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Köpfe

Köpfe

Titel: Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Erinnerungen des Kurzzeitgedächtnisses entdeckt und in Laute umgesetzt. Wir hörten…« Plötzlich verzog sie das Gesicht, als ob sie im Begriff wäre zu weinen, dann hob sie den Kopf und lachte. »Mickey, wir haben eine Stimme gehört, es muß die eines Arztes gewesen sein, der laut sprach. ›Inchmore, können Sie mich hören? Evelyn? Wir brauchen Ihre Einwilligung…‹«
    Ich richtete mich im Bett auf und rieb mir die Augen. »Das ist…« Ich fand kein passendes Wort.
    »Ja, Amen«, sagte Rho und ließ sich auf der Bettkante nieder. »Evelyn Inchmore. Ich habe eine Anfrage an die Treuhänder von StarTime auf der Erde geschickt. Evelyn Inchmore, Evelyn Inchmore…« Sie sprach den Namen noch einige Male laut aus, wobei ihre Stimme vor Erschöpfung und Staunen immer leiser wurde. »Weißt du, was das bedeutet, Micko?«
    »Meine Gratulation«, sagte ich.
    »Das ist das erste Mal, daß sich jemand mit einer Eisleiche unterhalten hat«, sagte Rho gedankenverloren.
    »Sie hat nicht geantwortet«, sagte ich. »Ihr habt euch lediglich Zugriff auf ihre Erinnerungen verschafft.« Ich zuckte die Achseln. »Sie ist immer noch tot.«
    »Ja«, sagte Rho. »Nur ein Zugriff auf ihre Erinnerungen. Wart mal!« Sie sah mich an, von einer inneren Erkenntnis durchzuckt. »Vielleicht ist es doch ein Mann. Wir dachten, es sei ein weiblicher Name… Aber war Evelyn nicht auch mal ein männlicher Name? Gab es nicht vor Jahrhunderten einen Schriftsteller namens Evelyn?«
    »Evelyn Waugh«, bestätigte ich. »Mit gedehntem E.«
    »Vielleicht haben wir uns wieder total geirrt«, sagte sie, zu müde, um sich deswegen große Sorgen zu machen. »Ich hoffe, wir können das ausbügeln, bevor die Sache an die Presse geht.«
    Meine Wachsamkeit schnellte um einige Punkte in die Höhe. »Habt ihr Thomas erzählt, was geschehen ist?«
    »Noch nicht«, sagte sie.
    »Rho, wenn bekannt wird, daß wir uns bereits Zugriff auf die Köpfe verschafft haben… Aber wer sollte Cailetet oder Onnes daran hindern, es hinauszuposaunen?«
    »Glaubst du, es würde Probleme verursachen?« fragte Rho.
    Ich empfand einen unbestimmten Stolz darüber, daß ich allmählich anfing, Probleme vorauszusehen, wie es Thomas von mir wollte. »Das würde die Bombe wahrscheinlich zum Explodieren bringen«, sagte ich.
    »Also gut. Ich möchte nicht mehr Scherereien verursachen, als unbedingt nötig.« Sie sah mich mit liebevollem Mitleid an. »Du hast einiges durchgemacht, Micko.«
    »Hast du gehört, was sich in Port Yin abgespielt hat?«
    »Thomas hat mit mir darüber gesprochen, während du auf dem Heimflug warst.« Sie schob die Lippen zweifelnd vor und schüttelte den Kopf. »Widerliche Politik! Jemand sollte sie aus dem Amt jagen und den Task-Felders die Konzession wegnehmen!«
    »Ich hege dieselben Gefühle, doch keins von beidem ist wahrscheinlich. Könntest du die Sache noch ein paar Tage geheimhalten?«
    »Ich werde alles daransetzen«, sagte Rho. »Cailetet und Onnes sind unter Vertrag. Wir bestimmen über die Veröffentlichung der Ergebnisse, auch wenn allein sie die wissenschaftlichen Lorbeeren ernten. Ich werde ihnen sagen, daß wir erst mit den Treuhändern auf der Erde Rücksprache halten, unsere Entdeckungen sichern, den dritten unbekannten Kopf analysieren wollen… daß der Vorgang noch mit einigen bekannten Köpfen wiederholt werden sollte, um zu sehen, ob die Methode zuverlässig ist.«
    »Was ist mit Urgroßmutter und Urgroßvater?« fragte ich.
    Rho setzte ein verschwörerisches Lächeln auf. »Die heben wir uns für später auf«, sagte sie.
    »Wir möchten nicht an Familienmitgliedern Experimente durchführen, richtig?«
    Sie nickte. »Wenn wir sicher sein können, daß die Sache funktioniert, werden wir uns mit Robert und Emilie beschäftigen. Was mich betrifft, Micko, in ein paar Minuten werde ich in einen induzierten Schlaf fallen. Vorher muß ich noch schnell den Leuten von Cailetet und Onnes einige Vorschriften bekanntgeben. Jetzt möchte William mit dir reden.«
    »Wegen der Störungen?«
    »Das glaube ich nicht. Er sagt, seine Arbeit gehe gut voran.«
    Sie umarmte mich heftig und stand dann auf. »Schlafen«, sagte sie. »Keine Träume…«
    »Keine Stimmen aus der Vergangenheit«, ergänzte ich.
    »Genau.«

WILLIAM WIRKTE MÜDE, aber zufrieden, mit sich selbst im Einklang. Er saß im Kontrollzentrum des Labors und tätschelte den QL-Denker, als wäre er ein alter Freund.
    »Er erfüllt mich mit Stolz, Micko«, sagte er. »Er hat alles auf ein

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