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Körper-Haft (German Edition)

Körper-Haft (German Edition)

Titel: Körper-Haft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Romey
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beide der heikle Moment, in dem Mann von seinem Hocker rutscht, um das Oberdeck der aufgetakelten Fregatte aus der Nähe zu inspizieren. Oder Mann hat durch den Biernebel der Zapfanlage die Signale falsch verstanden und fragt sich: Was hat die Leuchtturmwärterin herübergeblinkt? Achtung, bitte weiträumig umschiffen. Gefahr von Untiefen und Unterströmungen!
    Der nächste Blick ins Bierglas morst zurück: Habe verstanden, halte mich fern! Kurz darauf wird rasselnd die Ankerkette der Handtasche nach oben gezogen und die aufgetakelte Fregatte zieht mit aufgeblähten Segeln davon. Schließlich gibt es ja noch mehr Häfen auf dieser Welt.«
    Sunny grinste. »Deine Phantasie möchte ich echt mal haben, dann müsste ich vermutlich nicht mehr an die Bar gehen …«
    Ich machte mir wirklich Sorgen um ihn und meinte: »Mensch Sunny, diese Welt der aufgetakelten Fregatten und Botox-Schlepper ist nichts für Dich! Geh doch mal dahin, wo Du bessere Chancen hast, auf eine Seelenverwandte zu treffen. Was hältst Du davon, wenn wir nächste Woche gemeinsam auf das jährliche Trickfilmfestival gehen. Da hast Du auf jeden Fall auch Berührungspunkte, die deutlich mehr Tiefgang und Gemeinsamkeiten zulassen als …«
    »… den Austausch von Körperflüssigkeiten?”, fiel er mir ins Wort.

Mike
    Diese ganze Hafengeschichte hat natürlich nur im weitesten Sinne etwas damit zu tun, wie Mike zu uns gestoßen ist. Es zeigt jedoch, aus welchem Umfeld er kam. Jedenfalls hatten sich Mike und Sunny eines Abends bei einem Feierabendbierchen kennengelernt und irgendwann über ihre Jobs geplaudert. Mike, ein Betriebswirtschaftler mit Hang zum Controlling, ließ sich von Sunny in epischer Breite die Probleme unserer Agentur schildern.
    Wir hatten zwei unserer wichtigsten Kunden verloren und hielten uns mehr schlecht als recht über Wasser. Ein paar Wochen später lud Sunny mich mit in die Wunder-Bar ein, um mich Mike vorzustellen, der angeblich ein paar tolle Ideen zur Konsolidierung unserer Agentur hatte.
    Ich ärgerte mich über Sunny, dass er die Probleme unserer Agentur so einfach in die Welt hinaustrug. »He, Frank! Mach Dir keine Sorgen, der Typ ist in Ordnung. Vielleicht ist er ein bisschen heavy-over-dozed , was seine Erscheinung anbelangt, aber sonst ist er echt ok.«
    Heavy-over-dozed war eine schmeichelhafte Umschreibung dessen, was mir großspurig die Hand hinhielt. Mit stinkender Frisiercreme nach hinten gekämmte Haare, goldene Pilotenbrille, das Hemd vier Knöpfe zu weit offen, damit man auch das Ende der schweren Goldkette noch sehen konnte, an dem ein mit Brillis besetztes Kreuz über dem behaarten Bauch baumelte. Er hatte eindeutig nicht genügend Finger, um all seine protzigen Ringe gleichmäßig zu verteilen, obwohl anatomisch alles seine Richtigkeit hatte.
    Es fehlten lediglich die langen, dicken Koteletten, um das optische Klischee eines Zuhälters abzurunden. Es schüttelte mich innerlich, als ich ihm die Hand gab und ich konnte vermutlich kaum verbergen, dass ich ihn nicht mochte. Wie Sunny mit solch einem Ekelpaket überhaupt ein Bier trinken konnte, war mir mehr als schleierhaft. Vielleicht war es einfach Sunnys Unbefangenheit, auf alle Menschen völlig frei von Vorurteilen zuzugehen, egal wie sie aussahen und welchen Hintergrund sie hatten.
    Der Mund, der zu der ausgestreckten Hand gehörte, begrüßte mich: »Hi, ich bin Mike, eigentlich Mi-cha-el, aber es macht sich einfach bei den Mädels besser … Wenn ich Mi-ke sage, kann ich Ihnen beim » ke« zublinzeln. Das bricht das Eis. Wie soll ich das bei Mi-cha-el hinkriegen, ha-ha.«
    Ich setzte ein Höflichkeitslächeln auf, während ich darüber nachdachte, das Eis, das ich vorher gegessen hatte, jetzt auch zu brechen. Ich ärgerte mich gleichzeitig über mich selbst und dachte: »Warum mache ich hier einen auf Gut Freund?«
    Vermutlich wollte ich Sunny einfach nicht in den Rücken fallen. Und so geschah es, dass Mike uns nach ein bisschen Smalltalk ein Angebot machte.
    »Also Jungs, ich hätte da ein paar Ideen, wie ich Eure Agentur wieder in flottkriege. Ich lass’ natürlich nicht alles raus, was ich auf der Pfanne habe, denn schließlich bin ich nicht die Heilsarmee. Deshalb schlage ich Euch folgenden Deal vor: Ich strukturiere Eure Agentur in den nächsten 100 Tagen kostenlos um, sodass Ihr wieder schwarze Zahlen schreibt. Sollte ich wieder Erwarten scheitern, habt ihr es zumindest kostenlos mit einem der Besten versucht.
    Sollte ich Erfolg haben, steige ich

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