Körper-Haft (German Edition)
Argumentationen haltlos. Doch der Kunde ist König und hat am Ende eben doch die besseren Karten, die er auch gerne und ohne schlechtes Gewissen ausspielt.
Doch den Kopf in den Sand zu stecken, war noch nie unsere Sache gewesen. »Wer nicht wirbt, der stirbt« ist einer der klassischen Werbeweisheiten. Und so beschlossen wir, es sei an der Zeit, uns mal wieder publikumswirksam zu präsentieren, ohne mit riesigem finanziellen Aufwand die klassische Werbetrommel rühren zu müssen. Das hieß für uns: Below-the-line , wie man auf Werbe-Neudeutsch so schön sagte, was aber durchaus etwas anderes bedeutete, als »unter der Gürtel-Linie.« Obwohl sich beides auch nicht gegenseitig ausschließen musste …
Wir hatten eine Wohltätigkeitsveranstaltung mit Spendenaktion für das Zentrum für krebskranke Kinder geplant. Unsere selbst gestellte Aufgabe war es, ein komplettes Konzept auf die Beine zu stellen und Kooperationspartner zu finden, die das Projekt unterstützen – entweder finanziell oder mit der entsprechenden Eigenleistung. Und was wir zusammengetragen hatten, ließ sich durchaus sehen. Wir hatten einen regionalen Fernsehsender, zwei Radiosender und mehrere Zeitungen im Boot, die sowohl im Vorfeld die Veranstaltung kostenlos bewarben als auch im Anschluss darüber berichten sollten. Zwei Druckereien erstellten uns kostenlos die Plakate, Flugzettel und Fahnen, die wir benötigten. Im Gegenzug wurden alle Beteiligten auf allen Werbemitteln genannt und durften ihrerseits in ihren Eigenwerbungen auf die Beteiligung an der Aktion hinweisen, um sich so in ein gutes Licht zu rücken.
Die Idee zu dieser Aktion war einfach und entsprach ebenfalls einer alten Werberegel: »Tue Gutes und rede darüber!« Das primäre Ziel war es, soviel Spenden zu sammeln, dass das Zentrum für krebskranke Kinder um einen schön gestalteten Spielbereich erweitert werden konnte. Darüber hinaus sollte ein schon lange geplantes Feriencamp für die kleinen Patienten aufgebaut werden.
Einer unserer Slogans war: »Jeder hat ein Recht auf eine schöne Kindheit – auch krebskranke Kinder!« Ein anderer fand sich auf einem Plakat, das zwei spielende Kinder zeigte: »Mein Freund hat Krebs – ich auch!«
Auf diese Art wollten wir es Kindern mit dem gleichen Problem und den ewig langen Behandlungsdauern ermöglichen, in diesem Feriencamp, Die Waldkinder , ein fast »normales« Leben zu führen. Im Wald herumrennen, Schlammburgen bauen und in der Natur die Schönheit des Lebens entdecken. Und das Ganze unter Leidensgenossen, die ebenfalls auf den Erfahrungshorizont einer Krebsbehandlung blicken konnten beziehungsweise mussten. Es war einfach verdammt schwierig, Kinder mit dieser Erfahrung in eine Gruppe gesunder Gleichaltriger zu integrieren, da sie schon sehr viel erwachsener und reifer waren. Man kann oftmals kaum glauben, auf wie viel Weisheit und Größe man bei diesen zerbrechlich wirkenden kleinen Patienten treffen konnte.
Wir gingen sehr engagiert ans Werk und standen voll hinter dem Projekt. Das Programm der Veranstaltung führte den ganzen Tag durch die Fachabteilung des Krankenhauses, in der meist die Kinder ihre Station präsentierten.
Selbstverständlich gab es auch immer noch einen Erwachsenen, der im Zweifelsfalle einspringen konnte. Aber Sunny und ich wollten wie schon in unseren eigenen Kindertagen etwas Authentisches schaffen. Als Showeinlage hatten wir im Innenhof des Krankenhauses morgens, mittags und abends eine jeweils einstündige Show mit Sunny, Tanja und mir geplant. Wobei Sunny natürlich im Mittelpunkt stand, Tanja die Statistin mimte und ich als Assistent fungierte, der während der Kostümwechsel von Sunny einspringen konnte und deutlich einfachere Tricks präsentierte.
Höhepunkt der Show war ein neues Element, das auf dem Stepptanz von Singin in the rain basierte. Der Film von 1952 lief bei uns unter dem blödsinnigen Titel Du sollst mein Glücksstern sein, was einem der anderen Musiktitel, nämlich You should be my lucky star entsprach. Abgesehen von dieser Schnapsidee der deutschen Titelschmiede war der Film eine Wucht. Besonders eine Szene, in der Gene Kelly als Don Lockwood frisch verliebt und wohlgelaunt durch den Regen steppt, aus voller Kehle singt und beschwingt mit einem Schirm tanzt, hatte es mir schon seit Kindertagen angetan.
Und sie war wie gemacht für unsere Agentur Regen/Schirmer und unser Logo eines geöffneten, leicht schräg gestellten Schirmes, auf den ein paar stilisierte Regentropfen
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