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Können diese Augen lügen?

Können diese Augen lügen?

Titel: Können diese Augen lügen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Larkin
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lachte. » Ich habe keine Ahnung von Wein.«
    » Ich auch nicht«, bekannte Alex.
    » Überlegen Sie in aller Ruhe.« Der Kellner wandte sich ab und eilte davon.
    Alex schob die Weinkarte zwischen uns, damit wir sie gemeinsam studieren konnten. Im Restaurant herrschte ein dämmriges Licht, und die Schrift auf der Karte war ziemlich schnörkelig. Ich musste mich vorbeugen, um die Worte entziffern zu können. Alex fuhr mit einem Finger bis zur Mitte der Rotweinliste hinunter.
    » Der hier hört sich gut an.« Er deutete auf einen Cabernet.
    » Einverstanden«, nickte ich, lehnte mich aber nicht gleich wieder zurück.
    » Also abgemacht. Jetzt können wir nur hoffen, dass er bald zurückkommt.«
    » Wer ist eigentlich Mary Alice?«, fragte ich in einem Anfall von Kühnheit.
    » Mary Alice?«
    » Ehe du dazu gekommen bist, habe ich Mrs Liberatella über sie reden gehört. Sie sagte, sie wäre ein Prachtmädel.«
    » Ich finde sie sehr hübsch.« Alex lächelte. » Aber sie ist meine Mom. Ich bin vielleicht ein bisschen voreingenommen.«
    » Ach so.« Ich hoffte, er würde mir meine Erleichterung nicht anmerken. » Wie ist sie denn?«
    » Mit ihr hat man immer Spaß. Sie…« Er hob eine Hand, als suche er nach der richtigen Beschreibung. » Sie ist nicht wie andere Mütter.«
    » Trägt sie einen Umhang und kämpft gegen Verbrecher?«
    » Genau.« Alex grinste. » Sie schießt Spinnweben aus ihren Handgelenken und schwingt sich daran von einem Gebäude zum anderen. Nur fliegen kann sie nicht, das weiß ich mit Sicherheit.«
    Wenn ich Punkte vergeben würde, würde er von mir die Höchstzahl bekommen, weil er so bereitwillig mitspielte.
    » Meine Mom war ziemlich jung, als sie mich bekam«, erzählte Alex. » Sie und mein Dad haben sich auf der Highschool kennengelernt. Sie sind die besten Freunde, die man sich vorstellen kann. Ich finde es beeindruckend. Sie sind schon so lange verheiratet, aber sie verstehen sich immer noch prächtig.«
    Es stimmte mich traurig, dass meine Mom mich alleine hatte großziehen müssen. Sie hatte meinen Dad auch auf der Highschool kennengelernt, aber niemanden mehr gefunden, nachdem er sie verlassen hatte. Diane war einer besten Freundin noch am nächsten gekommen– die einzige, die sie gehabt hatte. Ich wünschte nur, sie hätte nicht mit all ihren Problemen ganz allein fertigwerden müssen.
    » Was geht da drinnen vor?« Alex tippte mit dem Zeigefinger gegen meine Stirn. Als er ihn wegzog, konnte ich noch den Druck seiner Fingerspitzen spüren.
    » Möchten Sie jetzt bestellen?« Der Kellner trat an unseren Tisch und ersparte mir so eine Antwort. Erleichterung durchströmte mich. Mir gefiel Alex’ Interesse, aber ich konnte nicht über Mütter reden, ohne über kurz oder lang die Fassung zu verlieren, und ich wollte nicht bei unserer ersten Verabredung anfangen zu weinen.
    » Wir hätten gern eine Flasche Cabernet, und ich nehme den Auberginenauflauf mit Parmesan.« Alex gab dem Kellner die Speisekarte zurück. Dann sah er mich an, und ich bestellte Fusilli mit Tomaten und Basilikum.
    Es gefiel mir auch, dass Alex nichts von Wein verstand oder meinte, mich zuerst bestellen lassen zu müssen, es nahm mir jegliche Befangenheit. Peter kannte sich mit all diesen Dingen aus– all diesen merkwürdigen Benimmregeln, was bewirkt hatte, dass ich mir immer so vorgekommen war, als würde ich alles falsch machen. Bei Alex hatte ich dieses Gefühl nicht, im Gegenteil, ich war überzeugt, es würde ihn überhaupt nicht stören, wenn ich einen Fauxpas beging.
    Alex nahm ein Stück Brot aus dem Korb, biss ein wenig davon ab und winkte mir mit dem Rest zu. » Wo kommst du eigentlich her?«
    Ich winkte mit meinem Brotstück zurück. » Aus dem Süden des Staates.« Als ich in das Brot biss, landeten Krümel auf meinem Kleid.
    » Von wo denn da?«
    » Außerhalb der Stadt.« Ich wusste, was jetzt kommen würde. Jede Unterhaltung verlief so. Ich war dieser Frage bislang ausgewichen, indem ich über Joe, Louis und Alltagsthemen gesprochen hatte, aber jetzt war der Moment gekommen: Wo kommst du her? Fährst du oft nach Hause? Leben deine Eltern noch dort? Ganz normale Fragen, und ich hasste es, keine normalen Antworten darauf zu haben.
    Alex lachte. » Geht es auch etwas genauer?«
    » Ungefähr fünfzig Meilen nördlich von hier.« Wenn möglich, vermied ich es, ›Westchester ‹ zu sagen. Die Reaktion war immer dieselbe. ›Oh ‹ und dann eine Pause, während der mein Gegenüber zu verdauen versuchte,

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