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Koenigsmoerder

Koenigsmoerder

Titel: Koenigsmoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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dass er mich schützen würde, und schaut nur, wo ich bin!«
    »Wenn Ihr es mich erklären lassen würdet, dann...«
    »Erklären?«, wiederholte er ungläubig. »Was erklären?« Er hätte am liebsten laut heulend die Finger um Darrans mageren Hals gelegt und ihn gewürgt, bis er endlich schwieg. »Dass sich herausgestellt hat, dass Gar kein Rückgrat hat? Das weiß ich bereits!«
    »Bitte, Asher, Ihr müsst seine Position sehen!«
    »Und ob ich sie sehe! Er lebt, und ich werde das bald nicht mehr tun. Er ist in seinem Turm, und ich bin in diesem Käfig. Ich habe ihm das Leben gerettet, Darran! Nur meinetwegen atmet er heute noch!«
    »Das weiß ich«, flüsterte Darran verzweifelt. »Das weiß er.«
    »Dann muss er dem hier Einhalt gebieten! Er steht in meiner Schuld, alter Mann!«
    »Oh, Asher«, sagte Darran mit brechender Stimme. »Glaubt Ihr nicht, dass er Euch retten würde, wenn er es könnte? Er kann es nicht. Seine Hände sind gebunden, er...«
    »Gebunden?«, fragte er wild und hob die Arme. »Nun, meine sind gefesselt!«
    Darran trat, das Gesicht grau und ausgezehrt, zurück. »Auch das weiß er. Und es tut ihm leid, Asher. Ihr habt ja keine Ahnung, wie leid es ihm tut. Aber er kann nichts ausrichten. Es wurden Drohungen ausgesprochen. Schreckliche Drohungen. Gegen ihn... und
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    gegen das Volk der Olken. Er musste diese Proklamation unterzeichnen.«
    »Er ist der König, Darran! Er kann die verfluchte Proklamation wieder aufheben!«
    In Darrans Augen standen Tränen. »Ist er nicht, nicht mehr. Hat man Euch das nicht erzählt? Heute Nachmittag hat er zugunsten von Conroyd Jarralt auf seine Krone verzichtet. Unser neuer König hat ihm Hausarrest im Turm gegeben und ihn jedweder Macht entkleidet. Gar kann Euch ‐ oder sich selbst ‐ inzwischen ebenso wenig helfen, als säße er mit Euch in diesem Käfig.«
    Die letzte Glut der Hoffnung erstarb. Verzweifelt warf Asher sich gegen die eisernen Gitterstäbe, die ihn von Darran trennten, und drückte das Gesicht dagegen.
    »Ich wünschte, er säße mit mir in diesem Käfig! Erzählt ihm das, alter Mann! Sagt ihm, er sei der Verräter, und sein Kopf sollte von ihrer scharfen Axt abgehackt werden! Aber da es meiner sein wird, sagt ihm, ich hoffe, dass er in vielen, vielen Jahren eines langsamen Todes sterben wird und dass jede Minute eines jeden Tages all dieser Jahre Qual bedeutet und dass er jedes Mal, wenn er die Augen schließt, mein Gesicht sieht! Das Gesicht des Freundes, den er ermordet hat!«
    Erschöpft und zitternd glitt er an den Gitterstäben hinab. »Nur zu, Bastard! Sagt es ihm!«
    In diesem Moment musste Jesip sie gehört haben, denn er ließ die anderen Wachen allein, marschierte zurück zu dem Käfig und stieß seine Pike zwischen die Gitterstäbe. Asher spürte kaum, wie ihre scharfe Spitze seine Haut aufriss.
    »Pass auf, was du redest, Verräter!«, knurrte Jesip, bevor er sich zu Darran umdrehte. »Es tut mir leid, Herr, aber Ihr hattet bereits mehr als zwei Minuten, und...«
    »Schon gut«, erwiderte Darran. »Ich werde jetzt gehen.«
    »Schön«, sagte Jesip. Er klang erleichtert. »Gute Nacht, Herr.«
    »Gute Nacht, Jesip«, antwortete Darran, während er sich umdrehte. »Und... auf Wiedersehen, Asher.«
    Es gelang Asher, einen Tropfen Speichel im Mund zu sammeln, und er spuckte aus. »Ich pisse auf Euch, Darran. Und ich pisse auf diesen verräterischen Scheißkerl im Turm.«
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    Jesip schlug ihn. Schlug ihn wieder und wieder, bis er nur noch mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden des Käfigs liegen, den Gestank von Exkrementen, Eiern und Erbrochenem einatmen und unter jedem Schlag aufstöhnen konnte.
    Wenige Augenblicke später schlossen die anderen Wachen sich Jesip an. Die Laute, die sie in ihrem hingebungsvollen Zorn ausstießen, vermischten sich mit den Rufen und dem Applaus der Menge.
    Die Welt um ihn herum erlosch, jedoch nicht schnell genug.
    Morg stand vor Conroyds Spiegel im Ankleidezimmer und bewunderte die Art, wie sein Morgenmantel aus blauem Brokat die Farbe seiner Augen unterstrich.
    Hinter ihm setzte Conroyds Gemahlin ihr Gejammer fort.
    »Aber du kannst mich nicht wegschicken!«, protestierte Ethienne, die gefährlich nah daran war, mit dem Fuß aufzustampfen. »Ich bin jetzt die Königin, Conroyd!
    Ich gehöre in den Palast!«
    Er seufzte und strich sein offenes, blondes Haar glatt. Sie gehörte in einen Sarg zwei Meter unter der Erde. »Meine Liebe, ich weiß. Und wenn die Zeit gekommen ist, wirst du auch im

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