er im Gesprächston, während er mit offenem Mund an seinem Brot mit Fleisch kaute.
    »Erinnert Ihr Euch?« Das hämische Lächeln wurde breiter, sah jetzt aus wie das einer Kröte. »Das sollte Euch lehren, mir keinen Glauben zu schenken.«
    »Geht weg«, sagte Asher matt, obwohl er wusste, dass er seinen Atem verschwendete.
    Ein wohliger Schauder überlief Willer. »Der Henker war den ganzen Nachmittag über im Wachhaus und hat seine Axt geschärft. Ich war da, um zuzusehen. Zzzt, zzzt, zzzt. Ihr werdet es nie erraten: Die Städter schließen Wetten darauf ab, wie viele Hiebe notwendig sein werden, um die Sache zu erledigen. Sie hassen Euch, Asher. Dank Euch wird sich das Leben der Olken zum Schlimmeren verändern.
    Ich hoffe, die Axt wird drei Hiebe brauchen, um Euch zu töten. Vielleicht sogar vier. Ich hoffe, es

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