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Körper-Haft (German Edition)

Körper-Haft (German Edition)

Titel: Körper-Haft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Romey
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Ausschnitt schielst.«
    »Haha, da hast Du auch mal wieder Recht!«
    Ich mochte dieses prollige Berggorilla-Gehabe von Mike überhaupt nicht. Tanja offensichtlich auch nicht, denn sie verschränkte demonstrativ die Arme über ihrer Brust.
    Mike lugte jetzt erst recht von oben nach unten in Richtung ihres Ausschnittes. »Jetzt hab Dich nicht so, das ganze Leben besteht nun mal aus Sex und Geld!«
    Angewidert entgegnete sie: »Bei Dir vielleicht, Du …«
    Sunny sprang schnell ein, um weitere Beleidigungen zu vermeiden: “Leute … also seht ihr, es ist ganz einfach und ungefährlich! Ich tausche Schirmchen gegen Schirmchen und allen geht es gut.« Verschmitzt lächelte er uns an, sich voll bewusst, dass er mit diesem Einwurf den beginnenden Streit gerade elegant unterbunden hatte.
    Dennoch herrschte für einige Zeit peinliche Stille. Ich bereute es einmal mehr, zugestimmt zu haben, Mike mit in die Agentur aufzunehmen und blitzte ihn böse an. Schließlich sagte ich zu Sunny: »Und was ist mit dem Leitspruch Deines Vaters Vertraue keiner Mechanik, die Du nicht vorher geprüft hast? «
    »Keine Sorge Frank, es gibt ja keine Mechanik, die habe ich doch ausgebaut.«
    »Aber was ist, wenn Du die Schirme verwechselst, Sunny?«
    »Ich find’s echt lieb von Dir, dass Du Dir Sorgen machst, aber die Schirme sind eindeutig mit Natalies Nagellack markiert. Und um den wegzukommen, brauchst Du ’ne Flex!«
    »Oder Nagellackentferner«, sagte Tanja und grinste unsicher. Rückblickend stellen stellten sich mir die Haare auf …

Hafenbar
    Mike war nicht einfach nur laut und ungehobelt, sondern ein echtes Arschloch. Sunny hatte ihn eines Tages in der Wunder-Bar kennengelernt. Eine Kneipe, die mit After-Work-Partys, kleinen Vernissagen und Auftritten von noch relativ unbekannten, aber immer interessanten Künstlern ihre Gäste lockte. Sunny hing in der letzten Zeit öfter dort herum. Vielleicht hoffte er, dort seine Frau fürs Leben zu finden. Ab und zu hatte er dort auch kleinere Auftritte, die ihm die eine oder andere Begleitschaft einbrachten. Aber länger als vier Wochen hielt er es mit keiner der Frauen aus.
    »Alles solche Shopping-Zicken , die nichts anders im Kopf haben als einzukaufen und die nächsten drei Wochen bei ihren Freundinnen mit ihrem neuen Gucci-Handtäschchen herumzuprahlen. Kein Tiefgang, wenn Du verstehst, was ich meine!«
    »Und wie ich Dich verstehe! Weißt Du, wenn Du im Zusammenhang mit einer Bar von Tiefgang sprichst, drängt sich mir unwillkürlich dieses Bild auf!« Sunny blickte mich erst fragend an und setzte dann sein »Los-mach-schon-Grinsen« auf.
    Ich setzte das Bild, das ich im Kopf hatte, also in Worte um: »Für mich ist eine Bar so etwas wie ein Hafen. Mann läuft ein und möchte endlich wieder festen Boden unter den Füßen haben. Dann ankert Mann sinnierend vor seinem Bier, hofft auf ein besseres Leben und glotzt in die Landschaft.
    Von der kleinen Schaluppe bis zur strahlend weißen Yacht liegt alles im Sonnenschein der Hafeneinfahrt, also des Eingangsbereiches der Bar, und wippt leise vor sich hin, ohne sich jedoch von der Stelle zu bewegen, weil das uncool sein könnte.
    Weiter hinten, nahe den Trockendocks, also den Toiletten, liegen die Wracks und abgetakelten Schoner, deren bessere Tage unter der verkrusteten Muschelschicht der Desillusionierung verborgen liegen. Der Ihnen eigene Geruch nach Alter und einer schwachen Blase lässt sie zusammenrücken, da sie zumindest in diesem Punkt eine Gemeinsamkeit gefunden haben.
    Zwischen dem Yachthafen und den Trockendocks ankern die aufgetakelten Fregatten an ihren Handtäschchen, die mit furchtbarem Strass- und Goldapplikationen Glanz auf die Besitzerin reflektieren soll. Aber wie alles, was zu sehr verziert ist, wirkt der angestrebte Schick nicht edel, sondern billig. Die viel zu großen Sonnenbrillen werden entweder mit geziert abgespreiztem kleinem Finger ins Gesicht geschoben oder lässig ins Haar gesteckt.
    Wie Signalflaggen klimpern die angeklebten Wimpern. Stehe nicht unter Quarantäne, mein Mann hat mich rausgeschmissen. Oder: Gibst Du mir einen aus? Ich stehe auf dem Trockene n. Wieder andere morsen ganz unverhohlen und ohne rot zu werden mit ihren künstlichen Lidklappen: Ahoi, Matrose; möchte schnellstmöglich auf eine Spritztour ans Kap Horn. Willst Du mein Kap der Guten Hoffnung sein?
    Dann wird das Visier, also die Sonnenbrille vor die Augen geschoben, was so viel heißt wie: Nachricht beendet. Jetzt bist dran . Dann kommt für

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