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Körper-Haft (German Edition)

Körper-Haft (German Edition)

Titel: Körper-Haft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Romey
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Agenturmenschen entwickelt . Im Normalfall blieb die Farbauswahl bei den Klamotten auf Schwarz und Weiß beschränkt. Die Mischform, das Grau, war ebenfalls in allen Schattierungen erlaubt. Also alles in monochrom.
    Ich selbst trug an diesem Tag einen anthrazitgrauen Anzug und ein weißes Hemd, das ich natürlich ohne Krawatte trug, den Kragenknopf lässig geöffnet. Das Zeichen der Andersartigkeit, das Zeichen der Kreativen, das Zeichen des Rebellen, der ohne das Rangabzeichen der Krawatte auskommt …
    Ich hatte mir oft überlegt, warum dieses monochrome Erscheinungsbild der Agenturszene einem ungeschriebenen Dress-Cod e gleichkam. Vielleicht um Seriosität gepaart mit Sportlichkeit und Offenheit zu demonstrieren. Oder vielleicht nahm man unbewusst an, dass ein monochromer Kleidungsstil nicht so sehr von den bunten Präsentationen ablenkte. Wahrscheinlich war es eine Kombination aus beidem. Wenn jemand so bunte Entwürfe zeigte und sich so sportlich seriös kleidete, musste der Kunde auch die verrücktesten Ideen tatsächlich ernst nehmen. Und er wurde nicht von einer hässlichen Krawatte abgelenkt, die ihn vielleicht mehr beschäftigte als die Präsentation.
    Einer meiner Kunden hatte sich wohl auch schon Gedanken zu diesem ungeschriebenen Dress-Code gemacht und eines Tages süffisant zu mir gesagt: »Ihr Werbetypen zieht Euch doch nur deshalb so an, weil Ihr Euch sonst zu lange mit der Farbauswahl aufhalten würdet und statt am späten Morgen erst am späten Nachmittag in der Agentur eintreffen würdet.«
    Ich musste bei der Erinnerung an diesem Ausspruch lächeln. Das war der Moment, in dem mich die schöne Unbekannte entdeckte. Sie sah mir mit ihren grün-braunen Augen direkt in meine und lächelte ebenfalls. Sie saß bereits im Taxi und versuchte ihre Laptop-Tasche auf ihren Schoß zu wuchten. Auf dem Deckel der Tasche war das Logo eines lächelnden Mönchs zu sehen.
    Der übereifrige Taxifahrer ließ seine Fußmuskeln spielen, während er mit heulendem Motor losfuhr und sie ihre liebe Not hatte, die Tür zu schließen. Ich sah dem eilig davonschlingernden Taxi hinterher.

Der lächelnde Mönch
    Die schmierige Dieselwolke folgte ihrem Expansionstrieb und löste sich in stinkende Rußpartikel auf. Jemand tippte mir auf die Schulter und fragte: »Wo Du wolle?« Ein, vermutlich anatolischer, Taxifahrer sah mich fragend an und bewegte die Arme durch die Luft, als würde er ein Lenkrad halten. Ich stieg bei ihm im Taxi ein, nannte die Adresse von Creative Cosmetics und versank wieder in meinen Gedanken.
    Die Chancen sie wiederzusehen, standen gut. Der lächelnde Mönch hatte mir zugezwinkert! Nur schade, dass vermutlich ausgerechnet sie meine Kontrahentin im bevorstehenden Pitch sein würde.
    »Mann sich schminke nix gut!« Der Taxifahrer riss mich aus meinen Gedanken.
    »Wie bitte?«, fragte ich.
    »Mann sich schminke nix gut!«, wiederholte er. »Du gehe Kosmetik?«
    »Ich nix gehe Kosmetik!«, hätte ich beinahe geantwortet, ärgerte mich aber noch rechtzeitig über mich selbst. Mit solchen Antworten konnte man nicht erwarten, dass jemand mit Migrationshintergrund jemals die Sprache seiner Wahlheimat erlernte.
    Um einfachen Satzbau bemüht, sagte ich: »Nein, ich gehe nicht zur Kosmetik. Ich gehe zu einer Firma, die Kosmetik herstellt. Ich sorge dafür, dass sich Frauen schön schminken.«
    »Schöne Frau gut, viele schöne Frau – mehr gut!« Er grinste mich verschwörerisch mit seinen nikotinverfärbten Zähnen an und erzählte mir dann seinen Leidensweg als Taxifahrer in epischer Breite und fragmentalem Satzbau.
    Stets bemüht höflich zuzuhören, war ich froh, als wir nach ein paar Ehrenrunden das Ziel weiträumig eingekreist hatten und ich aussteigen konnte. Eine anstrengende Präsentation und eine ebenso anstrengende anschließende Verhandlung standen mir bevor. Dominic hatte mir schon gesagt, dass ich zwei, besser drei Tage für ihn blocken sollte.
    Das Lächeln und der Blick der schönen Unbekannten flammten vor meinem geistigen Auge auf. Der lächelnde Mönch auf der Tasche ihres Laptops, der gleiche Ort, die gleiche Zeit. Alles deutete darauf hin, dass sie für die Mediapriests eine Präsentation bei Creative Cosmetics halten würde. Wenn sie mit ihrem entwaffnenden Lächeln vor Dominic und den Vertriebsleitern präsentieren würde und dazu noch eine tolle Präsentation aus der Tasche ziehen zog … ja dann würde es wirklich schwer für mich werden zu punkten.
    Ich hoffte, dass meine durchdachte

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