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Kohärenz 01 - Black*Out

Titel: Kohärenz 01 - Black*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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erzählen hatte.
    Mit anderen Worten: Er war ihnen ausgeliefert.
    Aber wie hätte er das verhindern sollen? Ihm fiel kein anderer Weg ein als der, den er gegangen war.
    Er wälzte diese Gedanken gerade zum hundertsten Mal hin und her, als es auf dem Waldweg, der zum See hinabführte, plötzlich rumpelte und rumorte.
    »Richard!«, rief Ann alarmiert.
    Der zuckte zusammen, begann, wie wild an seiner Angelrolle zu kurbeln.
    Im nächsten Moment tauchte ein geradezu monströser Wohnwagen auf, aus dessen Windschutzscheibe sie die Gesichter einer vierköpfigen Familie anstarrten.

 
    34 | Ann winkte den Neuankömmlingen zu, dann stand sie seltsam schnell auf und verschwand im Zelt. Richard hatte seine Leine endlich aufgerollt; die Angel in der Hand kam er nun vom Steg herunter und ging auf den Wohnwagen zu.
    Christopher bemerkte erst jetzt, dass von einer der Zeltstangen ein dünnes, kaum wahrnehmbares Kabel hinauf in die Wipfel führte. Zweifellos eine Antenne. Sie standen im Notfall also in Sprechfunkverbindung mit dem Camp.
    Richard fing ein Gespräch mit den Insassen des Wohnmobils an, schüttelte allen die Hände …
    Christopher kniff die Augen zusammen.
    »Touristen, oder?«, flüsterte Serenity ihm zu. »Die nach einem Platz zum Campen suchen.«
    Christopher nickte unbehaglich. Darum also der Vorposten. Es galt zu verhindern, dass zufällig irgendwelche Urlauber auf das Camp stießen. »Gar nicht so dumm«, gab er zu. Er sah sich um. »Hier ist wenig Platz, die beste Stelle ist schon belegt, noch dazu mit einem frisch verliebt aussehenden Pärchen … Da werden die meisten von sich aus beschließen, es lieber woanders zu versuchen.«
    Serenity warf ihm einen Blick zu, den er nicht deuten konnte, sagte aber nichts.
    Tatsächlich, es lief genau so. Richard gestikulierte schon, als erkläre er den Leuten den Weg irgendwohin, trat dann beiseite, damit das Wohnmobil genug Platz zum Rangieren hatte. Die Frau winkte ihnen dabei mit strahlendem Lächeln zu, sie winkten zurück. Dann hatte das gewaltige Gefährt gewendet und verschwand wieder auf dem Weg, auf dem es gekommen war.
    »Die verdammten Ferien«, seufzte Ann, als sie wieder aus dem Zelt geschlüpft kam. »Bis Samstag ist überhaupt niemand gekommen, und das war jetzt schon der zweite.«
    »Wir können Leuten, die sich hierher verirren, ein paar viel bessere Plätze an zwei anderen Seen empfehlen«, erklärte Richard. »Das reicht meistens. Außerdem ist es hier ja wirklich zu eng für zwei Camper«, fügte er hinzu. Jetzt merkte man seiner Stimme an, unter welcher Anspannung er gestanden hatte.
    Aus dem Zelt ertönte ein kurzes Piepsignal, das die beiden aufmerken ließ. Richard ging los, um den beweglichen Busch aus dem Weg zu ziehen, und wenig später war wieder ein Motor zu hören, diesmal aus der Richtung des Camps.
    Es war der Pick-up, dem sie gefolgt waren, aber nun saßen andere Leute darin. Einer davon, ein grauhaariger Mann mit wolligem Bart und dicken Tränensäcken, schien Serenity von früher zu kennen, und sie ihn auch, denn sie rief »Rus!« und rannte winkend auf den Wagen zu.
    Sie fielen sich in die Arme, während Kyle ausstieg, herüberkam und sich bei Richard erkundigte, ob alles in Ordnung sei. Der nickte und erzählte von dem Wohnwagen.
    Christopher dagegen konnte kaum still stehen. Wie lange wollten sie es denn noch hinauszögern?
    Endlich riss sich Serenity los, winkte dem davonfahrenden Pick-up nach, bis er außer Sicht war, und kam zurück mit der Frage: »Wann hört das eigentlich auf, dass einem Leute, die man ein paar Jahre lang nicht gesehen hat, als Erstes erzählen, man sei groß geworden?«
    Kyle rieb sich die Stirnnarbe. »Vermutlich, wenn sie dir stattdessen sagen, du seist alt geworden.« Er hob den Schlüsselbund. »Kommt, steigt ein.«
    Der versteckte Waldweg erwies sich als Schotterpiste, gegen die alles Bisherige bequem und komfortabel gewesen war. Hier kratzten Äste und Zweige die Scheiben entlang. Mehrmals mussten sie sprudelnde Bäche durchqueren, die quer über die Piste flossen, und kamen bisweilen nur im Schritttempo voran. Der Geländewagen bockte derart, dass sich Christopher den Kopf an der Decke anschlug, und an einer Stelle verengte sich die Spur so sehr, dass sie eigentlich hätten abrutschen müssen.
    Es ging noch einmal über einen Bergrücken und wieder hinab an einen See. Oder an denselben, nur an ein anderes Ufer. Kyle brachte den Geländewagen zum Stehen.
    »Wir sind da.«
    Christopher spähte aus dem

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