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Körper-Haft (German Edition)

Körper-Haft (German Edition)

Titel: Körper-Haft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Romey
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anders.
    Was aber, wenn ich mich einmal zu oft umgedreht hätte und jetzt wieder in der Startposition daliegen würde. Wenn ich dann die Augen aufgemacht hätte … klar, dann würde ich an die Decke starren und denken: »Es ist alles normal – ich bin normal!«
    Ich atmete also nochmals tief ein, inzwischen irgendwie genervt von diesem intellektuellen Spielchen mit mir selbst. Ich stellte mir also erneut vor, ich würde mich umdrehen und machte dann die Augen auf. »Nichts passiert! Ok, ohne eine wissenschaftlich und empirisch fundierte Testreihe gibt mein Zweifel eh keine Ruhe!«
    Ich versuchte es abermals und abermals. Nach circa 20 Versuchen gab ich auf. »Ok, ok, ich bin und bleibe normal!« Ich lag da und starrte unzufrieden zur Decke. Irgendwie war ich von dem Ergebnis enttäuscht, obwohl es mir geistige Gesundheit attestierte. Einerseits wollte ich ein geistig gesunder und rationaler Mensch sein … andererseits hatte sich diese Erfahrung verlockend gut angefühlt …
    »Was hatte ich erwartet? Den Turn arround meines Lebens?«, dachte ich sarkastisch. »Was wäre anders gewesen?« Ich hatte mir die Frage noch gar nicht richtig gestellt, als schon die Antwort in meinem Schädel echote: »Alles! Einfach alles! Vielleicht hatte ich zu früh aufgegeben … Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen – dafür umso mehr Anfänger!« Ich grinste innerlich.
    Angenommen, einfach nur mal angenommen, mein Training, die Finger wieder bewegen zu können, hätte irgendwie diese Situation des Umdrehens ausgelöst. Der Rücken hatte mir wehgetan und ich hatte mich danach gesehnt, mich bewegen zu können, um mir das Liegen zu erleichtern. Ich dachte an Tanja, die mir nach einem langen Arbeitstag den Rücken massierte und dabei bin ich wohl eingeschlafen. Dann lag ich auf dieser grünen Wiese und mein persönlicher Gott hatte mich durch sein Auf-mich- Z urasen provoziert, einem Reflex zu folgen. Wenn ich diese Situation nochmals simulierte und versuchte nachzuempfinden, klappt es vielleicht ja doch noch einmal! Ich war richtig aufgeregt von der Idee.
    Die Finger bewegen und immer routinierter werden! War das nicht wie der Trick, den mir Sunny mit der Münze beigebracht hatte? Der Vorsatz, wieder mehr Nachrichten im Fernsehen anzuschauen, war mit einem Mal verflogen wie der Rauch eines Kartoffelfeuers im Herbststurm. Wie oft hatte ich versucht, die silberne Münze über die Rücken meiner Finger rollen zu lassen? Ich hatte geradezu verbissen geübt, nur um Ronald und Sunny zeigen zu können, dass ich es auch drauf hatte. Und was war der Durchbruch? Als Sunny mitten im Sommer mit seinen Skiern die Treppen des Supermarkts hinunter geschossen und gestürzt war!
    Ich war schockiert und er hatte mir eine Münze hingehalten und gesagt: »Versuchs mal!« Mit zitterigen Fingern hatte ich angefangen und plötzlich lief es wie von alleine. Er hatte mich angegrinst und gesagt: »Na also, mit etwas Ablenkung funktioniert’s immer!«
    War das das große Geheimnis? Nicht so verbissen an seine Aufgaben herangehen und einfach mal loslassen? Und dann klappte alles plötzlich wie von alleine? Warum nicht!? Aber wie sollte man sich selbst ablenken? Das war ja fast so, als wollte man sich selbst erschrecken! Was natürlich nie funktionierte, weil man ja schon im Voraus wusste, was kam! Aber vielleicht reichte es ja, den inneren Zwang aufzugeben und einfach loszulassen?
    Ich versuchte einfach die Parameter, an die ich mich erinnern konnte, wieder herzustellen. Meine neue Versuchsanordnung!
    Ich suchte den Schmerz in meinem Rücken und fand ihn schneller, als mir eigentlich lieb war. Dann dachte ich daran, wie mir Tanja den Rücken massierte und ich dabei immer eingeschlafen war …
    »Du schon wieder? Heute bist Du ja sehr hartnäckig, geradezu penetrant.«
    Irgendjemand sprach zu mir und ich öffnete die Augen. Das rote Glühen an der Innenseite meiner Augenlieder wich einem gleißenden Licht und ich blinzelte in die Sonne. Eine dicke Hummel brummte behäbig an mir vorbei. Ich konnte das Gras riechen, auf dem ich lag. Ich hob die Hand, um die Sonne abzuschirmen und etwas mehr als brummende Hummeln zu sehen.
    Dann schob sich ein wettergegerbtes, bärtiges Gesicht, das von einem löchrigen Strohhut beschattet wurde, in mein Gesichtsfeld.
    »Na mein Junge, schon wieder da? Offen gestanden war ich schon richtig sauer auf Dich. Du warst vorhin ja regelrecht beratungsresistent!«
    Ich drehte mich um, stand auf und sagte: »Tut mir leid, das war

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