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Kohärenz 01 - Black*Out

Titel: Kohärenz 01 - Black*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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leeren, hell beleuchteten Parkplatz, auf dem keine einzige Pflanze wuchs – kein Baum, kein Strauch, kein Grashalm – stand da einfach ein hässlicher, fensterloser Quader aus blauem Wellblech. Man sah noch die Stellen, wo einmal große Buchstaben eines früheren Firmennamens befestigt gewesen waren; alte Schraubenlöcher und Konturen dort, wo intensives Sonnenlicht die Farbe darunter ausgebleicht hatte, ließen sich als »Logistics« entziffern. Das Wort davor fehlte, an der Stelle hatte man das Wellblech erneuert und frisch gestrichen.
    Rings um das gesamte Gelände zog sich ein hoher, stabil aussehender Zaun, an dem sie langsam vorbeirollten. Zwei Zufahrten mit Toren, die um diese Zeit natürlich geschlossen waren. Der Haupteingang, unverkennbar nachträglich angebaut, wirkte massiv gepanzert; es war der Teil des Gebäudes, der am ehesten nach Festung aussah. Und auf den zweiten Blick fielen einem auch die Kameras ins Auge, die überall installiert waren.
    Das neue Firmenschild prangte neben dem Eingang: A. D. Winston Cyberware. Mit dem Fernglas ließ sich auch entziffern, was darunter stand: A Coherent Technologies Company.
    »Wer ist A. D. Winston?«, fragte Rus.
    »Das sind zwei Brüder, Alan Winston und Dean Winston«, sagte Christopher. »Der eine hat damals Linus’ erste Hirn-Computer-Schnittstelle gebaut, und der andere hat sie ihm implantiert.«
    »Ach so. Die Geschichte.«
    »Ich versuch mal, auf die Rückseite zu kommen«, erklärte Jones.
    Er bog in die nächste Querstraße ab. Das Licht ihrer Scheinwerfer glitt über Wohnhäuser mit großzügigen Garagenzufahrten, auf denen Kinderspielzeug herumlag.
    Eine weitere Abzweigung führte sie auf die Rückseite des Gebäudes. Hier war der Zaun an einer Stelle beschädigt, so, als sei er vor Kurzem von einem großen Lastwagen gerammt worden. Ein paar dünne Bretter und eine Menge dicker Draht hielten die Absperrung am Platz.
    Entlang der Rückseite des Gebäudes zog sich eine Verladerampe, hinter der drei Rolltore schimmerten. Auch hier war alles ausgeleuchtet. Kein Winkel, der dunkel genug gewesen wäre, um sich unbemerkt anzuschleichen.
    »Schaut mal!« Rus verrenkte sich fast den Hals, um alles zu sehen. »Da oben.«
    Auf dem Dach des Gebäudes glitzerte etwas, doch man musste die Augen gegen das grelle Parkplatzlicht abschirmen, um zu erkennen, was es war: Zahllose Antennen in allen Größen und Formen, die sich in den Nachthimmel reckten.
    »Wozu brauchen die das?«, fragte Jones.
    Christopher hob die Schultern. »Ich weiß es nicht.«
    Aber er hatte es einmal gewusst. Damals, als er noch Teil der Kohärenz gewesen war. Er hatte es gewusst, wie er alles gewusst hatte, und hatte es wieder vergessen, weil dieses Wissen nicht in seinem Kopf gespeichert gewesen war.
    Er atmete tief durch. Das Feld war stark hier, stärker, als er es je irgendwo gespürt hatte. Es hätte nur eines Gedankens und einer Sekunde bedurft, um sich damit zu verbinden und wieder alles zu wissen.
    Nein. Er hatte die Erinnerung an jene andere Sekunde, und an die klammerte er sich mit ganzer Kraft. Daran und an die Hoffnung, dass sein wahnwitziger Plan trotz allem irgendwie funktionieren würde.

 
    76 | Nick und Brian blieben mit dem grauen Lieferwagen stehen, um zu beobachten, wann der Sicherheitsdienst kam. Die anderen fuhren zurück ins Quartier.
    »Die erste Patrouille kam um halb zwölf«, berichtete Nick am nächsten Morgen beim Frühstück. »Dann um fünf vor zwei. Und um zehn nach vier wieder.« Er wirkte entschieden unausgeschlafen, genau wie Brian, der tiefe Schatten unter den Augen hatte.
    »Und wie sieht das im Detail aus?«, wollte Jones wissen. Er saß auf einer umgedrehten Kiste und hielt den Untersuchungsbericht in Händen, in dem Militärexperten beschrieben, wie er angeblich den Anschlag auf das Rechenzentrum in North Carolina durchgeführt hatte.
    Nicholas gestikulierte, als schiebe er unsichtbare Modellautos über ein unsichtbares Spielbrett. »Ein Pick-up. Weiß lackiert, das Logo des Sicherheitsdienstes auf den Türen. Zwei Personen, beide in Uniform. Der Beifahrer steigt aus, der Fahrer spricht über ein Funkgerät mit jemandem …«
    »Mit der Zentrale«, knurrte Brian. Es klang, als grolle ein Berg. »Er gibt durch, wo sie sind.«
    »Vermute ich auch.« Nick fuhr sich müde übers Gesicht. »Der Mann, der aussteigt, trägt eine dieser riesigen Stabtaschenlampen. Er hat ein Funkgerät an einem Schultergurt hängen und einen Revolver im

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