Koerpersprache Der Erotik
wird.
Daß Kahlköpfigkeit starke Beunruhigung auslöst und tiefsitzende Ängste freimacht, erkennt man, wenn man beobachtet, wie sehr manche Vertreter des männlichen Geschlechts sich bemühen, diesen Mangel vor anderen zu vertuschen.
Haarsträhnen, die der allgemeinen Katastrophe bisher entgangen sind, werden so gut wie möglich genutzt, um gelichtete oder völlig kahle Stellen zu bedecken.
Sicherlich haben Sie es schon öfter bemerkt: Zu diesem Zweck werden die »Resthaare« in die Gegenrichtung ihres natürlichen Wuchses gezwungen und in kühnen Schnörkeln angeklebt, was sehr oft die ganze Erscheinung eines Mannes eher lächerlich erscheinen läßt.
Die Vertreter dieser Spezies signalisieren, daß sie sich grundsätzlich ihrer Männlichkeit nicht besonders sicher sind.
Der gleiche Mangel an Sicherheit quält auch die Männer, die zu Haarimplantationen ihre letzte Zuflucht nehmen. Man erkennt sie an den grauen, runden Flecken, die ihre kahlen Schädel markieren.
Diese Männer sind zu beachtlichen Opfern an Zeit und Geld bereit, um das vermeintliche Idealbild ihrer Männlichkeit wiederherzustellen, die mit Sicherheit niemals sehr überzeugend war.
Es gibt aber auch Männer, die mit den ihnen verbliebenen Haaren in völlig anderer Weise verfahren. Sie sollen nicht etwa die völlig kahlen Stellen notdürftig verdecken, sondern werden selbst möglichst vorteilhaft zur Schau gestellt. Halblang und wunderbar gepflegt, glänzt das gerettete Resthaar, sorgfältig gelockt, auf dem Nacken von Ästheten, Künstlern und Intellektuellen reifen Alters.
Solche Männer ergeben sich in das Schwinden ihrer Männlichkeit -
allerdings nicht, ohne zu dokumentieren, zu welcher Erfahrung und zu welchem Raffinement sie es auf diesem Gebiet gebracht haben. »In der Liebe kann die Qualität höchst vorteilhaft Quantität ersetzen«, versuchen die sorgfältig gepflegten Köpfe zu signalisieren.
Interessant sind die Lösungen der Kahlköpfigen, die sich - nicht gerade überglücklich ob ihrer Kahlheit - einen wuchernden Haarschmuck im Gesicht leisten. Schnurrbärte, Vollbärte, Backenbärte, Kinnbärte nehmen phantastische Formen und eindrucksvolle Ausmaße an.
Diese Zierden sollen ausdrücklich vom kahlen Kopf ablenken und das vermeintliche Eingeständnis der Impotenz widerrufen! Der Bart ist ein Zeichen von Potenz, phallischer Kraft; manche Männer verhalten sich bewußt wie Sklaven der Gleichung »Behaarung ist gleich Männlichkeit«
und vertreten mit wuchernden Bärten häufig die Überzeugung, daß ihr Haarschmuck eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf Frauen ausübe.
In Gegenwart einer Frau; die ihr Begehren weckt, führen sie oft die Hand zum Gesicht, um ihren Bart zu streicheln und diese Zierde richtig zur Geltung zu bringen.
Und was bitte will der Mann uns ganz genau sagen, wenn er seinen Bart streichelt? Die Nase ist das Symbol des Glieds, und das Streicheln des Schnurrbartes soll die Aufmerksamkeit darauf lenken, daß vor uns ein geschlechtsreifer Mann sitzt. Der Mund aber ist das Symbol des Weibes, und das Streicheln des Barts bedeutet deshalb auch, daß der Mann beim Weibchen spielen möchte!
Natürlich gibt es viele Menschen, die den Verlust ihrer Haare philosophisch hinnehmen. Es ist eine weitverbreitete Ansicht, daß die gelichtete hohe Stirn auf intellektuelle Qualitäten hinweist, während die natürliche Tonsur auf dem Oberkopf Begriffe wie »Strenge« und
»mönchisches Wesen« anklingen läßt.
Stimmt das? Beweise gibt es dafür keine! Aber die Männer, die sich über eine kahle Stelle oder ihre Tonsur nicht aufregen, demonstrieren zumindest, daß sie den abgegriffenen Symbolismus, wie ihn die Samson-Legende verdeutlicht, nicht ernst nehmen.
Andere Männer, die sich über kurz oder lang durch die »Glatze« bedroht sehen, entscheiden sich für eine Radikallösung: Ehe sie sich passiv einem langsamen Verfall aussetzen, ehe sie sich sinnlosen und demütigenden Rückzugsgefechten mit dieser Plage ausliefern, kommen sie dem Verhängnis zuvor. Sie lassen sich völlig kahl rasieren und tragen stolz einen nackten Schädel und ein haarloses Gesicht zur Schau.
Das glattrasierte Gesicht soll die Kindlichkeit betonen, die Harmlosigkeit zu der Zeit, da dem Kind noch keine Schamhaare gewachsen sind.
Zugleich soll es aber auch Kraft bedeuten, da der Mensch als emporgerichtetes Wesen phallusgleich ist und der Kopf die haarlose Eichel während der Erektion versinnbildlicht.
Tatsächlich vermittelt die
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