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Körper-Haft (German Edition)

Körper-Haft (German Edition)

Titel: Körper-Haft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Romey
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Farbmarkierung mit Natalies Nagellack auf einem regulären Schirm mit Mechanik gelandet?« Diese Frage war bei der Untersuchung des Falles vor Gericht tatsächlich aufgetaucht, wurde aber eher als Indiz für meine Schuld gewertet.
    »Jemand musste die Markierungen verändert haben. Aber wer? Oder hatte Sunny eine weitere Serie zum Üben angefertigt und versehentlich falsch markiert? Warum befand sich – wie sich herausgestellt hatte – in der Halterung an Sunnys Unterarm ebenfalls ein regulärer Schirm? Konnte es tatsächlich sein, dass Sunny sein Equipment derart nachlässig geprüft hatte? Unwahrscheinlich … sogar mehr als unwahrscheinlich!«
    »Wie konnte der Schirm so tief in seinem Hals plötzlich aufgehen? Wieso waren Mike und Natalie nicht da, als Not am Mann war? Wo hatten die beiden gesteckt, als ich verzweifelt nach Hilfe gerufen hatte? Dass sie – buchstäblich – unter einer Decke steckten, war ein offenes Geheimnis. Aber hatten sie auch diesbezüglich gemeinsame Interessen? Und wer hätte, außer mir, noch von Sunnys Tod profitiert?«
    Ich merkte, dass ich von meiner ursprünglichen Frage immer weiter abkam und mich schon fast in Mutmaßungen erging. Also kehrte ich zum Anfang zurück: »Was war da, aber habe ich nicht bewusst wahrgenommen?
    Auch wenn es vermutlich das schlimmste und düsterste Bild in meinem Leben darstellte, wie Sunny um sein Leben gekämpft hatte – ich beschwor es vor meinem geistigen Auge wieder herauf: Ich stand wieder in unserem Konferenzraum über ihm und er schaute mich mit einem Blick an, der sagen wollte: »Tut mir leid mein Freund, Du hattest recht …« Dann blinzelte er mir theatralisch mit einem Auge zu. »Keh, kehhh«, keuchte er.
    Hatte Sunny mit seinem Zwinkern tatsächlich noch ein Zeichen geben wollen? Wenn ja, was hatte er mir sagen wollen?«
    Ich starrte an die Decke. Die Stand-by-Diode meines Holo-Flat-Pads leuchtete mir bei meinen Gedankenspielen rot entgegen. Für den nächsten Augenblick war ich wieder im Konferenzraum unserer Agentur und ich stand hilflos neben Sunny, während wir von drei seiner Kontrollkameras ins Visier genommen wurden und von den strahlend roten Augen der Aufnahmeleuchten angeglotzt wurden.
    Die Kameras waren mit Bewegungssensoren ausgestattet und nahmen alles auf! Thomas, mein Verteidiger, hatte zwar auf die Kameras am Tatort hingewiesen. Sie waren jedoch laut Aussage der Polizei alle ausgeschaltet und enthielten keine Flashspeicher. Man ging davon aus, dass Sunny die Kameras zur Tatzeit nicht benutzt hatte.
    Ich Idiot! Wieso war mir das nicht während der Verhandlung aufgefallen! Sunny hatte immer Kameras zur Kontrolle benutzt! Mir fiel kein einziges Mal ein, bei dem er ohne ausgekommen wäre. Er war, was das anbetraf, ein absoluter Pedant! Und ich hatte die Aufnahmeleuchten definitiv gesehen! Wer also hat die Kameras ausgeschaltet? Und … wer hat die Flashspeicher entfernt? Stand Mike deswegen mit den Händen in den Hosentaschen vergraben in der Tür zum Konferenzraum?
    Bisher war ich irgendwie von einem unglücklichen Unfall ausgegangen … aber das waren doch zu viele Zufälle auf einmal!
    Wer konnte also außer mir noch ein vitales Interesse daran haben, dass Sunny starb? Wer außer mir hätte noch ein Motiv gehabt? Ich beschloss dieser Frage nachzugehen …

Routine
    Im Laufe der Wochen hatte sich ein gewisser Tagesrhythmus ergeben. Mosquito und Daniel, den ich immer noch »Brötchen« nannte, kamen einmal die Woche zum Ausmisten und Waschen. Natürlich ließ es sich Mosquito nicht nehmen, sich immer neue perfide Quälereien auszudenken und uns damit zu beglücken.
    Aber die Quälereien von Mosquito wiederholten sich und wurden mit der Zeit fast schon zu einer gewissen Routine. Mal ritzte er mir mit der Nadel einer Spritze die Haut auf, mal platzierte beim Bettenmachen das Kopfkissen so auf dem Gesicht, dass man praktisch keine Luft mehr bekam, mal brachte er sein Zuckerwasser und seine Fliegen mit.
    Und so routinemäßig, wie er sich an der Erweiterung unserer Pupillen und an seinem Pulsbingo erfreute, um so mehr zog ich mich in mich selbst zurück und versuchte bei diesen von ihm zelebrierten Folter-Events meinen Puls so niedrig wie möglich zu halten und die Weitung der Pupillen zu minimieren.
    Ich übte mich in der Meditation und machte jeden Abend eine weitere Gymnastik- und Dehnungsrunde mit John Mc Lays Wunderbett. Die Meditation fiel mir immer leichter und ich konnte eine Ewigkeit darin verbringen, ohne dabei zu

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