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Kohärenz 01 - Black*Out

Titel: Kohärenz 01 - Black*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Holz wurde aufgelegt, nicht nur, um die aufsteigende Nachtkühle und die Mücken zu vertreiben, sondern auch, um Licht zu geben: Der Wald ringsum und der See waren längst von der pechschwarzen Finsternis verschluckt worden.
    Während des Essens war Christopher aufgefallen, dass ein paar der Leute am Feuer irgendwann aufgestanden, im Wald verschwunden und nicht wiedergekommen waren. Dafür waren andere aufgetaucht, die er bis dahin noch nicht gesehen hatte.
    Wachablösung, hatte er begriffen. Ein paar von Jones’ Leuten waren immer damit beschäftigt, die Umgebung im Auge zu behalten.
    »Tja, dann wollen wir mal«, meinte Jeremiah Jones irgendwann, als die Aufräumarbeiten einigermaßen abgeschlossen waren. Der bärenhafte Indianer, der sie empfangen hatte, nahm neben ihm Platz, eine Frau mit langen dunkelblonden Haaren auf der anderen Seite, dazu noch ein weißhaariger, grüblerisch dreinblickender Mann. Das Führungsgremium des Lagers, mutmaßte Christopher. Die übrigen Männer und Frauen setzten sich, wo noch Platz war.
    »Nun, wir sind alle neugierig auf dich, wie du siehst«, begann Jones, als Ruhe eingekehrt war. »Und darauf, was du uns zu erzählen hast. Kyle erwähnte, dass du uns eine Art … hmm, Geschäft anbieten willst. Deine Hilfe gegen unsere. Habe ich das richtig verstanden?«
    Christopher räusperte sich. »Ja. Sie wissen, dass das FBI Sie mithilfe von Satellitenbildern der militärischen Aufklärung sucht?«
    Jones nickte. »Deswegen geben wir uns die Mühe mit den Tarnnetzen. Und ziehen alle paar Tage an einen anderen Ort.«
    Christopher schüttelte den Kopf. »Das nützt Ihnen nichts. Die Satelliten des Skylook-23- Programms arbeiten auch im Infrarot- und UV-Bereich und lassen sich von Tarnungen nicht täuschen. Die Bilder, die sie liefern, werden von einer Matrix der leistungsstärksten Rechner der Welt ausgewertet. Die Software des Systems kann Lager wie dieses – weitab der Zivilisation und nur behelfsmäßig getarnt – auf Satellitenbildern identifizieren. Es meldet jeden Fund automatisch an alle Stellen, die mit Terrorbekämpfung zu tun haben. Und es gibt keinen Ort auf der Welt, der der Weltraumüberwachung länger als achtundvierzig Stunden entgeht.«
    Jones nickte. Seine Miene war plötzlich wie versteinert. »Das entspricht ungefähr meinem Kenntnisstand. Ich frage mich in der Tat, wieso uns das FBI nicht schon längst gefunden hat.«
    »Weil ich diese Software manipuliert habe«, sagte Christopher.
    »Manipuliert.«
    Er sah auf seine Hände hinab und dachte an zwei lange Nächte, die er in Mexico City damit verbracht hatte, sich in das System des amerikanischen Militärs zu hacken. Das war in der Wohnung von Armando Suarez gewesen, einem Computercrack, mit dem er bis dahin nur per Internet kommuniziert hatte.
    Eigentlich hatte er nur bei ihm übernachten wollen. Dummerweise – oder, wie sich herausstellen sollte, zum Glück – lief bei Armando ständig mindestens ein Fernseher. Die Nachrichten hatten von einem Terroranschlag berichtet und dass ein gewisser Jeremiah Jones dafür verantwortlich sein sollte.
    Christopher hatte unverzüglich handeln müssen. Armando, ein bulliger Kerl von dreißig Jahren, der grässliches Kraut rauchte und gelegentlich Aufträge für die Unterwelt von Mexiko-Stadt erledigte, hatte ihm seine Computer zur Verfügung gestellt. Er hatte ihm auch ein wenig geholfen, nach einer Weile aber nur noch stumm zugeschaut. Ab und zu hatte er den Kopf geschüttelt, und dann hatte Christopher nichts mehr mitbekommen. Wenn er vor einer Tastatur saß, blendete er irgendwann alles aus, was um ihn herum passierte.
    »Ich musste es tun. Die hätten Sie sonst innerhalb von zwei Tagen gehabt«, erklärte er. »Die Software ist imstande, Konturen von Zelten, Lastwagen, Wohnwagen und dergleichen auf Satellitenfotos zu identifizieren. Zusammen mit den Alarmmeldungen werden automatisch Bilder verschickt, auf denen die entsprechenden Umrisse grafisch hervorgehoben sind.«
    Irgendjemand ächzte. Jones hob nur die Augenbrauen. »Und das tut sie jetzt nicht mehr?«
    »Nein. Ich habe das Programm so abgeändert, dass diese Konturen nicht mehr betont, sondern aus dem Foto herausgerechnet werden.« Natürlich nur bei Camps einer gewissen Größe und Art. Wenn auf den Satellitenbildern plötzlich überhaupt keine Zelte mehr aufgetaucht wären, hätte das mit Sicherheit jemanden misstrauisch gemacht. Aber das waren nur Details.
    »Was, vermute ich, zur Folge hat, dass uns die Software

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