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Können diese Augen lügen?

Können diese Augen lügen?

Titel: Können diese Augen lügen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Larkin
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gehe ich ein.« Ich nahm die Hand von seinem Arm und griff nach seiner.
    Er hielt mir die Tür auf, und wir gingen schweigend zu seinem Pick-up. Es war ein angenehmes Schweigen.
    Alex blickte zum Himmel empor und blies kleine Atemwolken in die Kälte. Meine Absätze klapperten laut auf dem Pflaster. Die Luft war frisch und der Mond von einem Ring umgeben.
    » Wir bekommen Schnee.« Mit meiner freien Hand deutete ich auf den Mond. » Siehst du den Ring?«
    » Das war zu erwarten«, bestätigte Alex. » Bislang ist nichts länger als einen oder zwei Tage liegen geblieben, und wir haben immerhin schon Dezember.«
    Ich war stolz auf mein Wissen über das Wetter; ich hatte es irgendwo gelesen. Vielleicht ließ es mich mehr wie einen Landmenschen erscheinen. Ich sah uns schon in Flanellhemden und mit Strickmützen auf dem Kopf vor einer Hütte im Schnee Holz hacken.
    » Du hast doch bestimmt noch keinen Baum?« Alex verlangsamte seine Schritte und sah mich an.
    Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte mir noch nie einen eigenen Weihnachtsbaum gekauft. Mom und ich hatten immer einen auf dem Parkplatz vor der kleinen Kirche in Mt. Kisco ausgesucht. Aber in den letzten zwei Jahren, in denen ich allein gelebt hatte, hatte ich versucht, Weihnachten zu ignorieren. Ich hatte mir Sushi und ein paar Filme besorgt und mich im Haus eingeigelt, bis alles vorbei war. Dieses Jahr hatte ich vor, für Joe einen Strumpf zu füllen, aber einen Baum hatte ich gar nicht erst in Erwägung gezogen.
    » Ich wollte am Sonntag zum Public Market gehen und mir einen holen.« Alex schwang meine Hand vor und zurück. » Willst du nicht mitkommen?«
    » Gerne. Das würde mir Spaß machen.« Die Hand, die er nicht hielt, wurde allmählich kalt, also schob ich sie in meine Manteltasche.
    » Ich bekomme beide Bäume auf die Ladefläche des Pick-ups.«
    Beide Bäume. Meinen Baum und Alex’ Baum. Ich dachte an Einkaufsbummel, um Christbaumschmuck, Eierpunsch und Bourbon zu besorgen und stellte mir vor, wie wir Bing Crosby lauschten, während wir meinen Baum schmückten.
    » Wir müssen früh da sein, weil sonst die besten schon weg sind. Du weißt ja, wie es da zugeht.«
    Alex hielt mir die Autotür auf. Ich kletterte hinein. Er schob mein Kleid über mein Bein, bevor er die Tür schloss, damit es nicht eingeklemmt wurde.
    » Ich war noch nie auf dem Public Market«, gestand ich. Im Auto war es auch nicht wärmer als draußen. Alex stieg gleichfalls ein. Da er keine Anstalten machte, erneut nach meiner Hand zu greifen, zog ich meine Handschuhe aus der Tasche und streifte sie über.
    » Nun, er lässt sich natürlich nicht mit Märkten in New York City vergleichen, aber er ist nicht schlecht.« Alex drehte die Heizung auf und nestelte an der Lüftung herum.
    » Um fünf geht es los, aber ich kann dir nicht zumuten, so früh aufzustehen.« Er hielt die Hand vor die Lüftung, um die Temperatur zu prüfen. » Du siehst mir nicht wie ein Frühaufsteher aus.«
    » Komisch, du behauptest, ich würde freiwillig nichts über mich erzählen, und dabei weißt du doch schon alles über mich.«
    » Es ist so, dass ich selbst lange schlafen würde, wenn ich zu Hause arbeiten würde.« Wieder prüfte er die Temperatur, nickte zufrieden und drehte die Lüftung in meine Richtung.
    Die warme Luft begann, meine eisigen Wangen allmählich aufzutauen. Sie roch wie Tannennadeln, die in einem alten Ofen verfeuert werden, oder zumindest bildete ich mir das ein.
    Alex erzählte mir eine lustige Geschichte aus seiner Kindheit, als ihn sein Dad immer zum Markt mitgenommen und er die Hühner am Geflügelstand mit Körnern gefüttert hatte, wenn niemand hinsah. Er sagte, er habe Tierarzt werden wollen, seit er wusste, was ein Tierarzt war. Als er sechs war, hatte er ein Meerschweinchen namens Mrs Frisby besessen. Der Name stammte aus einem Buch, aus dem seine Mom ihm vorgelesen hatte.
    Ich beobachtete ihn, während er fuhr und erzählte und begriff, dass ich absolut alles über ihn wissen wollte.
    Als wir bei meinem Haus angekommen waren, ließ er den Motor laufen und wollte aussteigen.
    » Wenn du mit reinkommen willst, solltest du ihn abstellen.« Es musste doch am Wein liegen, ich hätte sonst nie den Mut aufgebracht, so direkt zu sein.
    Alex stellte den Motor ab. » Ich wollte nichts voraussetzen.«
    » Es ist erst halb neun. Komm noch mit auf einen Drink.«
    » Sieht aus, als würde jemand auf uns warten.« Alex deutete auf das Wohnzimmerfenster. Joe presste die Nase dagegen. Das Glas

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