Koestlbachers erster Fall
gehandelt.
Darüber würde sich die Anna
freuen, weil sie eh schon ein schlechtes Gewissen hatte wegen dem Umzug nach
Regensburg. Aber das Haus ihrer Eltern vermieten und in Straubing bleiben,
das kam nicht in Frage. Einen guten Mieter zu finden ist heutzutage gar
nicht so leicht, und außerdem wollten sie beide ja schon lange ein eigenes
Haus bewohnen. Mit dem Geld, das der Köstlbacher verdiente, hätten sie das
höchstens irgendwo auf dem Lande verwirklichen können, aber nicht in Straubing
und schon dreimal nicht in Regensburg.
Jetzt mussten sich nur noch ihre
beiden Kinder an die neuen Schulen gewöhnen, der 15jährige Karl ans ›Albrecht-Altdorfer-Gymnasium‹ , wo er in
die 9. Klasse ging, und die 8jährige Clara, die eine dritte Grundschulklasse
der ›Von-der-Tann-Volksschule‹ besuchte. Beide Schulen waren nur ein paar Schritte von dem ererbten Haus im
Prinzenweg entfernt. Das machte vieles einfacher, weil so ein Schulweg, der nur
2 Minuten dauert, das ist schon was Praktisches. Da brauchst du keinen Bus oder
kein elterliches Taxi, kannst am Morgen länger schlafen und bist mittags gleich
zum Essen zu Hause. Und weil die Anna Köstlbacher nicht arbeitete, also quasi
eine hauptberufliche Hausfrau war, konnte auch sie ohne ein zweites Auto, für
das viele Frauen von Kollegen ihres Mannes zur Arbeit gehen mussten, um es sich
leisten zu können, die Vorzüge der Stadt genießen. Dass das Haus alt war und
demnächst so einige Reparaturen anfallen würden, das war nicht so toll,
aber damit konnten sie alle gut leben.
Die Anna war ja heilfroh, von
Straubing weg zu kommen. Für sie war als gebürtige Regensburgerin das Leben in
Straubing ein Leben im Exil gewesen. Sie ist sich da immer vorgekommen,
wie ein Kind, das die abgetragen Kleider älterer Geschwister tragen muss.
Außer dem Gäubodenfest gab’s in Straubing nichts, was nicht zuerst in
Regensburg gewesen wäre. Zumindest Wasser der Donau immer zuerst in Regensburg,
bevor es sich nach Straubing bequemte. Und mit der Geislinger Staustufe, da
schaffte es ja nicht einmal mehr eine Wasserleiche von Regensburg bis nach
Straubing.
Ich meine, da hat es die
Regensburger Mordkommission bei allem Gejammere einfach leichter. Nicht umsonst
wurde in Geisling die Staustufe für die Donau gebaut. Da war schon ein
kriminalistischer Aspekt auch dabei. Natürlich nicht offiziell! Ist auf alle
Fälle nur Teil der nie öffentlich gemachten Gründe für den Ausbau des
Rhein-Main-Donau-Kanals, vielleicht sogar der Teil, warum alle Proteste der
Naturschützer nichts geholfen haben und dieses Projekt auf Gedeih und Verderb
durchgezogen wurde. Schleusen und Staustufen, davon profitiert Regensburg ganz
besonders. Ich meine, wenn da so kurz hintereinander die Naab und dann der
Regen in die Donau münden, dann kann da schon mal eine Wasserleiche
durchflutschen und erst in Straubing wieder abgefangen werden. Aber was
hätten da die Regensburger Kriminaler der Mordkommission davon? Jetzt
merkst du’s selber! Die Schleusen und die Staustufen bremsen die Leichen ganz
schön her. Und dann hat sogar die Kripo in Regensburg eine Chance, auch wenn
sie mal nicht so auf Zack ist und eine gemeldete Leiche unter der Sinzinger
Brücke nicht gleich erwischt. Und sollte sich die Leiche unter der Steinernen
Brücke durchmogeln wollen, da besteht dann immer noch die Chance, dass die
Gisela von der Wurstkuchl gerade eine Zigarettenpause macht und quasi zum
Hilfspolizisten wird, wenn sie die angerauchte Kippe ins Wasser schnipsen will
und wieder mal eine Sichtung melden kann.
Solche Gedanken gingen dem
Köstlbacher natürlich nicht durch den Kopf, als er jetzt Meldung von seinem
Kollegen Liebknecht bekam, dass er mit der Bildung der SOKO fertig sei und sie
jetzt loslegen könnten.
Und wo sie hingefahren sind,
natürlich erst nach dem Rapport beim Dr. Huber, der Köstlbacher mit dem
Liebknecht, das weißt du ja schon. Der Albert war nämlich der erste mögliche
Zeuge oder vielleicht sogar Verdächtige, den eine Blitzzusammenführung
aller bisher bekannten Fakten ausgespuckt hatte. Nur, was du inzwischen
auch schon weißt, die Vernehmung vom Albert hatte, obwohl die Kripo total
auf Zack war mit dem Köstlbacher als Leiter der SOKO, praktisch zu nichts
geführt.
Eine andere Gruppe der SOKO, die
mit der Identifizierung der Leichen betraut war, hatte mehr Glück,
zumindest was den Toten im Hotel ›Ratisbona‹ betraf. Er hatte zwar keinerlei Papiere bei sich, aber seine Fingerabdrücke
waren
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