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Kohärenz 01 - Black*Out

Titel: Kohärenz 01 - Black*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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brauchte, um einen hochwirksamen Sprengstoff zu erhalten. Sie beharrte so lange darauf, dass sie davon kein Wort glaube, bis Russel Stoker sagte: »Komm mit.« Er fuhr mit ihr in das abgelegene Tal, in dem er mit den anderen den Umgang mit dem Sprengstoff übte, und pulverisierte vor ihren Augen einen lastwagengroßen Felsbrocken.
    »Das ist ja unglaublich«, meinte sie, als ihre Ohren aufgehört hatten zu klingeln und zu summen. »Wir verwenden dieses Waschmittel zu Hause!«
    »Das ist Chemie«, meinte Russel nur und rieb seine rot geäderte Nase. Es hatte Zeiten in seinem Leben gegeben, in denen er mehr Alkohol getrunken hatte, als gut für ihn war. Er war Dads ältester Freund, sie waren zusammen in die Schule gegangen, aber heute sah Rus wesentlich älter aus. »Mit so was Ähnlichem haben uns die Taliban eingeheizt. Damals.«
    Für seine Verhältnisse war das ein geradezu ausschweifender Kommentar. Normalerweise sprach er nicht über die Kriege, an denen er teilgenommen hatte.
    Dr. Lundkvists Tochter erklärte sich bereit, für eine gewisse Zeit Gäste aufzunehmen, obwohl man ihr die Hintergründe natürlich nicht verraten konnte. Allerdings wollte sie nur Frauen im Haus haben, keine Männer.
    Das war die Chance, auf die Serenity gelauert hatte. Frauen waren in Dads Lager in der Minderzahl und zudem nicht ohne Weiteres abkömmlich, also legte sie sich ins Zeug. Sie drängte, bettelte und argumentierte so lange, bis Dad einverstanden war, dass sie und ihre Freundin Madonna Two Eagles den Telefondienst übernehmen würden.
    Einen Haken allerdings hatte die Sache: Als Kurierfahrerin – und Aufpasserin – wurde Dads Freundin Melanie abgestellt.
    Bei der Gelegenheit bekam Serenity endlich mit, wie überhaupt Mitteilungen aus dem Rest der Welt in dieses Lager abseits aller Mobilfunkmasten, Telefonnetze und Fernsehsender gelangten: Jeden Tag fuhr einer der Campbewohner – jedes Mal auf einer anderen Route – in eine der umliegenden Siedlungen. Dort telefonierte er von einer Telefonzelle oder über ein anonymes Handy mit Vertrauensleuten, die Nachrichten für das Lager entgegennahmen und die man auch beauftragen konnte, bestimmte Leute anzurufen. Für besonders vertrauliche Botschaften schickte man einen der Indianer, der mit jemandem aus seiner Familie in einem Dialekt sprach, den keine zweihundert Menschen mehr beherrschten.
    Und bisweilen brachte derjenige auch ein paar Lebensmittel mit, wenn sich ein Spender fand. Normale Einkäufe im Supermarkt konnten sie sich nur noch ausnahmsweise leisten, und an das Anlegen von Gemüsebeeten war nicht einmal zu denken: Sie mussten ja jederzeit bereit sein, das Camp zu verlegen.
    »Das ist bitter«, meinte Serenity. »Wo ihr euch doch früher immer selbst versorgt habt.«
    »Ist es«, gab Dad zu. »Aber wenn man auf der Flucht ist, geht das einfach nicht.«
    »Und wenn euer Geld alle ist, was dann?«
    »Da muss uns noch was einfallen. Zumal diese Aktion ein großes Loch in unsere Reserven reißen wird. Aber an die gesperrten Konten ist kein Herankommen.« Dad seufzte. »Dabei verkaufen sich meine Bücher, seit ich ein staatlich anerkannter Terrorist bin, wie geschnitten Brot. Verrückte Welt, oder?«
    Nachdem sie die nötige Ausrüstung endlich beisammenhatten, spielten sie den Einsatz zur Übung durch, wieder und wieder. Serenity durfte zusehen, was einerseits war, als wohne man einem absurden Theaterstück bei –, andererseits aber auch gruselig in seiner Ernsthaftigkeit.
    In einem abseits liegenden Waldstück hatten einige der Campbewohner den Grundriss des Fabrikgeländes mit zwischen Bäumen gespannten Schnüren markiert. Mit Zeltplanen verhängte Büsche stellten die Maschinen dar, und neben dem Wäldchen bot eine Lichtung genug Platz, um mit den Autos entsprechend zu rangieren.
    Dr. Connery übernahm die Rolle des Mannes vom Sicherheitsdienst, der das Anwesen kontrollierte und dann weiterfuhr. Sobald er außer Sicht war, ging Christopher durch die Tür hinein und zum Schaltraum. Diese Tür war verschlossen und gesichert; er würde Werkzeug benötigen, um sie zu öffnen. Eine einsame Birke spielte die Rolle der Tür, an der er mit Schraubenzieher und Zange herumhantierte.
    In dem Moment, in dem Christopher die Alarmanlage ausschaltete – er verschob dazu einen Stein, der auf einem Baumstumpf lag –, drückte Dad die Stoppuhr. Christopher rannte daraufhin zur Verladerampe und öffnete eine Tür – im Übungsgelände ließ er einen Karabinerhaken zwischen zwei

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