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Körper-Haft (German Edition)

Körper-Haft (German Edition)

Titel: Körper-Haft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Romey
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nannten die Sendung dann auch nur noch Stargate Lindenstraße .
    Aber die Sendungen, die auf dem Classic-Kanal liefen, zogen uns immer tiefer und tiefer in ihren Bann. Da waren sogar so verwaschene Filme in Schwarz-Weiß dabei, bei denen die Geschwindigkeit nicht stimmte und die Menschen sich irgendwie einen Tick zu schnell bewegten. Aber gerade diese kleine Ungenauigkeit machte das Ganze schon zu einem Fest fürs Auge und wir amüsierten uns köstlich. Eine Zeit lang dachte ich wirklich, dass die Welt früher tatsächlich nur schwarz-weiß war und die Menschen so schnell durch die Gegend liefen, bis eines Tages die verwaschenen Farben von Technicolor ins echte Leben drangen.
    Nancy und Ronald kamen mal ins Zimmer von Sunny, als wir die Waltons anschauten. »Gute Nacht John-Boy.« Sie schüttelten verwundert den Kopf und Ronald meinte: »Das ist alles das Zeugs, was wir früher als Kinder angeschaut hatten. Flipper, Daktari, Lassie …«
    »… und Skippy das Buschkänguruh, die kleinen Strolche, Dick und Doof« , ergänzte Nancy, die ihm begeistert ins Wort fiel.
    » Dick und Doof? «, fragten Sunny und ich wie aus einem Mund.
    »Was ist das denn?«, und wir kicherten vor uns hin.
    Ronald stand geistesabwesend da und schien innerlich schwer mit sich zu ringen. Schließlich sagte er: »Also Jungs, wenn ihr so einen Heidenspaß an solchen alten Kamellen habt, dann glaube ich, hab ich was für Euch!«
    Er biss sich auf der Unterlippe herum. Ich hatte den Eindruck, dass ihm irgendetwas unangenehm war und er mit seinem letzten Satz weiter galoppiert war, als sein Verstand es wollte.
    »Auf dem Dachboden stehen noch ein paar Alukoffer …«
    »Die mit dem Schloss dran?!«, fiel ihm Sunny aufgeregt ins Wort. Wir hatten vor einigen Tagen versucht, eines der Schlösser mit einer abgebogenen Büroklammer zu öffnen – erfolglos! Angesichts der Erinnerung an den Versuch das Schloss zu knacken, bekam ich einen roten Kopf. Ronald schien es aber glücklicherweise nicht zu merken.
    »Ja, die mit dem Schloss. Früher oder später schafft ihr es ja sowieso, die Büroklammern im richtigen Winkel umzubiegen.« Er grinste uns gequält an und ging auf den Dachboden.
    Nancy, die bisher schweigend und mit nachdenklich gesenktem Kopf danebengestanden hatte, sagte flüsternd: »Das ist seine heilige Kuh! In diesen Alukoffern sind alle seine Filmschätze gehütet, die er im Laufe der Jahre, nein Jahrzehnte, gesammelt hat. Die sind so heilig, dass er sogar mir auf Finger klopft, wenn ich nicht vorsichtig damit umgehe. Also behandelt sie gut!«
    Mit großen Augen saßen wir da und konnten es kaum glauben, als Ronald tatsächlich mit einem seiner Heiligtümer vom Dachboden zurückkehrte.
    »Also Jungs, was habt ihr falsch gemacht?!« Grinsend hielt er eine verbogene Büroklammer hoch.
    »Scheiße«, sagte Sunny, »die hab ich wohl liegen lassen. Dir entgeht auch gar nichts!«
    Sein Vater grinste jetzt fast so breit, wie es Sunny konnte – es war unverkennbar, von wem Sunny das Grinsen hatte. Ronald zwinkerte Sunny zu.
    »Ich wusste nicht, dass Du es versucht hast, ich hatte nur so eine Ahnung!«
    Nancy und ich lachten und Sunny schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. «Wie konnte ich darauf nur reinfallen!«
    Ronald setzte sich im Schneidersitz zu uns auf den Boden und legte den Koffer vor sich hin. »Also Jungs, was habt ihr nun wirklich falsch gemacht?« Er hob die Büroklammer wieder hoch, steckte sie ins Schloss und es machte »klick.«
    »Jetzt mach Du ihn auf!« Ronald schob mir den Koffer hin, Nancy grinste mich schelmisch an, legte den Kopf schief und rollte die Augen zur Seite. Ich verstand nicht, was sie meinte. Ich versuchte die beiden Entriegelungen seitlich zu betätigen. Aber sie ließen sich keinen Millimeter bewegen. Ich schaute zu Ronald, der mit einem nicht interpretierbaren Pokerface da saß.
    »Du hast den Koffer abgeschlossen!«, rief ich.
    Ronald grinste. »Stimmt, aber Du kannst den Koffer jetzt öffnen!«
    »Zauberer!«, dachte ich genervt. Nancy grinste mich immer noch an, legte den Kopf immer wieder schief und rollte die Augen zur Seite. Ich fing an den Koffer anzuheben und versuchte aus Nancys Mimik abzulesen, ob ich auf dem richtigen Weg war. Schließlich legte ich den Koffer aufs Gesicht , also mit der Deckelseite nach unten. Nancy strahlte. Ich betätigte die Entriegelungen und sie schnappten klackend auf.
    »Cool!«, sagte Sunny. »Wie geht das?«
    Nancy lächelte. »Das ist ganz einfach. Wenn man den

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