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Können diese Augen lügen?

Können diese Augen lügen?

Titel: Können diese Augen lügen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Larkin
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falschen Rosen pflanzte, oder Janie, die anrief, weil jemand sie bei einer Freundin abholen musste. Im Gedney Park gab es kein Telefon, keinen Koch, keine Janie. Mom gehörte hier nur mir, ich musste sie mit niemandem teilen.
    Als wir mit den Parkbesuchen begannen, erzählte ich ihr, dass Karens Mom ihr erlaubte, sich Highlights einfärben zu lassen und dass Missy Gribaldis Eltern ihr zur Belohnung für ihre guten Noten ein Pferd gekauft hatten– solche Dinge eben. Beim letzten Mal sprachen wir über Peter. Es war Spätsommer, kurz vor Beginn des letzten Collegejahrs, weder sonnig noch sonderlich warm, sondern es drohte vielmehr zu regnen, aber meine Mom bestand darauf, dass wir trotzdem gingen.
    » Es ist unsere letzte Chance, ehe du an die Schule zurückkehrst«, sagte sie. » Morgen muss ich Janie beim Packen helfen.«
    Also beluden wir uns mit der Büchertasche und den Stühlen und brachen auf. An unserem Platz angekommen tat meine Mutter erst gar nicht so, also wolle sie sich in ein Buch vertiefen. Sie stemmte die Füße gegen meinen Stuhl und kam direkt zur Sache.
    » Können wir darüber reden?« Ihre Stimme klang weich, aber nicht zögernd. Es war ein Befehl, keine Frage.
    Ich sah sie nicht an, spürte aber, wie sie in meinem Gesicht forschte.
    » Worüber reden?« Ich versuchte, eine möglichst unbeteiligte Miene zu wahren.
    » Nun, worüber ich mir nicht im Klaren bin, ist, was mehr wehtut.« Sie strich mir eine Haarsträhne hinter das Ohr. » Dass Pete deine beste Freundin liebt oder dass Janie den Mann liebt, den du seit drei Jahren anhimmelst.«
    Ich hob die Brauen und bemühte mich, ein ›Ich weiß nicht, wovon du sprichst ‹ -Gesicht zu machen, aber sie ließ sich nicht täuschen.
    » Raus mit der Sprache.«
    » Ich himmele ihn nicht an«, widersprach ich. » Ich bin doch kein hirnloser Hund oder etwas in der Art. Ich bin nur nicht Janie.«
    » Schau mich mal an.« Sie stellte die Füße auf den Boden und stützte die Ellbogen auf die Knie. » Janie mag ja vieles sein, aber sie wird nie so sein wie du.« Sie nahm meine Hand. Ihre Augen wurden feucht. » Du bist etwas ganz Besonderes.« Sie betupfte ihre Augen mit dem Zeigefinger und wischte Tränen über ihre Wangen in ihr Haar. » Es ist kurz, weißt du? Es ist wirklich kurz, Van. Und du kannst… du kannst ihn nicht loslassen. Du kannst ihn nicht loslassen, weil es ausgerechnet Janie ist.«
    Als ich allein an unserem alten Lieblingsplatz in der Kälte stand, wurde mir klar, dass sie damals schon gewusst haben musste, dass sie sich im Endstadium ihrer Krankheit befand. Ich konnte mich des Gedankens nicht erwehren, dass es vielleicht sehr viel einfacher war, solche Ratschläge zu erteilen, wenn man wusste, dass man nicht mehr miterleben würde, wie sich die Dinge letztendlich entwickelten.
    Ich starrte in das Wasser, in dem sich die orangefarbenen Lichter der Stadt widerspiegelten. Meine Zehen schmerzten, und meine Finger fühlten sich steif und klamm an. Ich versuchte, meine Arme unter die Stola zu schieben, die Janie mir geschenkt hatte, um noch etwas länger bleiben zu können, aber es war einfach zu kalt, also kämpfte ich mich zum Auto zurück. Schritt, einsinken, Schritt, einsinken.
    Im Auto stellte ich die Heizung so hoch wie möglich ein, aber es war noch entschieden unangenehmer, langsam aufzutauen, als zu frieren. Ich fuhr die unbefestigte Straße zum Kittle House entlang und sah gerade noch, wie Peter und Janie in die Limousine stiegen, während alle Gäste winkten und Seifenblasen in ihre Richtung bliesen. Ich parkte den Wagen und schaltete das Licht aus, damit sie mich nicht sahen, wenn sie an mir vorbeifuhren.
    Norman schritt schwankend die Autoreihen ab, stolperte immer wieder und stützte sich an dem ihm am nächsten stehendenWagen ab, wobei er zahlreiche Alarmanlagen auslöste. Sein Jackett war ihm abhandengekommen, sein Hemd war trotz der Kälte aufgeknöpft und die Ärmel hochgekrempelt. Als er an meinem Auto vorbeitorkelte und mit der flachen Hand auf die Motorhaube schlug, sah ich, dass er kein Unterhemd trug und seine Brust bedenklich gerötet und unbehaart war. Ich erwog, auszusteigen und ihm zu zeigen, wo sein BMW stand, aber in diesem Moment übergab er sich über das Heck eines schwarzen Mercedes, und ich ließ den Motor an und fuhr zum Kutschhaus hinüber.

3
    Mein Schlüssel passte noch immer in das Schloss, aber der Türknauf war blank poliert, all die Kratzer, die wir darauf hinterlassen hatten, waren verschwunden. Als

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