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Kohärenz 02 - Hide*Out

Kohärenz 02 - Hide*Out

Titel: Kohärenz 02 - Hide*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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gibt es heute wieder genug Leute, die die Nase voll davon haben, fünfzig Meilen zum Einkaufen fahren zu müssen.«
    Vom Hamburgergrillen verstand Jack auf jeden Fall etwas, fand Christopher, als er den ersten Bissen in das Brötchen tat, das er vorgesetzt bekam. Noch nie hatten ihm Hamburger und Cola so gut geschmeckt.
    Allerdings war es ihm nicht vergönnt, sich auf diesen unerwarteten Genuss zu konzentrieren, denn Jack begann, kaum dass er endlich selber am Tisch saß, ihm Löcher in den Bauch zu fragen. Also erzählte Christopher seine Geschichte. Er hielt sie so kurz wie möglich, ließ all die grausigen Details weg und alles, was die Sicherheit der Gruppe um Jeremiah Jones hätte gefährden können: Trotzdem saßen Jack und die anderen am Ende fassungslos da und starrten ihn an.
    »Beim Großen Geist, das ist die abgedrehteste Geschichte, die ich je gehört habe«, sagte Jack schließlich. Er blickte einen Moment ins Leere, nahm dann eine Serviette und wischte sich die Finger daran ab. »Aber klar, darauf läuft alles raus«, meinte er dann versonnen. »All die Technik, die Computer, die Netze… Darauf ist es schon immer rausgelaufen. Wir haben es nur nicht gesehen.«
    Frank schüttelte den Kopf. »Meine Großmutter hat es schon immer gesagt: Der weiße Mann ist verrückt.«
    »Na, vom Verrücktsein hat deine Großmutter eine Menge verstanden, das zumindest steht fest«, sagte Jack mit mildem Spott. Er wandte sich wieder Christopher zu. »Hmm. Eigentlich siehst du ziemlich normal aus. Wie ein Nerd halt. Aber mir vorzustellen, dass du einen Chip im Kopf haben sollst… Fällt mir schwer, ehrlich gesagt. Ich meine – wie groß ist so ein Ding?«
    Christopher fasste in die Tasche, zog das Plastiketui mit dem Chip darin heraus und legte es vor Jack hin. »Hier. Das ist so ein Chip.«
    Den anderen fielen fast die Augen raus. Die kleine Plastikschachtel wurde von einem zum anderen weitergereicht. Ob er den Chip mal anfassen dürfe, wollte Dan wissen.
    »Würde ich lieber bleiben lassen«, sagte Christopher. »Diese grünliche Gallerte, in der der Chip liegt, ist eine sogenannte bioaktive Substanz. Wenn man die mit bloßen Händen berührt, beginnt sie sofort, auf die Nervenzellen in der Fingerspitze einzuwirken, sie zu Zellwachstum anzuregen und dazu, Dendriten auszubilden. Macht sich als schmerzhaftes Brennen bemerkbar und kann ziemlich unangenehm werden.«
    »Verstehe«, sagte Dan und legte das Etui auffallend schnell weg.
    »Was hast du mit dem Ding vor?«, fragte Jack.
    Christopher faltete die Hände. »Man kann Chips aufsägen. Wenn man ihre Schaltkreise durch ein starkes Mikroskop hindurch fotografiert und zigtausendfach vergrößert, kann man ihre Funktion analysieren. Man braucht allerdings die richtige Ausrüstung dafür. Das ist der Knackpunkt.«
    Frank Miller beugte sich über das Etui, ohne es noch einmal anzufassen. »Hmm. Aber du denkst da nicht etwa an unser Sägewerk, oder?«
    Jack lachte.
    »Nein«, sagte Christopher. »Im Grunde gibt es nur zwei Möglichkeiten: Hersteller anderer Computerchips – oder Universitäten. In deren Labors kann man das machen. Sonst nirgends.«
    »Verstehe.« Der Indianer nickte bedächtig. »Da habt ihr ganz schön was vor.«
    »Ja«, sagte Christopher.
    »Frank«, sagte der andere, Dan, und klopfte dabei auf seine Armbanduhr. »Wir müssen. Das Spiel fängt gleich an.«
    »Oh. Richtig.« Mit einem Schlag waren Kohärenz, Chips und alles andere vergessen. Die beiden sprangen auf, bedankten sich bei Jack für das Abendessen und machten, dass sie fortkamen.
    »Was für ein Spiel?«, fragte George, als die Tür ins Schloss gefallen war.
    Jack zuckte mit den Schultern. »Baseball, glaube ich.« Er musterte Christopher. »Sag mal, jetzt, da wir unter uns sind: Das ist nicht wirklich dein Plan, oder? Ein Universitätslabor finden, in dem du den Chip aufsägen kannst?«
    Christopher erwiderte seinen Blick reglos. »Wie kommst du darauf, dass das nicht mein Plan ist?«
    »Weil du weder einen Hersteller von Computerchips noch eine Universität finden wirst, die außerhalb des Mobilfunkbereichs liegen.«
    George hatte recht gehabt. Dieser Jack Rising Dawn war wirklich nicht dumm.
    Christopher reckte sich nach dem Etui mit dem Chip und hielt es Jack mit der Schmalseite hin. »Hier. Schau mal durch diese seitliche Lupe. Auf der Kante des Chips steht etwas. Ein Wort.«
    Jack nahm das Plastiketui, spähte mit zusammengekniffenen Augen durch die lupenartige Verdickung.

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