Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Koestlbachers erster Fall

Koestlbachers erster Fall

Titel: Koestlbachers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Fenzl
Vom Netzwerk:
Waldemar‹ in Hessen nicht billig.
    Da jammern die Studenten bei uns
herum, wenn sie Semesterstudiengebühren bezahlen müssen, wenn gerade mal
wieder eine Zeit aufkommt, wo es so etwas gibt. Dabei sind die paar
Hundert Euro im halben Kalenderjahr lächerlich gegen das, was du für deine
Tochter oder deinen Sohn in einem Monat für die ›Schloss von Waldemar‹ Internatsschule ausgeben musst. Dass da
irgendwann ein bestandenes Abitur mit drin sein muss, das ist vom Preis her
quasi moralisch verpflichtend, weil sonst Preis fast sittenwidrig
    Nicht dass für den Textilhai Peter
Steingeister aus Regensburg knappe 4000 € im Monat unerträglich viel
gewesen wäre. Aber lamentiert hat er deswegen schon gerne und überall, weil
wann bekommst du als Textilhai schon mal etwas Mitgefühl ab. Aber was
diese horrenden Kosten für die Monika betrifft, da haben alle entrüstet den
Kopf geschüttelt und dem Steingeister das Gefühl gegeben, dass sie ihn sehr
bedauern. In Wirklichkeit haben sie sich aber fast alle hinterher an den Kopf
gegriffen, ein paar Millionärsfreunde vielleicht ausgenommen, die sich
eifrig die Adresse dieser Schule notiert haben.
    Wie die Monika dann ihren ersten
Schultag in der › Schloss von Waldemar‹ Internatsschule hinter sich gehabt hat, da hat die Magda auch ihre Besuche in
der kleinen Wohnung vom Kreuzhammer reduziert, erst allmählich, so dass es dem
Kreuzhammer noch gar nicht so richtig aufgefallen ist, dann aber hat sie
immer öfter Migräneanfälle bekommen und der Kreuzhammer musste den kalt
gestellten Weißwein oder den dekantierten Roten fast nur noch alleine trinken.
Weil er dabei aber immer für die Magda mitgetrunken hat, hat er es zuletzt
gar nicht mehr so richtig mitbekommen, dass die Magda nicht mehr kam und im
alkoholisierten Zustand gar nicht mehr sicher sagen können, ob die Magda nun da
war oder nicht.
    Nicht dass du jetzt glaubst, die Monika
wäre traurig gewesen, weil sie von Regensburg nach Hessen in die ›Schloss von Waldemar‹ Internatsschule
gemusst hat. Das war für die Moni eine tolle Möglichkeit, den Fonsi los zu
werden, der ihr zwar ein paar Mal recht gut getan hat, mit dem es ihr aber bald
zu langweilig wurde.
    Du musst wissen, dass die
Internatsschule in Hessen kein Mädcheninternat war. Die Moni hätte das zwar
auch spannend gefunden, aber weil es auch Jungs auf dem Internat gab,
Mädchen und Jungs quasi fifty fifty, da eröffneten sich dort total neue
Perspektiven. Ich meine, auf so ein gemischtes Gymnasium hätte sie in
Regensburg auch gehen können, aber gewohnt hätte sie dann zu Hause. Und
überlege doch mal ehrlich, wohnen im Internat viel abwechslungsreicher, weil
quasi unbegrenzte Möglichkeiten, was Zwischenmenschliches angeht. Und
weil die Moni noch so jung, praktisch alle 9 Schülerjahrgänge potenziell
interessant, obwohl die höheren natürlich mehr.
    Da kannst du von den älteren etwas
lernen und, weil du ja eine soziale Ader hast, deine Erfahrungen an die
jüngeren weiter geben, ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen oder auch mal,
wenn es gewünscht wird, aktive Hilfestellung leisten.
    Wenn sich die Moni richtig
hingesetzt hat im Unterricht, vor allem dann, wenn sie einen Sitzkreis machten,
da konnte sie es ab und zu einrichten, im richtigen Moment den Blick eines
Lehrers oder einer Lehrerin einzufangen und für einen kurzen Moment Einblicke
zu gewähren. Am Funkeln der Augen oder, wenn es sich noch um Anfänger handelte,
an einer schnellen Schamröte im Gesicht, konnte die Moni dann erkennen, ob ein
zwischenmenschlicher Kontakt hergestellt war.
    Nicht dass du jetzt meinst, dass
die Moni das mit ihren zehneinhalb Jahren schon so gut gekonnt hat. Das
natürlich nicht, aber in so einer ›All-inclusive-Schule‹ ,
da lernst du eben viel schneller, als auf dem normalen Gymnasium, wo sie alle
ihre Kinder hinschicken. Und außerdem Moni total Lolita! Quasi Naturbegabung!
    Da ist immer nur die Rede von den
kirchlichen Internatsschulen, meistens irgendwelchen Klosterschulen,
wo sich die gottgeweihten Lehrer mit ihren knäblichen Zöglingen verlustieren.
Dabei denkt keiner daran, dass es auch gemischt geschlechtliche
Internate gibt und sogar reine Mädcheninternate.
    Vielleicht packt die Monika ja
eines Tages aus. Dann werden die Zeitungen nicht mehr gar so einseitig
über die Missstände an Knabeninternatsschulen berichten müssen. Aber bis
dahin werden wir uns mit den derzeit gehäuften Schlagzeilen zufrieden
geben müssen, die Mädchen außen vor

Weitere Kostenlose Bücher