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Kohärenz 02 - Hide*Out

Kohärenz 02 - Hide*Out

Titel: Kohärenz 02 - Hide*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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verteilt wurden.
    Christopher lud die Dateien herunter, was rund zehn Minuten dauerte, überprüfte noch einmal, dass sie auch lesbar waren, dann verschwand er wieder aus dem Server, wie er gekommen war: Wie ein Geist. Hoffentlich.
    Jack und George saßen immer noch vorne im Aufenthaltsraum, die schmutzigen Teller vor sich, und redeten. Nur dass sie inzwischen von Cola auf Bier umgestiegen waren.
    »Ähm«, machte Christopher, »hast du Papier für den Plotter?«
    »Ich komme«, sagte Jack.
    Das großformatige Papier verwahrte Jack in einem abschließbaren Schrank im Flur. Sie brauchten zwei Bogen, um den ganzen Schaltplan auszudrucken, und es dauerte ziemlich, bis der emsig hin- und herflitzende Schreibstift alle Linien gezogen hatte.
    »Wow!«, sagte Jack, während Christopher die beiden Bögen präzise aneinanderklebte. »Also, mir könntest du erzählen, dass das der Stadtplan von Los Angeles ist. Und das sagt dir was?«
    »Ja«, sagte Christopher. »Das ist nicht so schwer.« Er würde nie begreifen, wieso sich Leute immer gleich panisch anstellten, wenn sie es mal mit einem etwas komplexeren System zu tun bekamen. Alles, was man wissen musste, war doch, welches Symbol ein AND-Gatter war und welches ein OR-Gatter: Für den Rest genügte logisches Denken!
    »Ach ja«, fiel Christopher ein, als sich Jack schon zum Gehen wandte, »ich muss den Rechner ein bisschen umkonfigurieren. Ich mach’s auch wieder rückgängig; es ist nur so, dass ich die Bluetooth-Schnittstelle benötige, um – «
    »Was immer du brauchst«, unterbrach ihn Jack, die Hände erhoben, als habe jemand von ihm verlangt, sich zu ergeben.
    »Okay«, sagte Christopher. »Danke.«
    Es war lange her, dass er sich damit beschäftigt hatte, einen Prozessorchip zu analysieren. Aber er konnte es noch. Stück um Stück arbeitete er sich durch den komplexen Schaltplan, markierte verstandene Bereiche, notierte Anschlusswerte, fasste Funktionsgruppen zusammen. Es war ein bisschen so, als löse man ein Sudoku mit tausend Zahlen statt mit nur neun: Es durfte einem kein Fehler unterlaufen, wenn man es nicht versieben wollte.
    Nach einer Weile war er so weit, die Bluetooth-Schnittstelle zu konfigurieren. Das war der heikelste Punkt seines Plans. Denn Christopher hatte nichts Geringeres vor, als per Punk mit dem Chip in seinem eigenen Kopf zu kommunizieren.
    Er musste ein bisschen herumprobieren, bis es klappte, aber dann bekam er schließlich eine Verbindung. Unwillkürlich hielt er inne, horchte in sich hinein, fasste sich an den Kopf, obwohl er genau wusste, dass man nicht spüren konnte, wo der Chip saß, und auch nicht, ob er aktiv war oder nicht. Die Vorstellung, dass er auf der Tastatur vor sich Befehle eingab, die per Bluetooth-Basisband in seinen eigenen Schädel gelangten, war selbst für ihn ziemlich unglaublich. Aber es funktionierte: Er konnte Werte auslesen, den Chip dazu bringen zu reagieren…
    Bloß den Virus beseitigen, das konnte er nicht. Nicht so ohne Weiteres jedenfalls.
    Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er es mit einem Computervirus zu tun, den er nicht verstand.
    Irgendwann streckte George den Kopf zur Tür herein. Christopher sah hoch. Er hatte ziemlich lange einfach nur dagesessen und den riesigen Schaltplan vor sich angestarrt, erst in der Hoffnung, dass ihm die Erleuchtung kommen würde, und später dann ohne jede Hoffnung, einfach nur so.
    »Unser Zimmer ist das ganz hinten im Flur«, erklärte George. »Das mit der roten Tür. Jack hat uns zwei Feldbetten aufgestellt, das Bad ist gegenüber.«
    »Okay«, sagte Christopher. »Alles klar.«
    George zögerte. »Es ist halb zwei. Machst du noch lange?«
    Christopher sah auf den Schaltplan hinab, auf das Gewirr der Linien und auf seine Notizen dazwischen. »Ein bisschen noch«, sagte er. »Ich könnte eh noch nicht schlafen.«

71 | Als George Angry Snake am nächsten Morgen aufwachte, war irgendetwas seltsam. Er fuhr hoch. Ein Blick genügte, um zu erkennen, was ihn alarmiert hatte: Christophers Schlafsack lag so unberührt da, wie George ihn am Vorabend auf dessen Klappliege geworfen hatte.
    Er öffnete den Reißverschluss seines eigenen Schlafsacks, schlüpfte in seine Hose und machte sich barfuß auf die Suche.
    Er musste nicht lange suchen. Als er die Tür zu Jacks Büro öffnete, sah er Christopher mit dem Oberkörper auf seinem gigantischen Schaltplan liegen und schlafen, den Kopf in einer Art und Weise abgewinkelt, die unmöglich gesund sein konnte.
    »Christopher«, sagte

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