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Kohärenz 01 - Black*Out

Titel: Kohärenz 01 - Black*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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meinte Dr. Lundkvist zu Serenity, die gerade neben ihm stand, als der Kurier mit der Botschaft kam.
    Serenity sah den hageren Arzt verdutzt an. »Wie meinen Sie das?«
    Dr. Lundkvist hob die dünnen Augenbrauen. »Nun, es liegt auf der Hand, dass Christopher extrem traumatisiert ist. Er hat mehr Angst vor der Kohärenz als vernünftig wäre.«
    »Ich weiß nicht«, gab Serenity zurück. »Vielleicht sind ja auch wir es, die zu wenig Angst vor der Kohärenz haben?«
    Worauf der Arzt sie nur irritiert ansah, aber nichts mehr sagte.
    Tatsächlich kam es zu keiner weiteren Verzögerung. Die beiden Ärzte packten ihre Sachen in ein Auto. Sie würden hinüber nach Idaho fahren, das Medomobil direkt in der Werkstatt abholen und damit auf einem anderen Weg nach San Francisco kommen. Die Übrigen luden die Ausrüstung in den Geländewagen und in den zum Wohnmobil umgebauten Lastwagen, der Brian Dombrow gehörte.
    Der eigentliche Aufbruch verlief denkbar unspektakulär. Mehr oder weniger das ganze Lager versammelte sich um die kleine Gruppe, die sich zum Aufbruch bereit machte.
    Alle, bis auf Christopher. Er glänzte durch Abwesenheit. »Geh ihn doch mal fragen, ob er vielleicht zufällig mitwill«, sagte Dad zu Serenity.
    Sie fand ihn in seinem Zelt. Er saß auf der Liege, hatte den kleinen mexikanischen Kleidersack vor sich stehen, der sein ganzes Hab und Gut enthielt, und starrte über den See, auf dem die Morgensonne glänzte wie Gold.
    »Sie fragen, ob du kommst«, sagte Serenity.
    Er sah auf, sah sie an. »Sollte ich. Ja.«
    Aber er rührte sich nicht. Sie betrachtete ihn, und aus irgendeinem Grund fragte sie: »Du hast Angst, oder? Angst, weil du als Erster reingehen musst?«
    Er senkte den Blick, griff nach den Riemen seines Kleidersacks. »Und wie«, flüsterte er. Dann stand er auf, schlängelte sich an ihr vorbei aus dem Zelt und ging ihr voraus zu den anderen.
    Gleich darauf stiegen Dad, Christopher, Russel und Madonnas Bruder in den Geländewagen, Dr. Connery und Dr. Lundkvist in einen anderen, kleineren, die Übrigen in Brians grauen Lieferwagen, ließen die Motoren an, und dann fuhren sie davon. Einfach so. Rumpelten den steinigen Waldweg hinauf, entschwanden über die Kuppe und um die Kurve, waren noch eine Weile zu hören und schließlich nicht mehr.
    Eine seltsame Leere blieb zurück.
    Die anderen zerstreuten sich, gingen ihrer Wege, schweigend die einen, leise diskutierend die anderen. Nur Serenity wusste nicht, was sie tun sollte, und so blieb sie einfach stehen.
    »Serenity?«
    Sie drehte sich um. Es war Melanie, die auf sie zukam.
    »Wir sollten uns auch langsam auf den Weg machen. Pack am besten deine Sachen, wir treffen uns in einer halben Stunde bei meinem Wagen.« Sie strich sich ein paar ihrer langen, von ersten grauen Strähnen durchzogenen Haare aus dem Gesicht. »Das ist der dunkelgrüne Pathfinder mit dem New Yorker Kennzeichen. Deiner Freundin habe ich schon Bescheid gesagt.«
    Irgendetwas in ihrer Stimme ließ es klingen, als hielte sie das Ganze für eine ausgesprochen überflüssige Aktion.
    »Okay«, sagte Serenity. »In einer halben Stunde.«
    Wenigstens hatte sie nun auch etwas zu tun.
    Packen war einfach, wenn man nur wenig hatte und alles mitnehmen musste. Bloß dass ihr, als sie gerade in Dads Zelt war und im Begriff, ihre ganze Habe in ihren Rucksack zu stopfen, wieder einfiel, wie es das letzte Mal gewesen war, als sie ihre Sachen zusammengepackt hatte.
    Sie hielt inne. Mom! Sie hatte ihre Mutter kein einziges Mal angerufen. Plötzlich kam sie sich vor wie die schlechteste Tochter der Welt. Mom war inzwischen wahrscheinlich tausend Tode gestorben vor Sorge. Okay, vielleicht auch nicht, weil Mom ziemlich cool sein konnte, aber spätestens, wenn sie bis zum Wochenende nicht wieder da war …
    Und das würde sie nicht sein. Wie denn auch? Kyle war gerade mit ihrem Vater davongefahren, um einen Bombenanschlag zu verüben. Und sie war im Begriff, ihre eigene Rolle dabei zu übernehmen.
    Serenity stopfte gedankenverloren die letzten T-Shirts in ihre Tasche. Nächste Woche fing die Schule wieder an. Daran zu denken, kam ihr vor, als erinnere sie sich an ein früheres Leben, hundert Jahre her.
    Sie konnte sich unmöglich in den Unterricht setzen und so tun, als sei alles wie immer. Sich Bridgets Gejammer über zerlaufenen Nagellack anhören, während die Kohärenz unschuldigen Leuten Chips ins Hirn schob? Ausgeschlossen. Sie zog den Reißverschluss zu, warf sich den Rucksack über die

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