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Körper-Haft (German Edition)

Körper-Haft (German Edition)

Titel: Körper-Haft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Romey
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fallen. Schließlich wollten wir nicht nur eine gelungene Wohltätigkeitsveranstaltung veranstalten, sondern natürlich auch eine nachvollziehbare Verbindung zu unserer Agentur schaffen.
    Der sekundäre Zweck der Aktion war ja schließlich auch, dass wir, ohne unsere Bestandskunden abtelefonieren zu müssen, wieder an neue Aufträge und vielleicht sogar an neue Kunden herankommen konnten. Die Bestandskunden wurden zu dieser Veranstaltung natürlich auch eingeladen – aber auf diese Art und Weise traten wir nicht als notleidende Bittsteller auf, sondern als aktiv-agile Agentur, die das Vertrauen der Kunden verdiente. Mit diesem kleinen Trick hatten wir in der Vergangenheit sehr viele Neuaufträge aus unserem alten Kundenstamm generieren können. Die beiden Werbeweisheiten Tue Gutes und rede darüber und Wer nicht wirbt, der stirbt wurden darin in idealer Weise vereint. Darüber hinaus konnten wir die Zusammenarbeit mit unseren Kooperationspartnern vertiefen und Kosten wurden auf alle Beteiligten umgelegt. Wäre der Begriff der Win-win-Situation nicht so verdammt abgelutscht, hätte er hier in vollem Umfang gepasst.
    Sunny wollte unbedingt eine Schwertschlucknummer integrieren. Er hatte sich die Technik ungefähr ein Jahr vorher beigebracht. Auslöser dafür war ausgerechnet eine Magenspiegelung, der er sich hatte unterziehen müssen. Er überredete den Arzt dazu, ihm die Magensonde ohne dieses Mittel, das den Schluckreflex ausschaltet, durchzuführen. Sunny stand die ganze Prozedur durch, ohne mit der Wimper zu zucken. Der Gastroenterologe war haltlos begeistert und fragte im Scherz, ob Sunny nicht Kurse dazu geben wolle. Seitdem trainierte er jeden Tag mit allen möglichen Gegenständen seine Schwertschluckkunst und brannte darauf, sie auch vor Publikum zum Besten zu geben.
    In der Show wollte er jedenfalls von einem Kinderwagen, den Tanja durch die Kulisse schieben sollte, das kleine Sonnenschirmchen nehmen und schlucken. Danach wollte er es wieder herausziehen, aufspannen und wieder in den die Halterung am Kinderwagen stecken. Tanja sollte dann kopfschüttelnd und verwundert den Kinderwagen wieder aus der Szene schieben.
    Ich war alles andere als begeistert von der Idee und versuchte, als wir eines Mittags noch zusammensaßen, ihm diesen Blödsinn auszureden, da der Schirmschlucktrick zum einen nichts mit der ursprünglichen Filmszene zu tun hatte und ich zum anderen das Risiko sah, dass bei dieser Nummer etwas schiefgehen könnte.
    »He Sunny, ich weiß, Du hast Dir in letzter Zeit vom Zauberstab bis zum umgedrehten Kochlöffel alles in den Hals gesteckt, aber der Kinderschirm ist dennoch dicker und hat eine rauere Oberfläche.«
    »Lass ihn doch«, mischte sich Mike, unser neuer Teilhaber, ein, »wenn’s ihm schmeckt, hä, hä!« Ich mochte ihn nicht und rollte über seinen blöden Witz mit den Augen.
    Tanja kam mir zu Hilfe und fasste das Unaussprechbare in Worte: »Und was ist, wenn das verdammte Ding aufgeht, wenn es Dir im Hals steckt?«
    Sunny schien sich das lebhaft vorzustellen und keuchte kurz. »Äh, ja. Dieser überaus unangenehme Gedanke ist mir auch schon gekommen. Deshalb habe ich eines der Schirmchen komplett entbeint.«
    Flugs zog er eines dieser Kinderwagenschirmchen aus dem linken Ärmel seines Hemdes und blätterte den Schirm auseinander.
    »Macht Euch keine Sorgen, bis auf den eigentlichen Schaft habe ich alle Streben und die gesamte Mechanik ausgebaut. Nur der Schnellspannknopf ist noch dran, damit der Schirm aussieht wie ein ganz gewöhnlicher. Der Schirm ist nun deutlich schlanker und dadurch auch leichter zu schlucken. Zur Unterscheidung habe ich einen roten Punkt auf den Schnellspannknopf mit dem Nagellack unserer Praktikantin gemalt. Und während der Vorstellung tausche ich die Schirmchen ganz schnell wieder aus, nachdem ich mir das Ding aus dem Hals gezogen habe.«
    Seine Hände bewegten sich den jeweils anderen Unterarm entlang und gingen wieder auseinander. Ich wusste, dass er sich dabei den präparierten Schirm wieder in die Halterung unter seinem langen Hemdsärmel schob, um im nächsten Moment mit einem unpräparierten Schirm aufzuwarten.
    “Tatäähh!”, sagte er und drückte auf den Schnellspannknopf. Mit einem »Poff« öffnete sich der Schirm.
    »Mann Sunny, Du hast in der Wunder-Bar schon oft solche Tricks gezeigt, aber ich sehe immer noch nicht, wie Du’s machst.«
    »Das ist kein Wunder Mike, wenn Du während des Tricks den abgelenkten Mädels bis zum Bauchnabel in den

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