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Kohärenz 01 - Black*Out

Titel: Kohärenz 01 - Black*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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fanden sie einen Fernsehapparat, der sogar funktionierte, und so schauten sie gemeinsam fern. Ein von viel Werbung verhackstückter Spielfilm kam und kurz vor Mitternacht schließlich noch eine Nachrichtensendung, in der es hauptsächlich um irgendein schrecklich wichtiges Baseballspiel ging. Wobei Christopher rätselhaft blieb, wie ein Sportereignis so bedeutend sein konnte, dass man ihm mehr Sendezeit einräumte als sämtlichen politischen Berichten zusammen.
    Die letzte Meldung lautete, dass ein gewisser Chuck Brakeman, Berater des amerikanischen Präsidenten, der vor einer Woche spurlos verschwunden war, wohlbehalten wieder aufgetaucht sei. Als Grund gab er eine persönliche Krise an, und ein kurzes Video zeigte, wie der Mann sich bei seiner Familie und dem Präsidenten entschuldigte.
    Jeremiah Jones kniff die Augen zusammen und sah zu Christopher herüber. »Das klingt nach dem Muster, von dem du erzählt hast. Kann es sein, dass die Kohärenz sich den Mann geschnappt hat?«
    Christopher nickte. »Wahrscheinlich.«
    »Um einen Spion im direkten Umfeld des Präsidenten zu haben?«
    »Den hat sie schon lange. Das sieht eher so aus, als bereitet sie vor, den Präsidenten aufzunehmen.«
    Geschockte Blicke. Jemand ächzte. Christopher hob verwundert die Augenbrauen. Was hatten die gedacht, wie das lief?
    Jones stand auf, schaltete den Fernseher ab. »Okay«, sagte er. »Zeit, zu handeln.« Er hob den linken Arm, sah auf seine Armbanduhr. »Uhrenvergleich. Ich habe fünf nach zwölf.«
    »Ich auch«, sagte Rus.
    Ein paar der anderen stellten ihre Uhren, die Übrigen nickten nur.
    »Dann geht es los.«
    Als hätte Jones damit eine Zauberformel gesprochen, spürte Christopher auf einmal ein Flattern im Brustkorb. In seinem Bauch bildete sich ein Knoten, ein hartes Gebilde, das fest entschlossen schien, ihm Magenkrämpfe zu verursachen.
    Es ging los. Genau. Jetzt galt es. Jetzt würde sich zeigen, was sein Plan taugte. Ob er überhaupt etwas taugte oder ob er grandios scheitern würde.
    Er musste an Serenity denken und an den Moment, in dem er den Impuls verspürt hatte, sie zu retten, ihr das Schicksal, in der Kohärenz aufzugehen, zu ersparen. Der bloße Gedanke kam ihm jetzt vermessen vor, geradezu größenwahnsinnig. Wenn sein Plan schiefging, würden die Upgrader sie alle übernehmen, an Ort und Stelle. In der Folge würde Serenity dieses Schicksal weitaus früher ereilen, als wenn sie alle einfach im Wald geblieben wären.
    Aber nun war es zu spät, die Sache abzubrechen. Die Männer hatten sich in Bewegung gesetzt, waren wild entschlossen, glühten vor Energie – nichts in der Welt hätte sie jetzt noch aufhalten können. Und ganz bestimmt nicht er, den sie für den Urheber dieses Unternehmens hielten. Hätte er versucht, das alles zu stoppen, sie hätten ihn nur ausgelacht.
    Also ging er mit, stieg wieder in Jeremiah Jones’ Geländewagen, auf den Platz hinter ihm. George Angry Snake saß neben ihm, Rus auf dem Beifahrersitz, genau wie zwei Abende zuvor. Sie fuhren als Erste los, das Medomobil folgte. Die Gruppe um Brian würde das Licht ausschalten, das Rolltor schließen, den Schlüssel an dem Platz deponieren, an dem sie ihn vorgefunden hatten, und anschließend zu ihnen stoßen.
    Niemand sagte etwas während der Fahrt. Lichter huschten vorbei, Christopher nahm sie kaum wahr. Er durfte sich nicht von der Anspannung überwältigen lassen. Vor allem musste er den Chip unter Kontrolle behalten. Wenn ihm das nicht gelang, war die Sache von vornherein verloren.
    Heute war der Nachthimmel bedeckt, vom Mond keine Spur zu sehen. Alles wirkte dunkler als die Nächte zuvor. Christopher schrak hoch, als der Wagen am Straßenrand ausrollte und Jones den Motor abstellte.
    Waren sie schon da?
    Er spähte hinaus. Tatsächlich, da lag die Fabrik, der leere Parkplatz ausgeleuchtet.
    Jones nahm das Walkie-Talkie zur Hand, schaltete es auf Empfang. Minutenlang hörten sie nur Rauschen, ab und zu kaum wahrnehmbare Geräusche, die wie weit entfernte Gespräche in einer fremden Sprache klangen.
    Dann endlich ein Knacken und Finns Stimme: »Bravo hier. Position erreicht.«
    Was im Klartext hieß, dass sie sich mit dem grauen Wohnwagen, der wie ein Lastwagen aussah, auf der Rückseite postiert hatten.
    Jones hob das Gerät an den Mund, drückte die Sprechtaste. »Alpha hat verstanden.«
    Rus schnaufte schwer, den Blick auf die Fabrik gerichtet. Das scharfe Licht der hoch aufgehängten Strahler ließ die Tränensäcke unter seinen

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